Forges of Nuln
The End of an Epic
vom Backcover von Paths of the Damned III: Forges of Nuln
Mit „Forges of Nuln“ liegt nunmehr der dritte und abschließende Teil der „Paths of the Damned“-Kampagne vor. Diese Reihe ist nahezu zeitgleich mit der zweiten Edition gestartet und hat sich gleich das ehrgeizige Ziel gesetzt, sich mit Klassikern wie der „Enemy Within“-Reihe zu messen. Ein mutiges Ziel, das wir heute dann auch abschließend betrachten können, wo nun alle Teile vorliegen.
Ansonsten ist aber, soviel für die ganz eiligen Leser vorweg gesagt, so ziemlich alles beim Alten geblieben.
„Forges of Nuln“ ist ein 96 Seiten schweres Hardcover-Büchlein mit schwarzweißem Innendruck und kann damit fast schon gar nicht mehr so gut sein, damit der horrende Preis von 24,99 US-$ wirklich fair erscheint.
Das Cover ist, wie auch schon bei den beiden Vorgängern „Ashes of Middenheim“ und „Spires of Altdorf“, ziemlich bombig geraten, düster, fein gezeichnet und sogar zum Abenteuer passend. Christer Sveen heißt der Künstler, von dem wir hoffentlich noch viel mehr sehen werden.
Das Artwork im Inneren hat auch diesmal fast keine Graustufen und ist von wankelmütiger Qualität. Neben Christer Sveen hat sich dort noch Tony Parker ausgetobt und sieht man einmal von wenigen Ausnahmen ab, fallen die Bilder klar in die „Hat man schon schöner gesehen, aber macht zumindest nicht blind“-Kategorie. Doch auch das, was auf dem Backcover noch als „detailed city map“ beschrieben wird, ist eher als Euphemismus zu betrachten.
Inhaltlich ist ebenfalls das bekantne Bild gegeben, also eine Zweiteilung in Quellen- und Abenteuerteil. Der Quellenteil über Nuln ist dabei zunächst einmal der spannendere Teil des Buches. Mit 22 Seiten zwar auch ausnehmend kurz, aber dafür sehr nützlich. Da es zu der Stadt, die auch als „Juwel des Imperiums“ bekannt ist, bisher keine ausführlichen Quellen gab, entsprechend sogar umso mehr.
Die Stadt, unter anderem auch so etwas wie die Schwarzpulver-Metropole schlechthin, wird sehr farbig beschrieben und es fällt einem trotz der eher geringen Seitenzahl weißlich nicht schwer, sich mit Hilfe der gegebenen Informationen eigene Abenteuer zu schrauben. An den Detailgrad der Beschreibungen aus „Ashes of Middenheim“ kommt man aber nirgendwo heran, von deren eigentlicher Quelle – „Warhammer City“ respektive „City of the White Wolf“ – mal ganz zu schweigen.
Danach folgt das Abenteuer, der Schwerpunkt des Bandes. Geboten bekommt man hier sicherlich viel. Nach einem Abschied von Altdorf und einer kurzen Passage auf dem Reik verschlägt es die Helden nach Nuln, wie sie nicht nur dem letzten Splitter Xathrodox‘ nachjagen können, sondern auch noch auf eine neue Kanone, die Magnus stoßen, die jedoch auch nicht nur auf Gegenliebe stößt. Also schlägt man sich mit Witz und Schwertarm durch Nuln und gelangt nach einem Maskenball zum großen Finale.
Doch was irgendwo auch schon für die Vorgänger galt, behält auch bei „Forges of Nuln“ seine Gültigkeit: Das Szenario selber ist recht nett geraten, ist auch wieder übersichtlicher zu lesen als „Spires of Altdorf“, doch irgendwie kennt man auch schon alles, was man darin liest, aus anderen Quellen zur Genüge.
Der Maskenball ist ein nettes Setting, aber auch abgedroschen, die Tour herab in die Kanäle Nulns dagegen ja fast schon unvermeidbar und langsam auch nicht mehr originell. Auch gerade die Tour über den Reik hat man vorher schon gesehen und was hier auf elf Seiten geboten wird, kann natürlich in Sachen Einfallsreichtum und Detailfülle nirgendwo mit einem Klassiker wie „Death on the Reik“ verglichen werden.
Insgesamt hat mich die ganze „Paths of the Damned“-Geschichte nicht überzeugen können. Es sind halt drei mehr oder minder nette Szenarien, die fast schon dilettantisch miteinander verknüpft wurden und nirgends wie ein homogenes Konstrukt wirken.
Selbst Urgestein Graeme Davis ist mit seinen „Ashes“ zu Beginn schon eine große Enttäuschung gewesen und auch Robert J. Schwalb, der übrigens auch der Verfasser der mir gleichermaßen unliebsamen „Old World Armoury“ ist, kann den Braten auch nicht mehr aus dem Feuer holen.
Was bleibt, sind drei passable Szenarien ohne jedwedes Gefühl von Epik, die man gespielt haben kann, aber nicht muss. Hätten Black Industries die drei Stadtbeschreibungen von Middenheim, Altdorf und Nuln zusammengepackt, meinethalben noch Bögenhafen, Talabheim oder eine der großen Freistädte (Kemperbad oder Marienburg, etwa) draufgelegt, so wäre der Band in einem typischen BI-Umfang vermutlich weit nützlicher gewesen als diese etwas halbgare Mischung. Aber das Format scheint auch nach dem Ende der „Paths of the Damned“ nicht ad acta gelegt worden zu sein, wie die bereits noch für dieses Jahr angekündigten Bände „Barony of the Damned: an adventure in Moussillon“ und „Terror in Talabheim“ nahelegen. Hoffen wir einfach mal, dass da die Qualität der Abenteuer stimmen wird.
Sollte man „Forges of Nuln“ kaufen? Nun, wer „Ashes of Middenheim“ und „Spires of Altdorf“ schon hat, der greift wohl auch hier unbesorgt zu. Wer gar die „Paths of the Damned“ spielen will, der sowieso.
Alle anderen sollten es vom Nutzen der Stadtbeschreibung abhängig machen und das Abenteuer allenfalls als zu lang geratenen Obulus ansehen.
Name: Paths of the Damned III: Forges of Nuln
Verlag: Black Industries {jcomments on}
Sprache: Englisch
Autoren: Robert J. Schwalb
Empf. VK.: 24,99 US-Dollar
Seiten: 96