Werewolf - The Forsaken - Blood of the Wolf
„Within all of us is the spirit, true,.
But it lies within the meat. It pulses in the blood.
It caresses the bone and coils around the heart.
They tell you the spirit is what we were,
that it defines what we can be.
But listen to your own breath and your own heartbeat,
feel the heat that rises in you
and you know that everything you are now
is the flesh and the blood.
You are a beast of mortal flesh and natural hunger. Live.“
vom Backcover von W:tF – Blood of the Wolf
Das Schöne an dem Buch ist, dass die Entwickler von Werewolf: The Forsaken hier sehr viel „Geheimwissen“ an die Spielerschaft aufgeben, indem sie haarklein aufzeigen, woran sie sich bei ihrem Werwolfbild orientiert haben und innerhalb welcher Grenzen sie mit den Werwölfen arbeiten.
Schon in der Einleitung werden die grundlegenen Elemente der klassischen Werwolflegende noch einmal zusammengefasst und es wird erläutert, wie versucht wurde, jedes einzelne Element so für ein Spiel umzusetzen, dass Charaktere nicht auf geistlose Monster reduziert werden. Und allein dieser Abschnitt ermöglicht es, in der WoD eine Werwolfgeschichte wie in Filmen und Büchern zu erzählen, ohne dem Spielhintergrund von Werewolf: The Forsaken zu widersprechen.
Weiter geht es dann im ersten Kapitel, dessen Inhalt sich mit „Antworten auf Fragen über Ihren Werwolf, die sie nie gewagt haben, zu stellen“ gut beschreiben lässt. Ich meine, hier steht wirklich ALLES drin, was man sich über die genaue Funktionsweise des wandelbaren Körpers der Werwölfe fragen könnte. Neben offensichtlichen Dingen, etwa wie die Regeneration genau aussieht oder wie sich der Gestaltwandel abspielt, werden hier auch Themen abgehandelt wie der Einfluss von Medikamenten und Drogen in den verschiedenen Formen, Warum es eine dumme Idee ist, in Urhan-Form zu gehen, wenn man Kaffee oder Schokolade zu sich genommen hat, wie Verhütungsmittel funktionieren, was Schwangerschaft für einen Werwolf bedeutet, wieviel Nahrung welcher Art ein Werwolf zu sich nehmen muss und wohin die Nahrung im Magen verschwindet, wenn der Werwolf mit vollem Bauch eine Gestalt annimmt, die weniger Masse besitzt als die Vorherige.
Und all das sind nur Beispiele! Offenbar hat man sich die Mühe gemacht, sich nicht nur gute Antworten auf alle möglichen Fragen zu überlegen, sondern auch weit genug zu recherchieren, um medizinisch einigermaßen fundiert plausibel zu begründen, wie die Biologie von Werwölfen funktioniert.
Das nächste Kapitel widmet sich dann dem Thema, wie es Uratha gelingen kann, in menschlicher Gesellschaft ein Leben zu führen. Das Ganze wird sowohl für Großstädte als auch für Vorstädte und ländlichere Gegenden geschildert und handelt von der einfachen Interaktion eines Urathas mit Sterblichen auch ab, welche Jobs für die Forsaken geeignet sind, welche Probleme ihnen mit einer Familie und einem menschlichen sozialen Umfeld entstehen, wo es Verstecke gibt, was geschieht, wenn sie sich in einer nichtmenschlichen Form sehen lassen und natürlich welche Gefahren auf sie lauern.
Das Kapitel ist wieder sehr detailliert, hat aber hier entschieden für mich den Nachteil, dass es sehr auf US-amerikanischen Gegebenheiten beruht. Wer seine Chronik also nicht in den USA spielen lassen will, kommt hier nicht um etwas Arbeit herum, um sich zu überlegen, wie das Leben für einen Werwolf in Europa, Asien oder anderswo aussehen müsste, auch wenn ihm das Kapitel immer noch wertvolle Hilfe dabei leisten wird.
