Werewolf - The Forsaken - Predators

„You? Hunt us? Arrogant Mongrels!“
auf dem Backcover zitiert nach W:tF – Predators

Mit einem Satz: "Predators" ist das neu erschienene Monsterhandbuch für das erfolgreiche Spiel "Werewolf – The Forsaken" aus der Rollenspielschmiede der weißen Wölfe. Jeder Spielleiter, der seinen Spielern von haarigen Mordmaschinen nicht nur Polizisten, Pures oder den ein- oder anderen Geist aus dem Grundbuch in den Weg werfen will, der findet in diesem Buch zahlreiche neue Ideen und interessante Antagonisten.
Bevor ich aber im Einzelnen auf Details eingehe, will ich noch kurz ein paar Worte zum Layout und zur Verarbeitung des Buchs selbst sagen. Für dreißig Dollar ist "Predators" zwar nicht gerade geschenkt, aber das 190 Seiten starke Hardcover mit Flachrückenbindung kann sich durchaus sehen lassen. Der Umschlag ist zwar nicht mit der wundervollen Drucktechnik auf Silberpapier gefertigt, die nur Grundbüchern zukommt, aber sehr schön matt gedruckt und kann sich durchaus mit Stolz neben das Grundbuch in den Schrank stellen. Auf dem matten Coverbild, das die ganze Vorderseite des Buchs ziert und auf dem eine Uratha in Dalu-Gestalt gerade von allerlei bedrohlichen Spirits aus dem Shadow bedrängt wird, sind der Titel, das Werewolf-Logo und der für Werwölfe braune World of Darkness-Balken durch Glanzfolienbeschichtung abgehoben. Die Rückseite des Drucks ist fast vollständig leer, in den hübschen braunen Hintergrundmisch ist subtil ein Bildausschnitt vom Coverbild eingearbeitet. Während sich unten auf der Rückseite die üblichen Logos neben dem Barcode drängen dürfen, prangt auf den oberen zwei Dritteln in brauner Leere nur ein silbern gedrucktes Flavor-Zitat, während sich der Rückentext mit der Inhaltsbeschreibung links unten mit einer Ecke begnügen muss.
Im Gegensatz zum Grundbuch ist "Predators" innen vollständig in schwarz-weiß mit Graustufen gehalten. Das Textlayout ist das aus dem Grundbuch, dazwischen gibt es zahlreiche Illustrationen von ausnahmslos guter bis überragender Qualität. In der Tat tragen gerade die wundervoll stimmungsvollen und surrealen Bilder sehr dazu bei, den Monstren und Geistern in dem Band einen stimmungsvollen Auftritt zu verpassen.
"Predators" eröffnet mit einer vierseitigen Kurzgeschichte, in der schon Spirits, Ridden und die Hosts, um die es in dem Band geht, erscheinen dürfen. Auf ebenfalls vier Seiten gibt es dann noch die typische Einführung mit ein paar Worten im Buch und zu Thema und Stimmung und einer Erklärung, warum die Pure Tribes als Hauptantagonisten der Uratha in das schon so umfangreiche Buch keinen Eingang gefunden haben.
Der Rest des Buchs ist auf vier Kapitel verteilt, von denen jedes je eine Art von Antagonisten abhandelt. Im ersten dieser Kapitel haben die Bewohner des Shadows gleich einmal zwei Fünftel des Seitenumfangs von "Predators" für sich beansprucht. Ein einführender Text handelt noch einmal schnell die Grundlagen von Spirits ab und schlüsselt auf, in welchen Rollen Spirits in einer Werwolfchronik auftreten können. Denn obwohl Geister den Uratha stets feindselig gegenübertreten, erscheinen sie mindestens ebensooft als Informanten, Mentoren oder Auftragsgeber für Werwölfe wie als Bösewichter oder Beute. Im folgenden Spirit-Bestiarium werden dann verschiedene Klassen von Spirits samt zahlreichen Beispielgeister verschiedener Machtstufen vorgestellt. Dem Buch gelingt es sehr schön, die Geister nicht nur als Wertekästen in verschiedenen Stufen der Vermöbelbarkeit zu präsentieren, sondern ihre Motive und Einsatzmöglichkeiten zu beschreiben und sie als wirklich fremdartige Wesen darzustellen, die für Werwölfe stets neue Schwierigkeiten und Überraschungen bereithalten. Die Bandbreite der Geister ist sehr groß, von Tier- und Pflanzenspirits über Elementare und Stadtgeister bis hin zu Konzeptgeister, Lunes und Helions und den schrecklichen Magath-Hybriden finden sich hier alle Arten, auch Ahnengeister und die Unihar, die Ungeheuer, die aus der Verbindung zweier Werwölfe entstehen wurden nicht vergessen. Jede Art von Geistern auf den vierzig Seiten ist neben ihrem Namen noch mit ihrer Bezeichnung in der Sprache der Uratha und deren englischer Übersetzung aufgeführt – Mini-Mart-Spirits etwa werden "Namthamhar" (Quicklures) genannt. Am Ende des Kapitels finden sich noch neue Numina für die zuvor beschriebenen und eigene Spirits.
