The WFRP Companion

Explore the Old World!
vom Backcover von The WFRP Companion

Guten Tag, meine lieben Leserinnen und Leser. Heute befassen wir uns mit einem Anschauungsobjekt der Kategorie „Missmanagement“. Es handelt sich dabei um ein Rollenspielprodukt zu WFRP 2nd mit dem klangvollen Titel „The WFRP Companion“.
Wir erinnern uns: Es sind zuvor bereits vierzehn Quellenbände und Abenteuer für das Spiel erschienen, alle im Hardcover. Einige innen bunt, andere schwarzweiß, aber alle im Hardcover.
Hardcover ist aber teuer, also beschließt man bei BI, fortan erst Titel ab 120 Seiten aufwärts als Hardcover zu bringen. Der nächste Band mit 96 Seiten, das soll das „Companion“-Buch werden.
Dumm nur, wenn kurz vor Release beschlossen wird, das Buch doch noch zu erweitern. So hat „The WFRP Companion“ nun doch 128 Seiten, aber da die Entscheidung wohl einmal gefallen war, kommt es dennoch im Softcover. Das macht aber auch nichts, denn mit 24,99 Dollar Grundpreis merkt der Kunde den Unterschied zumindest an der Kasse jetzt auch nicht wirklich. Sauteuer ist das schon zu nennen.

Loben muss ich allerdings das Cover des Buches. Während die generelle Aufmachung bis hin zu Satz und Innenillus das gewohnte Bild der Reihe liefert, ist das Cover ganz grandios geraten. „Ozan Art“ ist als Quelle genannt und ob das nun eine Firma oder ein Mann ist, weiß ich nicht. Das Cover aber, keine Frage, ist toll. Eines der schönsten Bilder der ganzen Reihe bisher.

Doch kommen wir lieber direkt zum Inhalt. Das Buch gliedert sich in drei Kapitel und einen vorangehenden Quellenteil, der offenbar nirgendwo passte. Soviel mal wieder zu guter Planung. Dieser Teil geht ohne große Überschrift dem Buch voran und beschreibt einmal die komplette Welt von Warhammer außerhalb des Imperiums. Ich könnte an diesem Punkt jetzt anmerken, dass das ins Grundbuch gehört hätte, lasse das aber mal und sage zumindest, dass das Endergebnis gut geworden ist. Die Beschreibung ist knapp genug um nicht ins Labern zu kommen und dennoch voller netter Ideen. Ein Einstieg, der Mut macht.

Das erste Großkapitel heißt dann „Life in the Empire“ und macht gut und gerne das halbe Buch aus. In einzelnen Abschnitten beschreibt es Jahrmärkte, das Leben entlang des Reiks, erweiterte Handelsregeln, Sternzeichen und ihre Bedeutung, Medizin im Imperium sowie ein Social Conflict-Regelsystem.
Die Qualität der Beiträge schwankt sehr. Gerade die Reik-Beschreibungen scheinen sehr von „Death on the Reik“ inspiriert zu sein, was gut ist. Auch die Handelsregeln sind einfach genug, um nicht zu stören und dabei gut genug, um damit echt auch spielen zu können. Ein Großteil der anderen Artikel ist nett, aber nichts weltbewegendes, das Social Conflict-System dagegen ein Debakel. Es nimmt satte zehn Seiten ein, ist unübersichtlich präsentiert, sperrig anzuwenden und ganz offensichtlich kein integrierter Teil des Regelwerks, wie es im Grundbuch steht. Hier sollte wohl offenbar ein modernen Trend aufgegriffen und aufgepfropft werden. Hat nur nicht geklappt.
Da fehlen dem Spiel so viele Regeln, etwa ein gutes Handwerkssystem, und was kriegt man? Social Fu, nur leider völlig unausgegoren.
Anbei sollte ich auch hier noch erwähnen, dass der Reik-Part wohl in „Sigmar‘s Heirs“ und das Handelssystem in der „Old World Armory“ sicher gut aufgehoben gewesen wären.

Beim zweiten Großkapitel – „A Larger World“ – ist der Titel etwas hoch gegriffen. Beschrieben werden auf exakt 13 Seiten exakt zwei Städte – Sartosa und Tobaro. Allerdings muss man sagen, dass dieser Teil des Buches rundum begeistern kann. „Sartosa“ ist ein tolles Piratennest, wie es im Buche steht, „Tobaro“ ist dagegen die Stadt der Narren, selbst für Tilea noch ein ganz besonderer Ort. Trotz der Kürze der Beiträge hat man direkt Lust, in einer dieser Städte ganze Kampagnen anzusiedeln – tolles Material!

Im dritten Großkapitel dann folgen „Organizations and Encounters“, eine wiederum eher schräge Mischung. Der neue „Cult of Illumination“, einige beispielhafte Pubs, die „Gunnery School“ von Nuln, ein Schwarzpulvergeschäft und neue Kreaturen sind schon eine sehr gewagte Kombination.
Auch hier gilt wieder, dass man sich bisweilen fragt, warum das nun gerade hier steht. Wäre die Beschreibung der Gunnery School in „Forges of Nuln“ nicht viel besser aufgehoben gewesen? Warum sind die Kreaturen nicht schon in dem „Old World Bestiary“ gewesen?
Springt man mal über diese Schatten, so muss man anerkennen, dass die Qualität der Texte selber durchweg gut ist. De facto hat das Buch einige der besten Texte, die ich seit längerem in einem BI-Buch gefunden habe ... würde das nur nicht alles so (gesamt-)konzeptlos wirken.

Neben der produktionstechnischen Anekdote am Anfang, die so übrigens im BI-Forum zu lesen war, ist da alleine die Auswahl der Artikel fraglich. Neben den angesprochenen Unklarheiten frage ich mich etwa auch nach wie vor, ob denn etwa die Weltbeschreibung vom Anfang nicht auch unter „A Larger World“ einen Platz gehabt hätte, etc.
Leider sind gerade in dem ersten Großkapitel auch ein, zwei mehr oder mindere schlimme Gurken enthalten, was ebenfalls an der Gesamnote zehrt.

Wäre „The WFRP Companion“ fünf Dollar billiger und würde die Sortierung und Textauswahl ein Konzept abseits von „Da kommt alles rein was übrig ist“ erkennen lassen, die Gesamtnote wäre weitaus besser.
So kommt man irgendwie nie davon los, eine Sammlung von kostenpflichten Addons zu bestehenden Büchern gekauft zu haben, die zwar gut sind, teilweise sogar richtig gut, die man aber eigentlich lieber schon vorher gesehen hätte.


Name: The WFRP Companion 
Verlag: Black Industries 
Sprache: Englisch{jcomments on}
Autoren: Entwickelt von Robert J. Schwalb
Empf. VK.: 24,99 US-Dollar 
Seiten: 132