Vampire - The Requiem - Coteries

Listen, whelps.
You‘re new to this
and we didn‘t ask for you.
You‘re here because someone
has to show you the ropes
before you ruin the Requiem
for the rest of us.
vom Backcover von V:tR – Coteries

Von all den Systemen, die ich bsiher so gespielt habe, ist „Vampire: the Requiem“ von der Gruppenkonstellation her eines der merkwürdigsten. Denn Vampire sind Raubtiere, erfühlen andere Kindred automatisch als konkurrierende Jäger und geht der Blutvorrat mal zur Neige, dann kann keine „Freundschaft“ dieser Welt (und wir Erinnern uns, Vampire fühlen ohnehin nur Echos der Gefühle ihres früheren, menschlichen Selbst) irgendwas garantieren.
In diesem Rahmen macht „Coteries“, das große Buch zum Charakterarrangement, tatsächlich einmal Sinn. Doch zunächst ein paar Worte zur Optik.

Das Buch kommt vom Design her exakt so daher wie die generischen WoD-Quellenbände, allerdings ist statt grau-blau hier dunkelrot die dominierende Farbe. Auffällig ist aber, dass der Band nicht matt eingebunden und mit Folienelementen verziert wurde wie jedes andere Buch der Reihe bisher. Da aber „Nomads“ (dazu kommende Woche mehr) wieder jenen Look aufweist, kann mal davon ausgehen, dass das bei „Coteries“ ein Produktionsfehler ist. Kein gravierender, selbstredend.
Das Cover ist wirr und konfus, wirkt sehr „Photoshop“-artig, mit einer gefesselten und einer ausholenden Person, einer mysteriösen Frau auf der linken Seite, ausgestreckten Händen im Vordergrund und einem Kerl mit Scharfschützengewehr (?) im Hintergrund. Es ist schön, erreicht allerdings nichts die Klasse der bisherigen Cover, wenn man auch mutmaßen kann, dass es matt-glänzend besser gekommen wäre. Wie dem auch sei, es gab schon bessere Arbeiten von John VanFleet.
Der Druck ist, anders als im Grundregelwerk, mittlerweile wieder schwarzweiß, ich nehme an das überrascht niemanden, und die Innenillustrationen sind ganz bravourös. Teils computergestützt, teils klassisch gezeichnet, begeistern die düsteren Zeichnungen jeden Betrachter.

Inhaltlich ist das Buch in sechs Kapitel unterteilt. Während sich die hinteren fünf jeweils der Frage zuwenden, was eine Coterie so macht, die einem einzelnen Covenant zugehört, so kümmert sich das erste Kapitel um Mixed Covenant Coteries.
Nachdem man also Einleitung und die unvermeidliche Kurzgeschichte hinter sich gelassen hat, folgen zunächst mal 32 Seiten, die jeder Requiem-Erzähler mal gelesen haben sollte. Über die Psychologie der Vampire, über die Bindung an den Sire und dergleichen liest man ebenso viel wie etwa über Gruppen, die mit einem speziellen Endziel formiert werden und was man machen kann, wenn sie dieses einmal erreichen.
Die Ratschläge sind gut und ich muss zugeben, dass auch ein langjähriger Rollenspieler wie ich hier noch den einen oder anderen Denkanstoß bekommen kann. Gerade für jene, die Vampire eben nicht als Superhelden-Rollenspiel spielen wollen sondern der Horror-Komponente, die daraus erwächst, einer Gruppe von Raubtieren anzugehören, findet sich noch mancherlei Tipp, wie das Spiel trotzdem spielbar bleibt. Denn jeder, der schon was länger im Hobby ist, weiß vermutlich, dass eine Gruppe, die nur gegeneinander agiert, selten zu anhaltend geselligen Abenden führt. Hier erfährt man, wie man zu große Feden vermeiden kann, ohne dass es dann zu forciert wirkt.
Das ist dabei, wie ich es so gerne habe, einigermaßen pragmatisch geschrieben. Das heißt, es wurde zwar auf eine einigermaßen atmosphärische Sprache verzichtet und das Requiem verkommt nun nicht plötzlich zu flappsigen Gaudi, aber die Autoren schreiben dennoch von Erzählern für Erzähler. Liest sich sehr gut, wenn es auch nicht die Klasse des richtig alten „Buch der Spiegel“ für Magus erreicht, was das betrifft. Aber bevor wir im nostalgischen Namedropping stagnieren, machen wir mal weiter.

Die Kapitel zu den einzelnen Covenant-Coteries sind unterschiedlich lang, rangieren irgendwo zwischen 14 und 22 Seiten. Die Abschnitte sind dabei teilweise noch gar nicht so sehr wegen der Hinweise zum Thema, sondern wegen der Informationen über die einzelnen Covenants recht interessant.
Gerade der Invictus-Teil hat mir da gut gefallen, werden die aristo-statischen Blutsauger hier doch noch einmal in ihrem kompletten Mangel an Flexibilität und Spontanität portraitiert. Dabei ist der Aufbau von Kapitel zu Kapitel natürlich nicht gleich. Eine Gruppe, die alt und straff organisiert ist wie der Ordo Dracul sind da einfach anders als etwa das Carthian Movement. Allen Abschnitten gemein ist dabei, dass wieder einmal in serifenlos abgesetzte Abschnitte ‚harte Fakten‘ bieten. Seien es nun einfach Anregungen, Abenteuerkonzepte oder Coterie-Ideen. Schön fand ich die „Night by Night“-Kästen, die es bei Carthian Movement und Invictus gibt. Dort werden kurz, nach Vampirrang (als etwa Neonate oder Elder) Abenteuerkonzepte geboten. Bei anderen Covenants gab es das nicht, wohl aber entsprechende Äquivalente.
Bei den entsprechenden Covenants, um die knackigen Teil nicht zu vergessen, findet man zudem noch vereinzelt neue Ritualkräfte, aber nichts, was jetzt auch nur ansatzweise Gewicht hätte.

Dennoch ist Coteries ein durchweg lohnendes Buch. Die Thematik zu behandeln macht Sinn und die Behandlung wiederum ist in der Praxis ganz wunderbar gelungen. Es ist schön anzusehen, wenn der Produktionsfehler beim Einband natürlich Abzug bei der B-Note gibt, liest sich gut runter und macht konkret Sinn. Ja, dank der Covenant-Teile erfährt man auch gleich noch mehr zu deren Struktur und Hierarchie, als Nebeneffekt sozusagen.
Kurzum: mit dem Kauf von „Coteries“ macht man als Requiem-Erzähler nichts falsch. Spieler dagegen brauchen das Buch eher nicht.


Name: Coteries {jcomments on}
Verlag: White Wolf 
Sprache: Englisch
Autoren: Kraig Blackwelder, Jacob Klünder, Matthew McFarland und Will Hindmarch
Empf. VK.: 24,99 US-Dollar 
Seiten: 128