Vampire - The Requiem - Ventrue

„Who are we to you? Kings? Bishops? Corporate executives and powerful politicians? Let me assure you, we are so much more then that.“
vom Backcover von Ventrue: Lords of the Damned

Fassen wir mal eben zusammen: Als damals zum Neustart der WoD „Vampire: the Requiem“ auf den Markt kam, wurden eine Reihe von ziemlich klaren Aussagen dazu gemacht, was das neue System sein und vor allem, was es nicht sein würde. So wurde beispielsweise gesagt, dass es keinen Metaplot geben würde; das hat sogar bis heute noch so mehr oder weniger Bestand.
Aber so ein paar andere Aussagen? „Alle Bücher werden Hardcover sein.“ hieß es. „Die Grundbücher werden farblich akzentuiert, wir werden aber nicht auf den D&D-Trend der vollfarbigen Bücher aufspringen.“ konnte man lesen. Und, ganz wichtig: „Es wird für Requiem keine neuen Clanbücher geben.“
Soso.

Wir schreiben das Jahr 2008, Dinge ändern sich ganz offenbar. Mit „Lords of the Damned“ liegt das neue Buch zum Clan Ventrue neben mir, als vollfarbiges Softcover. Nun denn. Hier ist „Softcover“ zumindest nicht als „billig“ zu verstehen, denn mit seinem verschiedenen beschichteten Prägecover sieht es wunderschön aus. Dabei ist es durchaus kostengünstig, denn 19,99 US-Dollar sind durchaus fair für so ein Buch.

Das Layout des Bandes ist ebenfalls toll geworden. Schon die Illustration auf dem Cover, handwerklich wie auch vom Motiv her einfach toll und von Chad Michael Ward gefertigt, stimmt toll auf das Thema des Buches ein. Das Layout weicht zu einem großen Teil recht radikal von dem der regulären Reihe ab, was aber im Inhalt begründet liegt. Denn „Lords of the Damned“ ist zu großen Teilen „Intime“ verfasst und führt den Leser auf diesem Wege sehr schön zu lesen tiefer in die Wege des Clans ein, ohne dass das sonst so oft dominierende Geschwafel der Autoren durchbricht.
Einzig ein Anhang füllt dann das Gelesene noch mal spieltechnisch auf und ist dann demnach auch im typischen V:tR-Layout gehalten, das aber nach wie vor sehr viel besser ausschaut, wenn der Seitenrand auch wirklich rot ist.

Und inhaltlich? Inhaltlich ist das so eine Sache. Das Buch ist toll geschrieben und macht sich durchaus gut als Abendlektüre, vermittelt vor allem ein Gefühl von dieser Truppe, die man die Ventrue nennt. Das ist sicherlich ein guter Nutzen für ein Clanbuch und wer nun einen der Herrn der Verdammten spielen mag, der wird hier vermutlich durchaus neue Ideen bekommen, was er machen kann. Wirklich viel wirklich neues Material vermittelt das Buch aber eigentlich nicht.
Mit einer Ausnahme vielleicht. Was genau die Malkavianer als Blutlinie der Ventrue sollten hab ich mich schon beim Grundbuch irgendwie gefragt, das vorliegende Buch beantwortet die Frage. Die schreckliche Krankheit (!) Malkavia wird mit Ursprung, Mythen, Legenden, Auswirkungen und Mechanismen präsentiert und ist sicherlich eine der schönsten Ergänzungen, die das ganze Vampir-Gefilde seit vielen Bänden erhalten hat. Technisch gesehen sind sie dabei in etwa eine Blutlinie, es gibt auch einen Textkasten, wie man sie so verwenden kann, aber de facto ist es wirklich mehr eine Art Krankheit. Die damit verbundene Disziplin „Dementation“ ist auch erfreulich stimmungsvoll geraten und das ganze Thema des „dem Wahnsinn verfallens“ kommt in dem Buch sehr gut rüber. Und passt dann irgendwie in dieser Form doch wieder direkt sehr gut zu den Ventrue.

Schön gelungen finde ich auch die Erzählung, wo zumindest die Ventrue den Ursprung ihres Clans sehen. Die Kopplung an Troja und Aenaes als Schöpfer des Clans macht Spaß, ist frisch, passt ganz gut und schafft es sogar nebenher noch schlüssig zu erklären, warum der Clan in „Requiem for Rome“, das ich auch in den kommenden Wochen noch hier besprechen werde, mit Abwesenheit glänzt.

Wer das Buch letztendlich kauft, der macht das sicherlich nicht der Regeln wegen. Selbst für ein WoD-Buch hat „Lord of the Damned“ da wenig von, allerdings ist das, was da ist, durchaus von gehobenerer Qualität. Nein, die Hintergrundinfos sind das, was einen hier zum Kauf locken kann und da gibt es per se eigentlich zwei Zielgruppen. Wer einen oder mit Ventrue spielt, der kann aus diesem Buch vermutlich viel Nutzen ziehen. Und wer Lust hat, mehr über Malkav und seine Erben zu erfahren, der ist hier auch richtig.
In beiden Fällen gilt es, zuzuschlagen. Alle anderen blättern es im Laden einmal durch und entscheiden sich dann, aber mit dem Wissen, vor allem Erzählungen zu erwerben, kein wirklich konkretes Quellenbuch.


Name: Ventrue: Lords of the Damned
Verlag: White Wolf 
Sprache: Englisch
Autoren: Russell Bailey, Will Hindmarch, Chuck Wendig{jcomments on}
Empf. VK.: 19,99 US-Dollar 
Seiten: 128