Lure of the Liche Lord
Can You Resist the Lure?
vom Backcover von Lure of the Liche Lord
Nanu?
Also entweder ist die Info wegen der Seiten falsch gewesen, oder aber ohne mein Wissen revidiert worden, oder aber bei Black Industries weiß die rechte Hand mal wieder nicht, was die linke tut. Gemessen an den Verschiebungen der letzten Zeit und des rückläufigen Produktionsrythmus würde ich mal auf die letzte Vermutung tippen, aber wer weiß?
Fakt ist, LotLL liegt mir nun als schwarzweißes Softcover mit farbigem Einband vor und kostet mit einem Preis von 24,99 US-Dollar nicht gerade wenig. Aber das BI eher für die besser Verdienenden produziert, das stelle ich hier ja auch nicht zum ersten Mal fest.
Optisch bietet das Buch einem genau die gewohnte Kost. Das Cover ist schön, aber recht egal und mal wieder eines der „Person vor Kartentextur“-Cover, die schon diverse andere Bücher des Spiels gekennzeichnet haben. Das Innenlayout sowie die Illustrationen bieten dabei das gewohnte Bild, da gibt es hier gar keine Überraschungen. Das tolle neue Innenlayout des Begleitheftes des neuen Spielleiterschirms hat es aber offenbar leider wohl nicht geschafft, in die reguläre Reihe zu springen.
Aber was ist dieses Buch nun? Es ist gewissermaßen der Abenteuerband zu „Renegade Crowns“, so wie „Barony of the Damned“ der zu „Knights of the Grail“ war. Zwar verwendet das Vorwort des Buches einige dieser tollen, modernen Begriffe wie „Toolbox“ und so, aber im Grunde kann man das Buch auf zwei simple Bestandteile zusammenkürzen: Es enthält die Beschreibung einer Region der Border Princes und einen Dungeon.
Wer „Liche Lord“ hört und etwas in dem Buch blättert, der mag zudem zunächst sehr verwirrt sein. Denn Liches, die sucht man eigentlich weniger dort, sondern eher im Süden, im untoten Khemri. Des Rätsels Lösung ist allerdings das alte, bereits lange zerfallene Großreich Nehekhara, dessen Ausdehnungen auch bis in die Border Princes reichten und die somit das Grabmal dahin bekommen haben.
Das geht soweit vermutlich in Ordnung, verschenkt aber eigentlich auch zugleich all das Potential, die Region noch mit etwas mehr Leben zu füllen. Zwar ist die Region an sich sehr nett ausgearbeitet und die zahllosen Anregungen, wie man die Spielercharaktere in das Grab des nunmal toten Karitamen bekommen, sind sogar richtig toll geraten, aber im Endeffekt führen doch alle Wege unter die Erde.
Insofern steht das Buch sicher in einer guten Tradition von „Karak Azgal“, wo ja ebenfalls bereits ein Dungeon-Kern mit einer Reihe schöner Hintergrund-Anleihen fundiert wurde.
Doch das Grabmal des Karitamen ist von der Zwergenfeste so grundverschieden, wie es nur sein kann. Sieben Etagen umfasst der Dungeon, die allerdings in fortlaufender Reihenfolge – Pyramide eben – kleiner werden. Jede Etage ist recht vollgestopft mit Gegnern und Fallen, wobei letztere auch noch mit neuen Regeln ummantelt wurden. Diese sind aber nicht wirklich der Rede wert und mal wieder ein klarer Fall von „das Offensichtliche erklären“.
Der Dungeon ist bisweilen ziemlich tödlich, alleine schon durch die Fallen, die rein rechnerisch teilweise einen schwächeren Charakter mit etwas Pech auf seiner Seite auch schon mal direkt töten können. Ich stehe Dungeoncrawls mit einem so tödlichen System wie WFRP2 ja ohnehin eher skeptisch gegenüber, aber hier ist das schon bisweilen recht übel. Da gibt es etwa einen Leuchter, der bei Berührung automatisch umfällt, allen umstehenden Charakteren einen „Damage 3 hit“ verpasst und sie auch noch in Brand steckt, fall ihnen kein Agility Test gelingt. Und das ist nicht die schlimmste Falle.
Dazu kommen noch diverse „Random“-Tabellen, unter anderem auch wieder mit Fallen, die einer Gruppe, die Karitamens Grabs unsicher machen will, eine ganz schön harte Zeit versprechen.
Leider strotzt der Keller jetzt auch nicht gerade vor Abwechslung. Wirkliche Interaktionsmöglichkeiten sind Mangelware, dafür die Fallen zahlreich und wenn auch abwechslungsreich in der Darstellung, so doch repetativ in ihrer Auswirkung. Ein großer Teil der todbringenden Mechanismen folgt letztlich dann doch dem Schema „Schaffe Agility, sonst nehme Schaden“. Sehr lahm.
Das machen auch ein ganzer Packen neuer Untoter nicht mehr wett, die LotLL zum Bestiarium des Spiels ergänzt.
Im Endeffekt ist LotLL zwar nicht schlecht, aber auch nicht toll. Als „Border Princes“-Band bin ich ziemlich enttäuscht, denn auch mit der halben Regionalspielhilfe im Band wird man das Gefühl doch nicht los, dass der Dungeon eher nachträglich in die Region portiert wurde. Als Khemri-Abenteuer hätte ich Karitamens Grab geschluckt, aber so? Ich tue mich da doch schwer...
Aber es wird ja zumindest eine Begründung geliefert, warum das Grabmal da liegt, wo es ist und es gibt schließlich sogar eine ganze Bataillon von Ideen, warum die Charaktere eine Motivation haben könnten, sich in die sieben tödlichen Etagen zu wagen.
Was mir allerdings abschließend fehlt, dass ist die Begründung, warum sich die Spielgruppe dorthin begeben sollte. Das Abenteuer ist vom Design her zwar nett, aber repetativ und bar jedweder Chance auf Interaktion.
Wer zwanghaft auf Dungeons steht oder wer seine Charaktere schon mal immer effektiv dezimieren wollte, der sollte LotLL ruhig mal eine Chance geben. Alle anderen sollten aber erst einmal einige der anderen, sinnvolleren Bände des Spiels anschauen, bevor sie zum vorliegenden Softcover greifen.
Mal ganz davon abgesehen, dass der Preis wie immer unverschämt ist. Aber das kennt man ja mittlerweile...
Name: Lure of the Liche Lord
Verlag: Black Industries
Sprache: Englisch
Autoren: Aaron Rosenberg{jcomments on}
Empf. VK.: 24,99 US-Dollar
Seiten: 128