Vampire - The Requiem - Storyteller‘s Screen

Always there when you need it
- aus der Werbeanzeige des „Storyteller‘s Screen“

Ich denke, jeder der auf ein gewisses Kontigent an selbstverfassten Rezensionen zurückblicken kann hat seine Vorlieben. Der eine rezensiert bevorzugt Comics, der andere bevorzugt Monsterbücher und ein dritter steht vielleicht extrem auf die Rezension andalusischer Ausgaben deutscher Rollenspiele.
Unter meinen Favoriten befindet sich aber auch definitiv jene Gattung, der auch das vorliegende Objekt entsprungen ist: Spielleiterschirme.

Gerade bei White Wolf war das immer sehr spannend, wenn man das Begleitheft nahm und einfach mal schaute, wie viel Material, der eigentlich ins Grundregelwerk gehört hätte, dieses Mal beiliegen würde. Zumindest diese Frage lässt sich in diesem konkreten Falle leicht beantworten: es liegt nichts bei.
Wer sich nun fragt, warum der Schirm preislich dennoch in der Oberliga der Pappwände liegt, der muss nun einen Blick auf die Verarbeitung werfen. Denn wo andere Schirme dünne Pappen sind, manchmal, jedoch nicht immer, wenigstens so dick wie ein Bucheinband, so handelt es sich bei dem V:tR-Schirm um waschechte Hardcover-Panelen!

Vier Flächen im amerikanischen Letterformat, so etwas wie ein Doppelhardcover ohne Buchrücken also, bilden den Schirm. Wie die Hardcover der Reihe ist er von außen matt eingeschlagen und mit glänzenden Foliendruckelementen verziehrt. Da prangen einige Bilder aus dem Grundregelwerk sowie Clan- und Covenant-Symbole rund um die Außenseite, während man im Hintergrund auf roter Ebene das Cover des Grundregelwerks und einige prägnante Illustrationen ausmachen kann.
Der Schirm ist daher vor allem schon einmal schön zu nennen. Sehr schön und zweilfelsohne stabil, denn selbst bei Orkanböhen kann man wohl hinter dieser Pappe Schutz suchen. Das hat allerdings zur Folge, dass man den Schirm auch nur bedingt, wie es viele Machen, mit einer Spitze in Richtung der Spieler aufstellen. Da die mittlere Pfalz nach Innen gerichtet ist, steht der Schirm prinzipiell eher wie ein „M“, wenn man von oben darauf blickt. Allerdings belegt die Praxis, dass man dem Stück schon die gewünschte Form „beibringen“ kann, ohne Schaden anzurichten.

Doch wie sieht die Innenseite aus?
Zunächst einmal schwarzweiß, was ich schade finde. Einerseits kann man dieser luxuriösen Ausstattung ein farbiger Innendruck auch nicht so unbezahlbar sein, andererseits sind gerade farbige Überschriften eine sehr angenehme und übersichtliche Sache, wie gerade diverse Schirme aus dem d20-Lager schon zeigen konnten.
Schlimmer aber noch fällt auf, dass hier keinesfalls die komplette Innenfläche ausgenutzt wurde, sondern mindestens ein Zwölftel pro Seite einfach weiß ist. Klingt nicht nach viel, aber ist dennoch unnötig.

Die vom SL aus gesehen linke Panele bietet eine Zusammenfassung der Kampfregeln, Nahkampfwaffen, eine Übersicht zum Grappling und die „Extended Action“-Tabelle. beiden mittleren Panelen bieten dann noch Distanzwaffen, Rüstungen, Feuerschaden, Sprengstoffe, Energieschadebm Sonnenlicht, Beispielobjekte, die „wer kann was heben?“-Tabelle sowie die Effekte der „Blood Potency“. Rechts findet der geneigte Erzähler abschließend noch jede Menge Frenzy-Modifikatoren, die Aura-Tabelle, Erfahrungspunkte, Menschlichkeit und Sünden sowie die Copyrights des Schirms.
Die Zusammenstellung wie auch die Verteilung ist dabei wesentlich schlimmer geraten, als man das noch nach dem ersten Lesen nun glauben mag. Etwa die Copyrights – was haben die denn Bitte auf dem Schirm zu suchen. Die belegen irrsinnig viel Platz und während, halbtransparent und weiß, wenn es schon sein muss, auch auf der Außenseite unterzubringen gewesen. Hier wird wertvoller Raum verschwendet.
Verschwendet wird der aber auch etwa durch die „Blood Potency“-Übersicht. Es mag ja angehen, dass eine Spalte wie „Attribute/Skill/Discipline Maximum“ eine lange Überschrift hat; dennoch darf diese aber die Breite nicht diktieren. So haben wir eine fast die komplette Breite umfassende Tabelle mit gerade mal vier Spalten, von denen drei nur einzelne Ziffern beinhalten.
Dadurch, dass man aber die Erfahrungstabelle noch davor gequetscht hat, rutscht die Tabelle hässlich über den Knick der Panelen hinweg – furchtbar.
Die größte Katastrophe findet man aber beim Feuer. Da gibt es zwei Tabellen, die zusammen etwa 2/5 der unteren Hälfte der zweiten Panele ausmachen. Unterteilt wurde in Vampire und Sterbliche – so weit, so gut. Aber die beiden Tabellen sind inhaltsgleich.
So lautet der erste Eintrag bei den Blutsaugern „Small fire (example: torch) – 1 point“, bei den Menschen dagegen „Torch – 1 point“. So geht das auch weiter, mit Feuerschaden von 1 bis 3 und Hitzemodifikatoren von 0 bis +3, nur jeweils dezent anders benannt. Was bitte soll das?

Wenn man dann noch bedenkt, dass viele der Einträge auch schnell auswendig sitzen (Schwierigkeitsgrade bei Extended Actions etwa), nur selten gebraucht werden (oder kriegen eure Vampire täglich Stromstöße?) oder gar nur am Ende jeder Sitzung notwendig sind (Steigerungskosten etwa), bleibt ein ernüchterndes Fazit.
Der Schirm setzt von der Verarbeitung her neue Maßstäbe, ist nahezu unverwüstlich, groß und dazu noch schön anzusehen. Die Innenseite dagegen ist aber bestenfalls dilettantisch zu nennen, unprofessionell gelayoutet und weitestgehend nutzlos.

Wer nun unbedingt dieses verarbeitungstechnische Unikum haben will, der greift zu. Wer aber einfach nur einen Sichtschutz will, der kommt billiger mit einem selbstgebauten Werk davon und wer eine gute Tabellensammlung sucht, wird hier ohnehin nicht fündig.
Ärgerlich, dass der hohe Standard der Bücher nicht auch bei dem Schirm gewahrt wurde, hier ging es ganz klar vor allem ums schnelle Geld und einzig die herausragende Verarbeitung verhindert das ‚Mangelhaft‘.


Name: Storyteller‘s Screen {jcomments on}
Verlag: White Wolf 
Sprache: Englisch
Autoren: N/A
Empf. VK.: 14,99 US-Dollar 
Seiten: 4 Panels