Mit Geistern geht es auch weiter im zweiten Kapitel, nämlich mit denjenigen, die den Shadow verlassen und in verschiedener Form von Menschen Besitz ergreifen. Anstelle eines Bestiariums finden sich hier allgemeine Regeln, die vollständig jede der drei Formen von Besessenheit abdecken: Die Hithisu, Menschen, die von Spirits zu bestimmten Verhaltensweisen und Taten getrieben werden, die den fraglichen Spirit stärken, die Duguthim, in denen Spirits mit einem Menschen zu einer entsetzlichen Monstrosität verschmolzen sind und schließlich noch die Spirit-Thiefs, verzweifelte Geister aus dem Shadow, die kurzfristig von einer Person vollständigen Besitz ergreifen und in einem fremden Körper durch das Diesseits stolpern.
Neben Regeln zu Fähigkeiten, Beschränkungen und Bekämpfung der Besessenen findet sich in diesem Kapitel auch massenhaft Information zur stimmungsvollen Inszenierung und den wirkungsvollen Einbau von den Ridden in eine Chronik bis hin zu einem Kurzszenario um Okkultisten und Besessenheit mit ausgestalteten Charakteren. Zusätzlich gibt es noch Beispielridden und eine Liste der Geister aus dem ersten Kapitel, die alles enthält, was man beachten muss, wenn man einen der Spirits aus dem ersten Kapitel von einem Menschen Besitz ergreifen lässt.
Die Hosts in aller Ausführlichkeit sind alleiniges Thema des dritten Kapitels von "Predators". Neben weiteren Ausführungen zu Informationen über Azlu uns Beshilu, die schon im Grundbuch verfügbar waren, haben die Autoren vor allem über Sozialstruktur der Hosts und Bekämpfungsstrategien geschrieben. Sehr interessant sind auch die verschiedenen vorgeschlagenen Möglichkeiten, die Hosts vielseitig als Antagonisten einzusetzen und sie sowohl in ihrer monströsen Hybridengestals als auch in ihren geraubten menschlichen Hüllen unter anderem mit verschiedenen neuen Kräften sehr individuell auszugestalten. Zu dieser Ausgestaltung erhält jeder der beiden Hosts noch drei Beispielmonster, die sich in eine Chronik einbauen lassen.
Zusätzlich finden sich in dem Kapitel aber noch Informationen über drei weitere Hosts, neben den wahnsinnigen Ratten und den berechnenden Spinnen enthält es kurze Abhandlungen über die gefräßigen Heuschreckenhosts, die ränkeschmiedenden Krähenhosts und die geheimnisumwitterten Schlangenhosts. Diese drei Rassen werden zukünftig nicht mehr offiziell auftauchen und wurden sehr frei beschrieben, so dass einem Erzähler hier sehr viel Raum zur Ausgestaltung bleibt. Es wurden nur ein paar sehr interessante Grundkonzepte vorgeschlagen, mit denen es kein Problem ist, aus den drei verborgenen Hosts interessante Geschichten zu spinnen.
Das letzte Kapitel ist das kürzeste im Buch und fällt ein wenig aus dem Rahmen. Hier gibt es keine Regeln, keine Geschichten, nichts, was im Grundbuch irgendwie zu finden wäre. Stattdessen wird hier eine Reihe cthulhoider Ungeheuerlichkeiten vorgeschlagen, deren Erwähnung im ganzen Spiel auf dieses Kapitel in "Predators" beschränkt bleiben wird. Es spricht ganz klar die Gruppen an, die den Spielstil vorziehen, wo ihre halbwölfischen Mordmaschinen von Charakteren als Rudel wie Zecken an einem klauen- und tentakelbewehrten Monsterkörper im internationalen Godzillaformat hängen, der gerade eine Großstadt beiläufig zerlegt.
Jede der in diesem Kapitel vorgestellten Kreaturen ist eine wahre Naturgewalt, ein Einzelwesen, dessen einziger Zweck in einer Story es ist, eine wahrhaft epische Gefahr darzustellen. Wertetechnisch sollten die Biester selbst eine größere Gruppe fanatischer Powergamer, die viele Sitzungen Zeit hatten, das Tötungspotential ihrer Wölfe in unanständige Dimensionen zu züchten, durchaus noch herausfordern.
Am Ende bleibt mir nur zu sagen, dass "Predators" ein wunderschönes und gutes Buch geworden ist. Es ist kein Monsternachschlagewerk geworden, sondern eher eine Inszenierungsanleitung für Antagonisten, die aufmerksam gelesen sein will. Das Buch ist nicht in der Hinsicht essentiell, dass man absolut nicht ohne es auskommen könnte, aber wer auf diesen Quellenband verzichtet, der verpasst eine großartige Hilfe, um seine Chronik mit sehr vielen innovativen, stimmungsvollen und vielschichtigen Gefahren und Gegnern für die Werwölfe zu besetzen. "Predators" ist eine eindeutige Kaufempfehlung, nein, ein Pflichtkauf für jeden, dem das neue Werewolf gefallen hat.


Name: Predators{jcomments on}
Verlag: White Wolf 
Sprache: Englisch
Autoren: Aaron Dembski-Bowden, Jess Hartley u.a.
Empf. VK.: 29,99 US-Dollar