nWoD - Shadows of the UK
„Whole country‘s a boneyard, mate.
An‘ here we are pickin‘ our way among the bones.“
vom Backcover von Shadows of the UK
Und in der Tat, ursprünglich war „Shadows of the UK“ als reiner W:tF-Band angekündigt, bevor er dann last minute auf die generische Reihe erweitert wurde. Da ich schon „Chicago“ dahingehend etwas überfordert fand, der „UK“-Band aber gerade mal den halben Umfang für ein Vielfaches der zu beschreibenden Fläche zur Verfügung hat und zudem diese Erweiterung kurz vor Redaktionsschluss erst initiiert wurde, war meine Euphorie entsprechend eher gedämpft.
Mit Recht, wie wir bald sehen werden. Das Layout der generischen Reihe, in dem das Innere des Buches erstrahlt, kann nicht über das hinwegtäuschen, was bereits die Illus sagen: dieses Buch ist noch immer mehr oder weniger ein Werwolf-Buch.
Es gliedert sich in vier Kapitel, denen man an fast jeder Ecke ihre Herkunft anmerkt. Den Anfang macht „The Lie of the Land“. Doch bereits dort verzichtet das Buch bewusst auf allgemeine Details zu Land und Leuten und schaut sich lieber mal an, was die drei großen, übernatürlichen Linien dort so treiben. Das sieht dann im Verhältnis folgendermaßen aus: Vampire reichen von S. 13 bis 20, die Werwölfe und verwandte Gattungen von dort bis S. 53 und die Magier reichen dann bis S. 59. Eine interessante Gewichtung, oder?
Am ärgerlichsten finde ich es aber definitiv, dass hier gar nicht auf Mortals eingegangen wird. Zwar kann man etwa die ganzen Spirit-Ideen aus dem Werwolf-Abschnitt zu einer „Ghost Story“ ummodeln, aber wirklich intendiert scheint das im Buch nicht gewesen zu sein.
„Keys to the Kingdom“, Kapitel zwei, richtet sich sogar ausschließlich an Werwolf-Spieler. Die Unterschiede der britischen Uratha gegenüber all den anderen werden hier thematisiert und ausgeführt, damit man auch elegant und bequem einen Werwolf aus dem Vereinigten Königreich spielen kann. 42 Seiten voller Werwolf-Kram, von Loci bis Kräfte, alles vorhanden.
„The Isles by Moonlight“ ist theoretisch das Erzähler-Kapitel für England in der WoD, praktisch aber auch wieder mehr das Erzähler-Kapitel für England aus Sicht der Uratha. Zwar stehen auf einer einsamen Seite einige Anregungen für Vampire und Magi, doch gemessen an den dezidierten Ausführungen bezüglich verschiedener Stämme und Werwolf-Subgruppen wirkt auch das hier wieder aufgesetzt.
Das Buch verfehlt es auch klar, hier das volle Potential zu nutzen. Wer „London“ sagt, der müsste auch „Neil Gaiman“ sagen, wer „Thatcher“ erwähnt, hätte mehr auf „Hellblazer“ verweisen sollen. Kurzum: Die starke Zentrierung auf Werwolf-Themen raubt dem Buch hier unglaublich viel Bandbreite und viele Versatzstücke, die England eigentlich zu einem sehr spannenden Setting machen würden, gehen ganz verloren.
„Local Powers“, Kapitel vier, ist dann zwar noch mal endlos lang, aber auch hier muss man nicht lange schielen um die Werwolf-Wurzeln zu erkennen. Sechs Vampire, davon nur drei mit vollem Write-Up sowie fünf Magi, drei mit ausführlicher Beschreibung, stehen dort zunächst einmal fünfzehn Wolfsgruppen mit Vertreter, fünf archetypischen Wölfen, sechs Pure Tribe-Gruppen, drei da zugeordneten Archetypen, einer kleinen Menge Spirits und Details zu Azlu und Beshilu gegenüber. Einziger Lichtblick sind hier die sechs „Bogeys“ am Ende, die im Stile von Antagonists für alle Systeme gleichermaßen geeignet sind.
Will man „Shadows of the UK“ beurteilen, muss man wohl mit zweierlei Maß messen. Sieht man den Band als den Werwolf-Band, der er eigentlich auch noch immer ist, so ist es ein ganz passabler Band geworden, der das UK-Setting allerdings auch nicht umwerfend gut transportiert oder gar mit Innovationen bereichert.
Es stellt sich bei der Lektüre irgendwie einfach keine Antwort auf die Frage ein, warum man denn nun ausgerechnet im UK spielen muss. Klar, die Geisterwelt heißt da nicht Geisterwelt sondern „The Other“, aber richtig britisch ist der Band nur selten. Gerade dadurch, dass das weltliche Großbritannien so vollständig ausgespart wird, schwebt der Band in einem emotional toten, luftleeren Raum umher. Die Werwolf-Seite wird aber gut beleuchtet und wer nun generell Ahnung vom UK hat und nur das „Addon“ braucht, um es in die WoD zu portieren, der kann hier getrost einen Blick riskieren.
Betrachtet man den Band dagegen als generischen WoD-Band, so ist er vielmehr eine Frechheit. Man hätte ungeheuer viel aus dem Setting machen können, hätte man sicher weniger auf Werwolf sowie die anderen beiden Subsysteme gestürzt, sondern eher im Sinne eines „Mysterious Places: UK“ das Land exemplarisch erkundet. Dann könnten Werwölfe und Magi da genauso mit arbeiten wie Vampire und Sterbliche, ohne aber den Tunnelblick der Autoren hier teilen zu müssen.
So aber kommt das Buch unter diesem Imprint schon als Beleidung daher, denn es ist und bleibt ein Werwolf-Buch. England wäre auch für die aristokratischen Vampire und gaimanesk eingebundenen Magi ein tolles Setting gewesen, doch die paar Extraseiten in diesem Sinne sind in jedweder Weise unzureichend. Doch während Vampire und Magi wenigstens noch gestreift werden, bleiben Mortal-Spieler mit leeren Händen zurück. Wollen sie sich nicht in die Fänge von einem der Subsysteme begeben, so bleiben ihnen drei angedeutete und drei ausformulierte Bogeys. Der Rest bringt ihnen nichts.
„Shadows of the UK“ wäre ein ganz nettes Werwolf-Buch gewesen, ist aber als generischer Quellenband einfach unnütz.'
Name: Shadows of the UK {jcomments on}
Verlag: White Wolf
Sprache: Englisch
Autoren: Aaron Dembski-Bowden, Howard Ingham, Charles Wendig und Stewart Wilson
Empf. VK.: 29,99 US-Dollar
Seiten: 192 Seiten