Barony of the Damned – An Adventure in Mousillon

A Land Befouled
vom Backcover von Barony of the Damned – An Adventure in Mousillon

Meine Güte, die Jungs bei Black Industries publizieren nach wie vor ihr WFRP2-Material mit einem Tempo, dass wir uns richtig ins Zeug legen müssen, um mit den Rezis halbwegs auf der Höhe zu bleiben.
Und somit liegt uns heute mal wieder ein Abenteuerband vor. „Barony of the Damned“ erscheint sozusagen supplementär zu „Knights of the Grail“, dem Bretonia-Quellenband. Es thematisiert eine besondere Region dort, Mousillon, zunächst durch einen Quellenteil und dann durch ein Abenteuer.

Doch in alter Tradition, fangen wir mit der Optik an. Die generelle Aufmachung, innen wie außen, ist auf dem bekannten Niveau der BI-Bände mit schwarzem Interieur. Das Cover von Wayne England gehört zu den schöneren Motiven der Reihe und ist allemal spannender als die Copy-n-Paste-Jobs der Länder- oder Rassenquellenbände bisher, reicht aber auch nicht an die grandiosen Cover der „Paths of the Damned“-Reihe etwa heran. Aber man kann ja auch nicht alles haben.
Die Innenillustrationen bewegen sich auf dem typischen, unspektakulären Niveau knapp über dem gemeinen Durchschnitt, fallen aber nicht sonderlich auf. Ausnahme ist hier die Karte der Stadt Moussilon, die mit zu den stärksten Abbildungen der ganzen Spielreihe zählt.

Es gibt sechs Kapitel in dem Buch, von denen drei Hintergrund und drei Abenteuer sind – eine 50/50-Einteilung, die sich auch grob in den Seitenzahlen wiederfindet. „The Lost Duchy“, Kapitel 1, beschreibt dabei die Grafschaft Mousillon, ihre Geschichte und den Sumpf der Korruption, der heute an ihrer Stelle fault. Das Kapitel bildet einen soliden Einstieg in das Buch.
Der „Traveller‘s Giude to Unlovely Mousillon“, Kapitel zwei also, geht dann mehr ins Detail. Die unglückselige Stadt Mousillon wird ebenso beschrieben wie das Umland, bietet einem mehr Details über die verruchte Gegend, als man vermutlich je haben wollte.
Das dritte Kapitel, „Rise of the Black Knight“, ist vielleicht das heimliche Herzstück des Bandes. Seltsame, mächtige Gestalten hausen in und um Mousillon und hier werden sie beschrieben. Ob es nun Mallobaude, der schwarze Ritter, Aucassin der Vampir oder der noble Ritter Gefreid the Pure ist, die vorgestellten Charaktere haben Potential und werden manchem Spielleiter wohl auch in dessen Abenteuern noch gute Dienste leisten.

Die restlichen drei Kapitel, „To Mousillon“, „The City of Mousillon“ und „The Cannibal Knight“ bilden dann das eigentliche Abenteuer. Der Adelige Adalhard von Lyonesse heuert die Charaktere an, ihm den Kopf des irrsinnigen Mörders und Gesetzlosen Guido LeBeau zu bringen. Der hat sich leider gen Mousillon abgesetzt, so das die Charaktere sich zunächst an seine Fersen heften müssen, um dann, wenn sie ihn letztlich gefunden haben, mitten im Herzen der korrupten Stadt zu stehen und erst einmal zusehen zu müssen, wie sie sich da noch mal sauber aus der Affaire ziehen können.
Das Abenteuer ist dabei sehr abwechslungsreich und erfüllt die unausgesprochene Zielsetzung, die Region möglichst umfassend und exemplarisch abzubilden, mit bravour. Mousillon ist ein tolles Setting und bietet viel Raum für Drama und schwarzem Humor gleichermaßen, was der Schreiber auch sehr zu seinem Vorteil zu nutzen weiß.

Auch die großen Kritikpunkte an den „Paths of the Damned“-Bänden kann man in „Barony of the Damned“ nicht wirklich wiederfinden. Das Szenario wirkt runder und stimmiger als etwa „Ashes of Middenheim“ und ist dabei nicht so verworren geschrieben bzw. zu leiten wie „Spires of Altdorf“.
Im Gegenteil, das Szenario ist sehr spielfertig aufbereitet und schafft, ganz nebenher, das Kunststück, dabei kaum Informationen aus „Knights of the Grail“ noch einmal aufzubereiten. Zwar entdeckt man den einen oder anderen Absatz aus dem Länderquellenbuch wieder, doch bleiben jene Stellen eindeutige Einzelfälle.
Dafür kann der warhammertypische Humor bisweilen noch mal große Früchte tragen. Alleine die „Legends of the Land“ (S. 29) sind teilweise zum Brüllen komisch.

Ansonsten bietet der Band eben noch kleine Regeln zum Anpassen von neuen Charakteren an die Region sowie zwei neue Berufsklassen (Frogwife und Swampaire) und einen Satz vorgenerierter Charaktere zum sofortigen Losspielen.

Insgesamt kann ich nur sagen, dass mich „Barony of the Damned“ sehr positiv überrascht hat. Sehr viel spielrelevantes und verwertbares Material schlummert in diesem Band, dessen größter Wermutstropfen sicherlich der Preis ist. Denn so gut das Buch auch sein mag, 24,99 US-Dollar für nicht einmal hundert Seiten ist auch im Falle eines Hardcovers unverschämt teuer und soll entsprechend in der Endnote auch honoriert sein.
Ansonsten ein rundum gutes Buch, das man sich mal guten Gewissens angucken kann.


Name: Barony of the Damned 
Verlag: Black Industries {jcomments on}
Sprache: Englisch
Autoren: Ben Counter
Empf. VK.: 24,99 US-Dollar 
Seiten: 96