Reiche der Magie

Meistern Sie die Kunst der Zauberei!
vom Backcover von Warhammer Fantasy-Rollenspiel: Reiche der Magie

Feder&Schwert blieben ihren Fans treu und präsentierten pünktlich zur SPIEL 2006 in Essen, ein Jahr nach Veröffentlichung des deutschen Grundbuches, den nunmehr bereits vierten Zusatzband nach dem „Bestiarium der Alten Welt“, „Sigmars Erben“ und „Aus der Asche Middenheims“. „Reiche der Magie“ war an der Reihe und stellt damit die Übersetzung eines Buches dar, dass einen sehr gewichtigen Namen trägt – denn seit jeher ist „Realms of Sorcery“ ein Produkt gewesen, dass Tücken mit sich brachte. Hierzulande scheint aber alles gut gegangen zu sein, denn auf den ersten Blick hin merkt man bereits, dass die Tugenden der deutschen Ausgabe auch hier wieder zu finden sind. Wer sich über das Buch generell informieren will, der sei übrigens auch an dieser Stelle wieder auf die Rezension der englischen Ausgabe verwiesen – diese Rezension dreht sich alleine um die deutsche Ausgabe und wie die Umsetzung geraten ist.

Schon das Cover hat die typische Überarbeitung erhalten. Das Bild wird durch rötliche Flächen halb bedeckt und horizontal stark von einer Borte kadriert, was bestimmte Bildelemente sehr schön betont und der deutschen Reihe insgesamt einen viel größeren visuellen Zusammenhalt beschert, als es bei den BI-Ausgaben der Fall ist.
Auch die Innengestaltung hat die typische Überarbeitung erhalten, wenn auch etwas anders, als bisher. Denn Die kapiteleinleitenden Bilder gab es im Englichen RoS ja auch bereits, so dass man diesmal keine dafür auswählen musste, sondern nur die bestehenden von dem störenden Rahmen befreit hat. Ansonsten gilt auch hier wieder die Formel, dass die Bilder sauberer positioniert und die Überschriften verschönert wurden. Leider ist der Druck des Buches zumindest in meiner Ausgabe etwas dunkel geraten, was aber nur an ganz wenigen Stellen leicht stört, wo dann Text und Designelemente übereinander liegen.
Wichtiger zu erwähnen sind sicherlich die kleinen inhaltlichen Veränderungen des Buches. Neben einigen angepassten Werten (so hat die im Original mit Ag 18 sehr kränkliche Katze jetzt Ge 38% und die Schlange steckt mit Leb 1 etwas weniger ein als im englischen Buch) verstand man es auch dieses Mal wieder, fehlende Inhalte aus der „Old World Armory“ direkt in das Buch einzubinden. So findet man im Kapitel zu den „Magischen Hilfsmitteln“ jetzt etwa auch einen Textkasten mit Regeln zu Rüstungen und Waffen aus Ithilmar und Gromril, die man bislang nur in der OWA finden konnte.
Auch sonst wurden hier und daeinige Veränderungen vorgenommen, die das Buch insgesamt viel runder erscheinen lassen, als das originale RoS.

Auch sprachlich ist die Übersetzung sehr zu loben. Wieder war Alexander von Peschke-Pigulla am Werk, dessen Arbeit mir bei „Aus der Asche Middenheims“ schon gut gefallen hatte und der mich auch dieses Mal nicht im Stich lässt. Auch kleine Gags und Spitzen hat die Übersetzung unbeschadet gelassen, teils wirken sie auf mich sogar noch einen Zacken schöner.
Ein Beispiel? In RoS heißt es, dass Akademiepersonal selten die Namen der neuen Auszubildenden lernt, da die Ausfallrate so hoch sei. Ihre Rufnamen sind daher „dudges, hopefuls, apprentices, senior apprentices, novices, you there“ (RoS, S. 75). In RdM heißt es: „Zauberlehrlinge nennt man auch Arbeitssklaven, Hoffende, Lehrlinge, Oberlehrlinge, Novizen und Dudas“. Dudas ... das finde ich einfach großartig.
Vermutlich weniger Geschmackssache als das gerade genannte Beispiel sind dann noch einige sprachliche Anpassungen im Hinblick auf das ja manchmal etwas fragwürdige „Reikspiel“ der englischen Ausgaben. Und wenn einer der Einleitungsgeschichte seinen Herren im Englischen noch mit „Menheer“ anredet, so macht er das jetzt Formschön mit „Mijnheer“. Was wörtlich nicht ging, wurde sinnvoll ersetzt und wer es gelesen hat, wird mir wohl zustimmen, dass „Ein heißer Abgang“ zwar keine direkte Übersetzung „A Brutal Finish“ ist, wohl aber das beigefügte Abenteuer gut umreißt.

