Warpstone 21

Well, we are still here.
Aus dem Vorwort der Warpstone 21

Der Warpstone 21 ist die zweite Ausgabe des Magazins seit dem Ende von Hogshead und dem damit verbundenen Ende des Rollenspiels zum Warhammer-Universum. Zwar ist mittlerweile wieder ein Licht am Ende des Tunnels, wo doch Green Ronin nun die Rechte für WFRP übernommen haben, ja sogar eine zweite Edition der Grundregeln angekündigt haben, doch ganz akut herrscht noch immer Ebbe am Strand der Neuerscheinungen.
Wie gelegen kommt einem da doch immer wieder dieses Magazin, das schon eher Quellenbuch-Qualitäten an den Tag legt?

Sehr gelegen, zweifelsohne, und nachdem Ausgabe 20 mich – nach längerer Abstinenz – vom Inhalt wie auch vom Umfang her durchaus überzeugen konnte, war es gar keine Frage, dass auch Nummer 21 letztlich auf meinem Rezi-Tisch landen würde.
Da liegt sie nun und zumindest äußerlich gefällt sie ebenfalls wieder. Das (gewohnt schwarzweiße) Cover zeigt einen schwer bewaffneten Oger vor einer eine Schlacht suggerierenden Kulisse und gefällt damit bedeutend besser als das letzte, auch das Innenartwork gefällt, Ausrutscher gibt es keine. Einzig der Druck zehrt an einigen Stellen etwas an der Qualität, da er unscharf oder pixelig erscheint, aber ich denke, das kann man verschmerzen.
Wie schon die letzte Ausgabe besitzt der Band zudem eine richtige Bindung im Gegensatz zur Heftung von früher: vorbildlich.

Damit sei aber auch genug zu den Äußerlichkeiten gesagt, gerade für ein Fanzine gibt es da einfach keinen Grund zur Kritik. Inhaltlich wird der Band, nach Vorwort, Impressum und Inhaltsverzeichnis, zunächst einmal mit einigen Rezensionen eröffnet. Die Rezi zu 'Dwarfs: Stone and Steel" ist ganz nett und sozusagen ja auch der Abschnied von Hogshead, soweit es WFRP betrifft, ebenso wie die paar Zeilen zu dem ja letztlich nur online erschienenen Abenteuer "Fear the Worst". Zudem wird noch der Roman "Mark of Damnation" vom Ex-Chefredakteur James Wallis sowie das WFB-verbundene "Liber Chaotica I: Khorne".
Es folgt noch eine Seite mit News zu diversen Fanprojekten und -magazinen, bevor wir uns dann dem eigentlichen Inhalt nähern.

"Warhammer: the Rebirth" von Tim Eccles ist der Titel seiner gewohnten Kolumne und befasst sich mit dem, was eine eventuelle zweite Edition von WFRP auszeichnen müsste. Ein interessanter Artikel, der zwar mittlerweile etwas von der Realität überholt wurde, aber dennoch keine schlechte Lektüre.

"An Early Demise" ist ein sehr spannender Artikel zum Thema "Sterben im Rollenspiel", den ich jedem nur sehr ans Herz legen kann. Denn so wie Rev. Lepper hier auch gleich mit einem Zitat aus der Tabelle für kritische Treffer beginnt, wird schnell das Thema klar: der Tod wird schnell zum Alltag und man vergisst den damit verbundenen Schrecken.
Hier werden einfach mal verschiedene Seiten des Themas, vom Moment des Todes bis zum Benachrichtigen der Angehörigen, durchgesprochen. Eine sehr lohnende Lektüre, wie gesagt, die ich – bis auf die Regeln zum Spielen von Geistern – sehr gut gelungen finde.

"The Outrider in WFRP" von Peter Rutlowski behandelt eben jene Profession in der Welt von Warhammer, zusammen gefasst unter dem schönen Titel "Hay for my Horse and a candle for me!". Es ist nicht gerade der spannendste Artikel, den ich in meinem Leben gelesen habe und mit vier Seiten dafür noch recht umfangreich, aber an sich geht der Inhalt schon in Ordnung.
Ein interessanter Schlag sind sie ja schon, dennoch nicht für jede Gruppe geeignet, denn sie sind recht einzelgängerisch geschildert.
Wer aber schon immer mal einen 'einsamen Cowboy mit seinem Pferd' spielen wollte, tja, dies ist die Chance.

