Children of the Horned Rat
The Skaven Do Not Exist!
vom Backcover von Children of the Horned Rat
Aber gehen wir das Buch doch einmal von vorne bis hinten durch. Das Buch leitet mit einem Überblick über die Inhalte des Buches ein, welche von einer sehr schönen Kurzgeschichte begleitet werden. Dann folgt das beste Kapitel des Buches, der "Intime" geschriebener Bericht einer Verena-Priesterin über Skaven. Hier finden sich viele stimmungsvolle Geschichten und Erzählungen, die Texte lesen sich flüssig und man erhält so viele Informationen über die Skaven atmosphärisch präsentiert. Damit wäre das erste Fünftel des Buches vorbei. Und leider auch der überzeugende Teil des Bandes. Kapitel zwei fasst die Geschichte noch einmal offiziell zusammen, ohne die Missverständnisse des vorangegangenen Textes und zudem viel ausführlicher. Ist nicht sonderlich spannend, aber okay. Kapitel drei beschäftigt sich mit der Gesellschaft der Rattenmenschen. Wie ist die Persönlichkeit dieser monströsen Humanoiden, wie sind ihre Beziehungen zu anderen Rassen, die Verehrung der Gehörnten Ratte und der Rat der 13 als Regierung. Dann folgt noch eine Beschreibung der vier großen Clans und einiger geringerer. Ist auch noch okay und informativ.
Kapitel vier beschreibt das Under-Empire, das unterirdische Reich der Skaven, welches sich über die gesamte Welt erstreckt, von Lustria bis nach Cathay. Es gibt einige sehr, sehr kurze Beschreibungen (die Hauptstadt Skavenblight hat etwa eine halbe Spalte) der Siedlungen und dann eine umfangreiche Beschreibung der Beispielssiedlung Under-Delberz. Aber was soll ich mit Under-Delberz? Was habe ich davon eine Seite über die Haupthütten der großen Clans in dieser Siedlung informiert zu werden? Hier wird bereits deutlich, dass dieses Buch sich an jeder Gelegenheit selbst wiederholt. Bei der Beschreibung der Skaven-Gebursthöhlen in Under-Delberz kommt einem z.B. doch schon wieder das Gefühl, das alles schon einmal gelesen zu haben. Dann kommt eine Seite die ich nicht verstehe. Was soll man mit einer Tabelle um zufällig Warbands aus Skaven zu erstellen? Jede dieser Gruppen vernichtet eine Abenteurergruppe ohne weiteres. Die nächsten beiden Seiten ermöglichen es dann einen zufälligen Skavenclan zu erwürfeln. Auch hier frage ich mich? Was soll das? In dieser Form ist das nicht akzeptabel. Was nützt es, die Anzahl der Nester mit 1w10 auszuwürfeln, wenn man nicht einmal weiß was dieses Nest tut? Vermutlich werden dort neue Skaven geboren, aber wieviele Weibchen enthält so eine Höhle, wieviel Verstärkung kann man dort rekrutieren? Diese Seiten würden passen, wenn man ein Minispiel hätte, bei dem jeder Spieler das Kommando über einen Clan übernimmt und dann die anderen ausstechen muss, vielleicht ähnlich wie in Mortheim. Aber für WHFR sind die Seiten einfach verschwendet.