Überhaupt – der Inhalt. Die Struktur des Buches ist gegenüber der englischen Ausgabe gleich geblieben. „Ursprung und Geschichte der Magie“ ist das Geschichtskapitel, „Vom Wesen der Magie“ dagegen ein theoretischer Teil, der es nicht zuletzt einem Spielleiter sehr vereinfachen kann, „korrkte“ WFRP/WFRSP-Magie am Spieltisch zu beschreiben. „Magie und die Gesellschaft des Imperiums“ gibt einen Einblick in Alt-Weltische Denkweisen, „Die imperialen Magieakademien“ hingegen beschreibt die Institutionen selbst. „Von Hexen und Hexenjägern“ bietet einmal mehr, was der Titel verheißt, wenn ich hier auch – wie schon bei der englischen Ausgabe – kritisieren möchte, dass der Exorzist aus unverständlichen Gründen in „Sigmars Erben“ untergebracht wurde. Und, soviel sei gesagt, später dann auch noch mal im „Tome of Corruption“. Hier hätte man noch ausbessern können.
„Die magischen Lehren“ bietet die erweiterten Spruchlisten für alle Magieschulen, aber auch nur für diese. Nekromanten und Dämonologen warten auf die deutsche Ausgabe des „Tome of Corruption“, die bereits mehr oder weniger angekündigt ist, Diener klerikaler Mächte müssen derzeit selbst auf Englisch noch auf das für 2007 versprochene „Tome of Salvation“ hoffen. Wie auch immer, hier werden die nun „Elementar“ genannten Spruchlisten des Grundbuchs noch um eine neue, „Mystisch“, ergänzt und alternativ in einer gemischten Form namens „Kardinal“ angeboten, so dass man seinen Zauberer nun besser individualisieren kann.
Es folgen noch „Magische Hilfsmittel“ nebst Vertrauten und Elixieren sowie die „Runenmagie“, sowie das besagte Abenteuer. Wie im Original auch bietet der großspurig „Referenztabellen“ genannte Appendix drei Seiten mit Chaosmanifestationen – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die beiden Nachworte der Entwickler aus der englischen Ausgabe wurden dagegen entfernt und auch nicht durch deutsche Kommentare ersetzt. Sicherlich keine schlechte Entscheidung.

Wieder einmal toppt die deutsche Ausgabe das englische Äquivalent merklich. Es sieht schöner aus, wirkt insgesamt runder und professioneller. Es wurden allerlei Macken aus der englischen Ausgabe herausgeschliffen, leider nicht wirklich alle.
Wenn RoS in meiner Rezension ein „noch gut“ erhält, dann kann man der deutschen Ausgabe sicherlich ohne Bedenken auch „noch sehr gut“ aussprechen. Leider gehen Götterdiener beider Seiten leer aus und leider liegt der Exorzist irgendwo in „Sigmars Erben“ verborgen, aber insgesamt ist das Buch sein Geld definitiv wert.
Mittlerweile kann ich auch von meiner eigenen Runde her sagen: ohne RoS hätte ich bisweilen deutlich mehr Probleme gehabt, diese zu leiten. Das Buch ist trotz der wenigen Makel einfach nützlich. Und wenn jetzt die deutsche Ausgabe sogar besser ist, was bleibt einem da, außer zuzugreifen?


Name: Reiche der Magie {jcomments on}
Verlag: Feder & Schwert 
Sprache: Deutsch
Autoren: T.S. Luikart u.a.; Deutsch von Alexander von Peschke-Pigulla
Empf. VK.: 29,95 Euro 
Seiten: 256