nWoD – Mysterious Places

„Down neglected roads of behind hidden doors
lie places best left unknown.
These bizarre locales,
tainted sites and corrupt settings
bear the mark of some unmentionable crime
of horrific transgression“
vom Backcover von WoD – Mysterious Places

Die allgemeine Reihe von WoD-Quellenbüchern hat nicht umsonst gleich von Beginn an großen Ruhm eingeheimst. Das Grundregelwerk wie auch „Antagonists“ und „Ghost Stories“ waren sehr gute, inspirierende und tatsächlich gut am Spieltisch verwendbare Quellenbände.
Klar, dass die Messlatte für „Mysterious Places“, die nunmehr dritte Ergänzung der allgemeinen Reihe, entsprechend hoch zu liegen schien.

Rein optisch ist schnell klar, dass der Band problemlos mithalten kann. Das schaurige Cover zeigt eine verzerrte Gestalt, die durch einen mysteriös-verzerrten Wald auf gelblichen Nebel zuschreitet und stimmt gleich gekonnt auf das Thema des Bandes ein. Veredelt mit den gewohnten Glanzelemten vor allgemein mattem Einband macht das Buch viel hier in jeder Sammlung.
Auch die Innengestaltung kann sich sehen lassen. Jeder der neun mysteriösen Orte, die der Band vorstellt, hat einen eigenen Künstler spendiert bekommen, was gleichzeitig Abwechslung innerhalb des Bandes und Stringenz innerhalb der Kapitel gewährleistet. Sicherlich ist nicht jedes Bild für jedermanns Geschmack geeignet – der bekannte Comickünstler Durwin Talon zeichnet nun einmal ganz anders, als etwa Sam Araya mit seinen computerbasierten Bildern, aber so findet wenigstens jeder etwas in dem Band, was ihn wohl anspricht.

Inhaltlich gliedert sich das Buch, wie schon angedeutet, in neun Kapitel, von denen jeweils eines je einen Ort beschreibt. Das gewählte Schema ist dabei sehr interessant und mir in dieser Form bisher noch nicht untergekommen. Primär werden die Lokalitäten beschrieben; dieser sind aber extrem eng mit einem vorgefertigten Grundplot verwoben, der wiederum mit unzähligen Variationsmöglichkeiten vorgestellt wird.
Wenn es je einen guten Abenteuerbaukasten gab, dann ist es sicher dieses Buch. Einerseits kriegt man wirklich viel an die Hand gegeben, von frischen Ideen bis hin zu ausgereiften Regelmechanismen für besondere Situationen, andererseits kann man an so vielen Ecken und Enden Änderungen vornehmen, dass man die Szenarien trotzdem perfekt an seine eigenen Bedürfnisse anpassen kann.
„Ghost Stories“ zeigte sich ja schon flexibel und gut anpassbar, „Mysterious Places“ geht aber noch einen Schritt weiter. Zum Wohle des Bandes, wie ich meine.

Aber was sind denn nun diese seltsamen Orte, die hier so gekonnt präsentiert werden?
„The Swimming Hole“ präsentiert eine Art Wunschtümpel, der allerdings – wie sich das für gute Wunsch-Geschichten gehört – nicht ohne einen Preis daherkommt. „The University“ führt einen in die erlauchten Hallen eines akademischen Instituts, in dem Unheimliches vor sich geht, wohingegen „Swamp Indian Hollow“ in einem unheimlichen Sumpf zum Leben erweckt, was nicht Leben sollte.
In „The Village Secret“ zapft ein Dorf die Essenz der Erde an, um sein eigen Wohl zu mehren, während in „The Statue of Weeping Alice“ dem Land ein Opfer dargebracht wird, das aber nur seinen Hunger erneut entflammt.
Das „Hillcrest Center for Elder Living“ zeigt, dass es eigentlich nicht mal großen übernatürlichen Einfluss braucht, um einen Ort bizarr und absonderlich zu machen, die „The Whispering Woods“ dagegen sind höchst übernatürlich und dem Menschen gegenüber sicherlich nicht wohlwollend eingestellt.
„The Junkyard“ wird als „Friedhof toter Träume“ beschrieben und zeigt, wie moderne Mythen funktionieren können, während „The Empty Room“ eine ganz bizarre Geschichte ist, über einen bösartigen Raum, der jene auf ewig heimsucht, die ihn einst entdeckten, anderen dagegen auf ewig verborgen bleibt.

Man merkt schon an der Kurzfassung, die Bandbreite von „Mysterious Places“ ist sehr hoch. Auch die Qualität der eigentlichen Kurzszenarien ist sehr hoch und bietet wirklich für jedermann etwas. Einige Geschichten sind sehr klassisch, andere sehr modern, manche sind mit nur marginal übernatülichem Einfluss realisierbar, andere wiederum sehr mythologisch.
„Mysterious Places“ kann alle Geschmäcker bedienen und darin liegt auch die große Stärke des Bandes.

Wer braucht also diese Szenariensammlung? Nun, wer eine generische WoD-Runde spielt, kriegt hier ein paar spannende Geschichten frei Haus geliefert, die sich allerdings auch teilweise sehr gut mit Vampiren, Werwölfen oder Magi als Adaption einsetzen ließen.
Auch, wie das Backcover suggeriert, als Einstieg für sterbliche Charaktere in eine Welt des Übernatürlichen, die sie dann einige Sitzungen darauf mit einem Template ausstattet, sind die Ideen des Bandes denkbar.
Außerdem vermittelt „Mysterious Places“ einen sehr guten Eindruck vom Flair der neuen WoD als solches und ist daher ebenfalls für jeden Erzähler gut als Inspiration geeignet.
Wer Erzähler für die WoD ist, der sollte sich „Mysterious Places“ einfach mal anschauen. Bereuen wird er es nicht.


Name: Mysterious Places 
Verlag: White Wolf {jcomments on}
Sprache: Englisch
Autoren: Kraig Blackwelder, Rick Chillot, Geoff Grabowski, James Kiley, Matthew McFarland, Brett Rebischke-Schmith und Chuck Wendig
Empf. VK.: 24,99 US-Dollar
Seiten: 136