Terror in Talabheim
The Eye of the Forest In Peril!
mit phantasievoller Groß- und Kleinschreibung direkt vom Backcover vom Terror in Talabheim
Jedenfalls ist rein optisch sozusagen alles beim Alten. Es ist eines der dünneren Hardcover des Verlages und daher im Inneren schwarzweiß, wobei klar gilt: kennt man eines der S/W-Bücher von BI, dann kennt man alle. Das Layout ist soweit gleich, die Illustrationen vom Stil her das gewohnte Paket und auch sonst sucht man Innovation in diesem Sektor vergebens. Neu ist der Stil des Covers, der ist nämlich eher murks. Ich bin mir nicht ganz sicher, es könnte an dem Druck des Buches liegen, aber es ist zu dunkel und in seiner Linienführung zudem zu konfus – man muss schon mehrfach hinschauen, um zu erkennen, was man da sieht. Und selbst wenn man genau hingeschaut hat, ist es nicht ganz unproblematisch, zu benennen, was man da erkannt hat. Verantwortlich war leider nicht mehr Wayne England wie bei „Barony of the Damned“ oder gar der geniale Christer Sveen, von dem die Cover der „Paths of the Damned“ sind, sondern Paul Jeacock. Ein Wechsel nicht hin zum Besseren, ganz eindeutig.
„Innovation“ ist vielleicht ein zu großes Wort, aber zumindest Neues kriegt der WFRP-Spieler mit diesem Band aber schon im Quellenteil geboten. Talabheim ist irgendwie immer eine dieser Städte gewesen, die zwar groß auf so ziemlich jeder Karte des Spiels drauf waren, zu denen es aber nie wirklich Informationen gegeben hat. Middenheim und Marienburg hatten Quellenbücher, Bögenhafen, Altdorf, Kemperbad und einige weitere wurden in der „Enemy Within“-Kampagne zumindest umrissen, doch Talabheim ward nie groß erwähnt. Und nachdem das ebenfalls so oft unerwähnte Nuln ja bereits sein Abenteuer bereits hatte, ist dieses Mal die Stadt im Auge des Waldes an der Reihe, die nicht ganz zufällig nach dem Gott Taal benannt zu sein scheint.
28 Seiten umfasst die Beschreibung der Stadt, die auf überaus kuriose und spannende Weise die Kulte des Sigmars und des Taals an einem Ort bündelt und mit dem Ulric-Kult in Verbindung bringt. Doch auch abseits dessen kann die Beschreibung der Stadt punkten und macht Talabheim tatsächlich zu einem einzigartigen Setting innerhalb der alten Welt, das zwar urban und auf Stadtabenteuer ausgelegt zu sein scheint, andererseits dem Wald aber auch immer nahe ist.
Hat mir ausnehmend gut gefallen, weitaus frischer als die verkürzt wiederverwerteten Infos zu Middenheim im „Ashes“-Band, beispielsweise.
Kommen wir aber zum Herzstück des Buches: dem Abenteuer. Es geht um Skaven und eine finstere Seuche, die von den Rattenwesen in die Welt gebracht wird. Über sieben Kapitel erstreckt sich die Handlung, die den Charakteren sehr gekonnt die Möglichkeit gibt, das Abenteuer in erster Reihe zu erleben. Der Powerlevel weiß auch zu gefallen, fordert die durchschnittliche Heldengruppe sicherlich, ist episch, zerschmettert aber auch nicht gleich die ganze Spielwelt, sollten die Spieler nur einen Teilsieg erringen können.
Nicht zuletzt durch das nur kurz zuvor veröffentlichte Skaven-Quellenbuch gewinnt das Abenteuer auch auf der Seite der Widersacher an Kontur und wird gewissermaßen nachvollziehbar gemacht. Regeltechnische Notwendigkeiten wurden aus „Children of the Horned Rat“ übernommen und machen das Abenteuer auch ohne den anderen Band spielbar, allerdings ist es für den Hintergrund sicherlich nützlich.
Die im Vorfeld mehrfach recht vollmundig beworbene Möglichkeit, das Abenteuer auch aus Sicht der Diener der Gehörnten Ratte spielen zu können, erweist sich indes als recht vollmundige Versprechung mit geringen Bezug zur Wirklichkeit. Zwar gibt es Anmerkungen in Text, aber der Schwerpunkt liegt ganz klang auf den „man-things“ und nicht den Ratten.
Was mir an dem Szenario gefällt ist die Struktur. Es ist nicht so geradlinig wie „Ashes of Middenheim“ und nicht so verworren wie „Spires of Altdorf“, es ist einfach eine variantenreiche Geschichte, die zudem die Spieler zum Mittelpunkt macht. Hier gibt es keine mächtigen NSCs, die dann am Ende alles gut machen, wenn die Spieler nur lange genug ausharren.
Dem Gegenüber sind allerdings einige (wenige!) Schienenmomente und eine manchmal eher illusorische Freiheit zu nennen, aber nirgends so, dass es zur Abwertung reicht.
Dicke zur Abwertung gereicht aber einmal mehr der Preis. Gut, WFRP2nd mag keine gigantischen Auflagen erreichen und es ist immer noch ein Hardcover, aber 24 Dollar 99 sind einfach unverschämt für 96 schwarzweiße Seiten. Der WFRP2-Spieler mag es gewöhnt sein, einen Abzug bei der B-Note gibt es aber sicher.
Ansonsten möchte ich „Terror in Talabheim“ aber durchaus meine volle Empfehlung aussprechen. Neben einem spannenden und epischen Abenteuer ohne angehängte Kampagne bietet das Buch nicht zuletzt die Beschreibung eines tollen Settings, das in der Alten Welt bislang einfach zu kurz gekommen ist.
Er sieht nicht übermäßig schön oder auch interessant aus, der Band. Aber hier sind es durchaus die inneren Werte, die zählen, und da können sowohl Arbeit als auch Stadtbeschreibung vollkommen auftrumpfen. Wer WFRP2nd im Imperium spielt, der sollte definitiv auch mal einen Blick auf „Terro in Talabheim“ werfen. Viele spannende Geschichten warten dort darauf, erzählt zu werden.
Name: Terror in Talabheim
Verlag: Black Industries {jcomments on}
Sprache: Englisch
Autoren: TS Luikart, zusammen mit Gary Astleford und Eric Cagle
Empf. VK.: 24,99 US-Dollar
Seiten: 96