Vampire - The Requiem - Lancea Sanctum
„I am God‘s holy monster, the drinker of mankind.
For so long, I could not see the role I would play,
because I looked for it with human, mortal eyes.“
aus dem Testament von Longinus, zitiert nach dem Backcover von V:tR – Lancea Sanctum
Das Cover ist ungewöhnlich. Fast eine schwarzweiße Skizze sind nur leichte, sehr blasse Grüntöne zur Akzentuierung ein blutiges Rot als Kontrast in dem Bild zu sehen – Daren Baders Bild ist sehr stimmungsvoll. Die Kombination aus matter und glänzender Laminierung erreicht auch neue Höhen, wenn sich matte Finger der Figur auf dem Titel vor das glänzende Logo schieben – rundum sehr schön. Als Seitennotiz sei vielleicht noch gesagt, dass dieses Mal wieder der gesamte rechte Rand glänzt, nicht wie bei „Bloodlines: the Hidden“ nur die Schrift. Sind wir mal gespannt, ob sich da noch Einheitlichkeit einstellen wird.
Die Innenillustrationen sind auch fast durchweg großartig geworden. Zwar sind einige Motive etwas schräg und einige von ihnen etwas herzlos, aber ein Großteil ist wohl ebenso von ebenso motivierten wie kreativen Menschen geschaffen worden und es macht einmal mehr einfach Freude, durch das Buch zu blättern.
Trotz nahezu doppelter Seitenzahl gegenüber andere V:tR-Quellenbände gliedert sich aber auch dieses Buch nur in sechs Kapitel und einen Appendix. Kapitel 1, „History of the Lancea Sanctum“, beschreibt genau das. Gerade ein so altes und traditionsbewusstes Covenant braucht diesen Rückblick natürlich und auf zwanzig Seiten kriegt man hier zumindest die generell akzeptierte Theorie, woher das Covenant eigentlich stammt. Generell akzeptiert deshalb, weil wir ja wissen, dass es in der neuen WoD den Kanon nicht mehr gibt, nur noch Vorschläge.
Kapitel 2 nennt sich „Unlife in the Lancea Sanctum“ und ist eine wahre Fundgrube für alle, die das Sanctum verstehen wollen. Glaubensprinzipien und -grundlagen, Konfessionen, Titel, Ränge und Ämter, Riten und soziale Strukturen – alles wird hier erklärt. Sehr viel Stimmungstext, aber auch in Regeln, wenn nötig. So werden etwa die Ränge der Sanctified auch als Merit kaufbar oder einige der Riten mit optionalen Regelmechanismen ausgestattet.
Im dritten Kapitel, „The Lancea Sanctum and the Danse Macabre“, wird es dann noch spielrelevanter. Welche Rolle übernehmen Neonates normalerweise im Sanctum? Wie gerät man überhaupt in das Covenant? Was machen dann später die Ancillae? Wie steht man zu den anderen Covenants? Viele Fragen, viele Antworten und ebenfalls eine gute Lektüre für alle, die das Sanctum als mehr darstellen wollen als pseudo-katholische Spinner.
„Factions and Bloodlines“ dagegen, Kapitel vier, ist so ‚crunchy‘ wie nur möglich. Es werden, als neue, weitere Unterteilung der Covenants, nun eben besagte Factions eingeführt. Für das Sanctum sind das nun Hardliner (klar...), Mendicants und Neo-Reformists als generische und Proselytizers und Unifiers als konkretere Beispiele. Diesr ringt auch dem Konzept des Sanctums wieder weit mehr Tiefe ab, als man das anfangs vermuten würde, zumal auch jüdische und muslimische Gruppen im vorliegenden Buch angedacht werden.
An Blutlinien wird der Fundus nun noch um die Icarians (Ventrue), Mortifiers of the Flesh (Daeva, mit einer interessanten Anmerkung...) sowie die Osites (Mekhet).
Das sechste Kapitel bietet dementsprechend noch „Disciplines & Rituals“. An neuen Disziplinen gibt es „Constance“, eine Art „Vigor“ für die geistigen Attribute, „Memento Mori“, mit dem man allerhand Konversation mit den Toten führen kann, die nur gerüchteweise existierende (aber dennoch mit Regeln ausgestattete) Kraft „Nahdad“, die vielmehr eine Sammlung besonderer Einzelkräfte ist sowie „Scourge“, die Flagellantendisziplin.
Dazu noch eine Reihe neuer Theban Sorcery-Rituale und interessanterweise keine neuen Devotions. Egal, ein teilweise ganz nützliches Kapitel, wenn einige Kräfte auch zumindest mehrfach vom Erzähler abgewogen werden sollten, bevor er sie einbaut.
Der Appendix letztlich hört auf den Namen „Allies and Antagonists“ bietet, wie man das bereits aus WoD und V:tR kennt, aufgeteilt in „Non-Combatants“ und „Combatants“ insgesamt neunzehn archetypische NSCs, von denen erfreuliche 16 auf die nichtkämpfende Gruppe entfallen.
Damit sind wir dann auch schon durch die 220 Seiten durch. Ging runter wie Öl, muss ich sagen, wenn ich auch am Ende des Buches noch einmal klar einen Minuspunkt vergeben muss – ein 220seitiges Werk ohne Index ist ein Verbrechen!
Generell ist „Lancea Sanctum“ ein Buch, das sich jeder Spieler eines Sanctified einmal anschauen sollte. Es steckt viel drin, auch für Erzähler auf der Suche nach weiterer Inspiration für ihre Chronik. Wer nun aber natürich mit dem Lancea Sanctum so richtig gar nichts am Hut hat, der braucht das vorliegende Buch natürlich auch nicht.
Daher schafft es der Band auch nicht ganz auf ein „sehr gut“ und damit zur uneingeschränkten Kaufempfehlung. Es ist ein sehr umfassendes, sehr dickes und sehr schönes, aber leider auch recht teures Buch, dass sich zwar im Vergleich zu mancher Konkurrenz sicher nicht zu viel herausnimmt, aber doch ans Geld geht. Und da es mutmaßlich nur einem Fünftel der Spieler und vielleicht jedem zweiten oder dritten Erzähler dort draußen wirklichen Nutzen bringt, bleibt es bei einem „Gut“ stehen.
Name: V:tR – Lancea Sanctum
Verlag: White Wolf
Sprache: Englisch
Autoren: Alan Alexander, Kraig Blackwelder, Travis-Jason Feldstein, Will Hindmarch, Jacob Klünder, Christopher Kobar und Chuck Wendig. Mit einer Vorgeschichte von Greg Stolze.
Empf. VK.: 34,99 US-Dollar
Seiten: 220{jcomments on}