"The Professor's Dilemma" ist ein Abenteuer von F. Jason Lindholm. Was soll ich da sagen? Große Schrifttype hier, weiter Zeilenspiegel, gerade mal drei Seiten, davon eine Seite mit der Beschreibung eines Turmes und am Ende Werte für eine 'Huge Amoeba' und eine 'Giant Amoeba'. Kurz gesagt: Nee, das war nichts...

"Stomach for a Fight" von "Richard Leon" ist dagegen recht cool und zudem der Grund, warum es einen Oger auf dem Cover gibt: hier wird der Oger spielbar!
Sechs Seiten gibt es dazu, mit massig Hintergrund zu Kultur und Religion, zu Werten und Professionen und sogar zur Sprache von Ogern. Zugegeben, das ist nichts für jede Gruppe, aber ich denke, selbst wenn man sie nur als NSCs einsetzen will, gewinnen diese Biester hier eindeutig sehr an Tiefgang.

Wer aber seinem Charakter auf konventionellerer Art neue Wege eröffnen möchte, der wird vielleicht im Artikel 'That's Entertainment' von Jeody Macgregor fündig. Auf sieben Seiten werden hier Berufe und Hintergründe für die komplette Unterhaltungskultur der Welt von WFRP vorgestellt. Wer also schon immer mal einen derartigen Charakter spielen wollte, findet hier nun alles, was er zum Unterhalten der Massen gebrauchen konnte.
Die vorgestellten Berufe reichen von A wie Acrobat bis W wie Wrestler, beinhalten aber auch kreativere Vorschläge wie etwa den Fire Eater, den Ventriloquist oder auch den Freak – hat mir extrem gut gefallen und weckt fast mal Lust auf eine Kampagne mit einem fahrenden Zirkus.

18 Seiten umfasst dann das Abenteuer "The Tears of Myrmidia" von Brian Gillatt und Raul Mackintosh. Der Umfang entsteht nicht nur durch eine recht komplexe Handlung, sondern auch dadurch, dass es die Spieler von Marienburg bis nach Arabia führt – mit Sicherheit mal eine schöne Abwechslung vom Imperiums-Einerlei und zudem recht gut geworden. Hat mir gefallen.

Zu den sechs weiteren Seiten "Talabheim" sage ich an dieser Stelle mangels Überblick mal nichts weiter, der vorletzte Artikel "Forms of Address II" von Leif Ulrich Schrader ist dagegen noch mal eine richtige Gaudi, listet er doch typische höfische Anreden in Reikspiel, somit also in Deutsch auf.
Damit man mich nicht falsch versteht – ich finde ihn durchaus gut gelungen, dennoch offenbart er dem hiesigen Leser ungeahnte Unterhaltungsqualitäten, wenn man sich die lautmalerischen Schreibweisen der Begriffe anschaut.
Es ist somit keine Cthulhu-Gottheit gemeint, wenn dort etwa "ZINE DOORRK-lah-KHT, MAHHRK-grahph" genannt ist, sondern eben der Versuch, das für Anglisten wohl nahezu unausprechliche "Seine Durchlaucht, Markgraf" wiederzugeben. Aber keine Angst, normale Schreibweisen sind auch gegeben.

Der letzte Artikel, von Tim Eccles und Richard Iorio II, widmet sich dagegen auf zwei Seiten der Bäckersgilde. Interessanter als es klingt, aber keine Offenbarung.

Abgerundet wird der Band dann noch von einigen Leserstimmen, die ich jetzt nicht gebraucht hätte, aber auch verschmerzen kann. Insgesamt gefällt mir die Nr. 21 etwas schlechter als die Jubiläumsausgabe, was vor allem an den diesmal in meinen Augen etwas umfangreich geratenen Abenteuern liegt. Doch wer neues Futter für WFRP sucht, wird die nötigen 7,50 Dollar für die Ausgabe sicherlich nicht bereuen, denn nicht nur das der Kosten/Nutzen-Faktor von 65 Seiten zu diesem Preis in heutigen Zeiten schon fast einmalig zu sein scheint, auch alleine für den Tod- und den Outrider-Artikel sowie die Entertainer lohnt die Anschaffung.
So kann's weitergehen!


Name: Warpstone 21 
Verlag: unabhängige Produktion 
Sprache: Englisch{jcomments on}
Autoren: diverse
Empf. VK.: £4,95 
Seiten: 60