Promethean - Strange Alchemies

I‘ve watched you ever
since the day I was made.
Watched you love, watched you laugh,
watched you kill and die.
vom Backcover von Promethean: Strange Alchemies

Dem zweiten Quellenband zu White Wolfs vierter WoD-Linie, „Promethean: the Created“, merkt man schnell an, das er sehr konzentriert und zeitgleich mit seinem Vorgänger „Pandora‘s Book“ entwickelt worden ist, denn die beiden Büchern ähneln sich optisch sehr.
Die Zeichner sind die gleichen und auch dieses Mal gibt es wieder ein wunderbares Samuel Araya-Cover zu bewundern. Wie immer gibt es zudem den matten Hardcover-Einband mit glänzend laminierten Elementen und den schwarzweißen Innendruck auf das matte, chinesische Papier. Alles wie gewohnt also. Auch der Aufbau verblüfft nicht, sondern liegt mit eröffnender Fiktion, einer Einleitung und vier Kapiteln mitten im Trend.

„Strange Alchemies“ setzt, nachdem der Vorgängerband die metaphysischen Grundlagen des Pyros und Flux näher beleuchtet hat, nun konkreter an und wirft einen detaillierten Blick auf all das, was die Spielercharaktere in ihrer Natur genau betrifft: Lineages und Refinements. Zudem wird die offizielle Chronik fortgesponnen, aber dazu später in dieser Rezi noch mehr.

Das erste Kapitel heißt ironisch „Patchwork Families“ und befasst sich mit den fünf Lineages. Angefangen mit zahlreichen Hintergrundinformationen, irgendwo zwischen Fakt und Feeling der Lineages, über einige plottige Gerüchte, jeweils einem neuen Bestowment und einigen neuen Athanors wird hier einmal mehr das ordentlich ausgebaut, was im Grundbuch grob umrissen wurde. Das Konzept geht auf, denn ohne mit Gesagtem zu brechen legen die Autoren hier deutlich an Infos zu, so dass die Lektüre die Erfahrung am Spieltisch durchaus erweitern kann.

Eine ähnliche Mischung zwischen Fluff und Regelwerk findet man auch im zweiten Kapitel: „An Expression of Profound Truth“ beschreibt die Refinements. Das diese das ganze Denken und die (Un-)Lebensausrichtung der Prometheans bestimmen, ist der gegebene Raum hier durchaus angemessen. Doch nehmen allgemeinphilosophischer Äußerungen fallen diverse hilfreiche Punkte ins Auge: beispielhafte Milestones etwa, oder auch Abenteuerideen und Gerüchte rund um das jeweilige Refinement.
Dazu gibt es dann immer noch einen kleinen Satz Transmutations, was meiner Meinung nach jetzt nicht Not getan hätte, sowie einen beispielhaften Charakter, sei es nun die Aurum-Frankenstein „Sister Stitch“ oder der Ferrum-Ulgan Amadeo. Da sind wiederum sind durchaus weitere schöne Plot-Ideen und -konzepte zu finden, neben dem Bonus, dass auch hier wieder Bekanntem eine weitaus tiefere Beschreibung zugedacht wurde. Wie schon Kapitel 1, so ist auch Nummer 2 definitiv nützlich.

Womit wir zu Kapitel 3 kämen: „Lightning Strikes“. Das ist etwas ungewöhnlich für ein Quellenbuch, denn hier wurden diverse Essays zum Thema „Promethean“ an sich zusammengestellt.
„A Man of Clay, but a Man Nonetheless“, „Bolts and Stitches: Welcome to the Throng“, „Tragedy Without Angst“, „A New World of Gods and Monsters“ und „Ignorance and Discovery“ sind die Rufnamen all der Abschnitte, die hier versammelt dem Spiel ingesamt mehr Profil verleihen. Ein Gesamtfazit für den Abschnitt fällt schwer, aber es reicht eigentlich zu sagen, dass die besseren Beiträge darin den Kauf schon rechtfertigen. Von einigen Passagen war ich zwar ingesamt nicht so überzeugt, aber der Gesamteindruck bleibt gut.

Der vierte Abschnitt ist dann wieder ein Szenario. „Strangers on a Hill“ setzt fort, was im Grundbuch begonnen und in „Pandora‘s Book“ forgesetzt wurde und führt die Charaktere dieses Mal nach Boston. Damit wäre die zweite Signature-Stadt des Settings abgeklappert, denn Boston ist ja eigentlich eine reine „Mage: the Awakening“-Domäne.
Der Grund, dass Boston erwählt wurde, geht jedoch auch deutlich über ein reines „Abklappern“ hinaus und die Stadt präsentiert sich hier durchaus als schönes P:tC-Setting, ohne dass man das M:tA-Material auch nur im Ansatz kennen müsste.

Die P:tC-Reihe kann jedenfalls auch mit ihrem zweiten Quellenband voll punkten. Die enthaltenen Texte sind sinnvoll und das Verhältnis von Regel- zu Hintergrundinformationen ist genau richtig. Zwar ist „Strange Alchemies“ nicht ganz so sehr ein Buch, dass man zum Verständnis (und Spiel) des Spiels braucht, aber es ist sicher auf kein verschwendetes Geld.
Gerade mehr Details zu den Lineages und Refinements kann wahrlich nicht schaden, sind sie doch irgendwo einer der Eckpfeiler des Settings.

Das Buch ist kein Muss-Kauf wie „Pandora‘s Book“ geworden, aber dennoch: Wer „Promethean“ spielt, der kommt um „Strange Alchemies“ vermutlich kaum herum. Wer der offiziellen Chronik folgen will, der kommt eh nicht dran vorbei. Mir hat das Buch rundum gefallen und ich muss sagen, schon jetzt freue ich mich auf „Magnum Opus“, den dann vorletzten Titel der Reihe.


Name: Strange Alchemies {jcomments on}
Verlag: White Wolf 
Sprache: Englisch
Autoren: Joseph Carriker, Aaron Dembski-Bowden, Jess Hartley, Wood Ingham und Chuck Wendig sowie John Newman
Empf. VK.: 26,99 US-Dollar 
Seiten: 160