Kapitel drei schließlich behandelt das Leben von Uratha fern aller Zivilisation in der Wildnis. Naja, eigentlich ist es ein generisches Kapitel zum Thema Survival, wie ich es schon in tausenden von Spielhilfen gesehen habe. Allerdings nie in dieser Detailfülle. Denn anstatt mit praktischen Tipps zu arbeiten, stellt dieses Kapitel wieder einmal sehr sachlich und verständlich jede Gefahr der Wildnis, von der Navigation über Nahrungsaquisition und Wetter bis hin zu Giftpflanzen, Raubtieren und Naturkatastrophen dar. Pro Abschnitt wird je eine Gefahr oder Schwierigkeit genau für Menschen beschrieben, der letzte Abschnitt zeigt dann auf, welche Vorteile oder auch Nachteile zum Menschen ein Uratha in dieser Situation hat und wie er Gifts oder seine Gestaltwandlungsfähigkeit einsetzen kann, um sie besser zu bewältigen.
Daher weiß ich jetzt, dass gegen einen Sonnenstich die Verwandlung von Hishu- in Dalu-Form effektiv ist, weil die vergrößerte Körperoberfläche mehr Wärme abgeben kann. Und dass Giftefeu auf Uratha schneller wirkt, weil ihre Regenerationsfähigkeit den schädlichen chemischen Prozess tatsächlich beschleunigt.
Wieder gilt hier, dass das Kapitel kaum Wünsche offen lässt – für Amerikaner. Wer in anderen Wildnissen der Welt spielen will, wird sich eventuell weiter informieren müssen.
Nach diesen drei Kapiteln zu den Werwölfen schließt das Buch dann noch mit einem großen Kapitel ab, dass sich bis zur letzten Seite des Bands mit den Wolf-Blooded befasst.
Nun ist es ja nicht so, dass Wolf-Blooded irgend etwas Tolles könnten: Regeltechnisch haben sie nur einen höheren Widerstand gegen Lunacy und werden häufiger von Spirits geplagt als normale Sterbliche. Beiden Besonderheiten widmet das Kapitel Raum, um darzustellen, wie Wolf-Blooded mit ihrem Leben klarkommen und welchen Unterschied es macht, ob sie ihr Erbe kennen und verstehen oder nicht. Auch wie sich das Wolfsblut fortpflanzt wird genau erläutert. Zu der Tatsache, dass es durch zufällige (oder übernatürlich arrangierte) Verbindungen zwischen Wolf-Blooded zur Entstehung ganzer Sippschaften mit Wolfsblut in den Adern kommen kann, werden dann noch drei Beispielfamilien spendiert, komplett mit Abenteuerideen. Auch ein paar ausgearbeitete Wolf-Blooded-Charaktere mit eigenen Plotfäden sind im Angebot.
Schließlich geht das Kapitel dann auch noch mehrseitig auf alle Möglichkeiten ein, die Wolf-Blooded als SCs oder NSCs in eine Chronik einzubauen.
Zu alldem sind im Text des Buchs verstreut viele kleine Regelmechanismen, neue Gifts und Rites und sogar ein paar Lodges dabei, die allesamt mit dem Inhalt des Bandes zusammenhängen. Das Hauptaugenmerk von "Blood of the Wolf" liegt jedoch eindeutig darauf, den Werwolfhintergrund um Stimmung und Realismus zu bereichern. Und da ich für Stimmung und Realismus bin, hat mir das Buch trotz ein, zwei Dingen recht gut gefallen. Diese Dinge, um sie zu nennen, sind einmal das verwendete medizinische Vokabular, dass einen das eine oder andere Mal doch zum Wörterbuch greifen lässt, um den Inhalt eines Satzes zu verstehen. Auch dass das Buch über keinen Index verfügt, um im Zweifelsfall eine Regel noch einmal nachschlagen zu können, schränkt die Nützlichkeit als Nachschlagewerk ein. Ansonsten ist es jedoch ein gut lesbares, interessantes Buch mit schönen Illustrationen und der guten Qualität bisher aller Bände der Reihe.
Ich sage nicht, dass "Blood of the Wolf" ein Muss ist, zum Spielen reicht das Grundbuch völlig aus und manchen Gruppen reicht das wahrscheinlich auch mehr als aus. Wer sich aber mehr Informationen über den biologischen Hintergrund von Werwölfen wünscht und die daraus resultierenden Konsequenzen in sein Spiel einbauen möchte, für den ist dieses Buch genau das Richtige.
Name: Blood of the Wolf {jcomments on}
Verlag: White Wolf
Sprache: Englisch
Autoren: Mathew McFarland, Wayne Peacock u.a.
Empf. VK.: 26,99 US-Dollar