Dann folgt ein Kapitel über die Kriegsführung der Skaven. Warhammer ist doch angeblich ein unheroisches Rollenspiel, wo man nicht in glänzender Rüstung Heere gegen Monsterscharen führt, wozu braucht man dann eine Beschreibung der Feldtaktiken der Skaven? Die Typen von Skaven machen da schon mehr Sinn, zumindest theoretisch. Mehr Sinn hätte nämlich weniger Wiederholung an dieser Stelle gemacht und dafür mehr Beschreibung bei den passenden Berufen am Ende des Buches, wo das alles noch einmal steht. Und zwischen den Zeilen immer wieder im Buch. Um es noch an einmal an einem Beispiel deutlich zu machen: Weibliche Skaven sind selten, aufgebläht, stehen unter Drogen und bekommen pro Woche bis zu zehn kleine Skaven die innerhalb von zwei bis drei Wochen ausgewachsen sind. Das erfährt man von denen. Diese Informationen bekommt man, wenn ich jetzt nur mal flott das Buch durchblätter auf S. 21 in dem Intime-Text, auf S. 71 unter Skaven Warfare (bei den Einheiten... was für ein Bödsinn!) und auf S. 114 beim Monstereintrag für die Rat Mother. Immer wieder mit ein wenig mehr oder weniger an Information als an einer anderen Stelle. Das ist nicht nur beim Lesen sehr langweilig, weil man sich oftmals durch gleiche Infos lesen muss, sondern erschwert auch das Nachschlagen enorm. Wenn es doch wenigstens besonders geistreich oder gut zu lesen wäre, aber nein, nicht einmal das gönnt man mir. Aber ich war bei der Kriegsführung. Es gibt neue Ausrüstung, die genauso völlig blödsinnige Angaben hat, wie die der Menschen. So wiegt die Ratling Gun ebenso viel wie eine Handwaffe oder Pistole, muss aber von zwei Leuten getragen und bedient werden. Ein Things-Catcher, eine Art Zweihandwaffe zum Fangen von Sklaven wiegt das 17,5fache. Naja, mal weiter zur Skavenmagie. Skaven nutzen Warpstone, das ist bekannt. Das bringt nicht nur Vorteile in Form von gesteigerten magischen Fähigkeiten, sondern birgt auch Gefahren. Jedenfalls so lange wie man nicht abhängig ist. Sollte man eine Abhängigkeit von diesem Stoff entwickeln, verschwinden die sehr üblen Nebenwirkungen. Toll. Das ist etwa so, als wenn man jeden Tag mit Koks versorgt wird immer gute Laune hat, bis zum Ende des Rentenalters. Naja, schauen wir mal weiter. Es gibt neue Zauber: Petty Magic (Warp), sowie die Lore of Plague und die Lore of Shadows. Skavenkenner werden es erraten haben, die Lore of Shadows steht dem Eshinclan offen, die Lore of Plague dem Clan Pestilens. Dazu gibt es noch die Lore of Warp, die beide Lores miteinander kombiniert und noch etwas extra bietet, aber nur für die Grey Seers. Hier gibt es vor allem eine Umsetzung der Skavenzauber des Tabletops, nichts besonders innovatives dabei. Wer dann noch magische Gegenstände braucht, bekommt eine Seite voll davon. Allerdings sind die auch für den Träger gefährlich, ganz wie bei den Skaven üblich. Dann kommen noch fünf Seiten für Entwicklungen und Bauten des Clans Skyre. Alles sehr zufällig und gefährlich, aber das macht die Skaven und vor allem diesen Clan ja aus.
Kapitel sechs richtet sich dann an ein sehr schwieriges Thema: Skaven als Spielercharaktere. Da die ganze Skavengesellschaft auf Loyalität und Freundschaft nichts gibt und jeder Skave sich selbst für den rechtmässigen Herrscher der Welt hält, kann es sehr schnell zu Problemen nicht nur zwischen den Charakteren, sondern auch zwischen den Spielern kommen. Man sollte sich also sehr gut überlegen, ob man tatsächlich einmal eine Skavenrunde ausprobieren möchte. Neben einer ähnlichen Warnung werden all die Aspekte der Skavengesellschaft, welche bereits im entsprechenden Kapitel vorgestellt wurden hier noch einmal wiederholt, bevor man sich dem Auswürfeln des Charakteres widmet. Jeder Spieler hat nur eine 10%-Chance etwas anderes als eine Clanrat zu spielen, also einen Schwarzen Skaven oder einen Grauen Propheten. Die drei Gruppen unterscheiden sich enorm vom Machtniveau. Das ist einerseits natürlich sehr glaubhaft und stimmig umgesetzt, andererseits vom Balancing her eher doof. Darauf folgen noch satte 22 neue Berufe, die (naja, mal vom Sklavenberuf abgesehen) nur Skaven offen stehen. Das sind grundsätzlich zwar nur die Einheitentypen des Tabletops, aber egal. Nach neuen, skavenspezifischen Talenten, kommen dann noch Regeln für das gezielte Mutieren von Lebewesen durch den Clan Moulder. Hä, wieso nach der Charaktererschaffung und nicht bei den Konstruktionsregeln Clan Skyres? Egal, sie sind vom Stil her ähnlich chaotisch wie die Regeln zu denen sie eigentlich gehört hätten. Dann kommen mit Kapitel sieben die Richtlinien für eine Skavenkamapgne. Hatten wir das nicht zu Beginn des letzten Kapitels? Ja, aber daran sind wir ja inzwischen gewohnt. Was noch erwähnenswert wäre, ist das Bestiarium mit einigen mehr oder minder kreativen Monstern, denen man dank Random Encounter-Tabelle begegnen kann... Die Auswahl der Viecher reicht von den bekannten Rattenogern, über Rattenschwärmen und Seuchenratten bis hin zu einer Konvertierung von D&D-Unterereichskreaturen wie blinden Fischen, Schlangen und riesigen Insekten. WHFR-typisch wird das Band dann durch ein Abenteuer abgeschlossen: Slaves of Destiny. Darin kommen die SCs in ein Dorf, müssen Tiermorde aufklären und vermoppen erst Skavensklaven und dann eine Gruppe von Skavenkriegern. Sehr simples, sehr geradliniges Abenteuer, das durch zwei überflüssige Subplots allerdings unnötig aufgeblasen wird. Ja, dann lebt der Prediger nun halt mit der Witwe des Bürgermeisters zusammen anstatt sein Zölibat einzuhalten. Was geht die Charaktere das an? Dann folgt ein Index und aus.
CotHR ist das redundanteste Rollenspielbuch, das ich je gelesen habe. An zig Stellen wird wieder mit einem ganzen Abschnitt darauf verwiesen, dass die Skaven sich gegenseitig in den Rücken fallen, nach oben buckeln, nach unten treten, kannibalistische Allesfresser sind, etc. pp. . Zudem wirkt das ganze Buch mehr so, als hätte man das Skaven Armeebuch für das Warhammer TableTop-Spiel einfach als Vorlage genommen und in Rollenspielwerte umgeschrieben. Dafür spricht z.B. das Kapitel über die Kriegsführung der Skaven, wo alle Einheiten noch einmal beschrieben werden. Wo sind die neuen Ideen, die frischen Informationen? Wie läuft eine Zeremonie der Gehörnten Ratte ab? Wie funktioniert die Initiationszeremonie in die höheren Ränge des Clans Eshin? Wie hebt sich der Glaube des Clan Pestilens nun genau vom restlichen Glauben an die gehörnte Ratte ab? Bauen Skaven auch selbst Nahrungsmittel an? Wie kann eine Skavengemeinschaft von der doppelten Menge an menschlichen Bewohnern, unter jeder größeren menschlichen Stadt existieren, wo Skaven doch scheinbar nur von gestohlenen Nahrungsmitteln und Kannibalismus leben? Womit vertreiben sich die hochgestellten Skaven sich die Zeit? Wo ist die Tabelle für Skavennamen? Das ist das Quellenbuch zu den Skaven, verdammt noch mal, wo sind die neue Gifte und Krankheiten? Das sind alles Dinge, die mir fehlen. Sehr enttäuschend. Fans der Rattenmenschen suchen lieber weiter im Netz nach den Book of the Rat und sparen sich die 30 Öcker für dieses lieblose Buch.
Name: Children of the Horned Rat
Verlag: Black Industries {jcomments on}
Sprache: englisch
Autoren: Gary Astleford, Steve Darlington und Robert J. Schwalb
Empf. VK.: 29,99 Euro
Seiten: 128 farbig, Hardcover
ISBN: 1844163075