nWoD - Dogs of War

„The service
trains you
to be strong.

It teaches you teamwork, how
to rely on others
and how to realy on yourself.

Which is a damn good thing.
You need every edge you can get.“
vom Backcover von Dogs of War

Okay, zugegeben. Seit dem Relaunch der WoD sind eine Reihe von Büchern auf dem Markt erschienen, die hätte ich jetzt nicht per se gebraucht. Einige waren sogar ziemlich schlecht. Aber mit dem vorliegenden Buch schafften es White Wolf schon meine grundlegende Erwartungshaltung gewissermaßen auf den Boden zu pressen. Vor mir liegt „Dogs of War“. Das Söldnerhandbuch für die neue World of Darkness.
Ich weiß nicht, wer auf die Idee gekommen ist, dass es eine gute Idee sein könnte, ein ganzes Soldatenhandbuch für ein vor allem persönlichen Horror anvisierendes Spiel zu konzipieren („Aliens“ hin oder her), aber es ist passiert. Längere Zeit habe ich das Buch dann auch erst mal wissentlich im Laden stehen lassen, mich dann aber letztlich im Sinne einer kompletten Sammlung zu einem Kauf entschieden.

Es ist dabei gar nicht mal hässlich geraten. Das Cover von Efrem Palacios zeigt eine Gruppe Söldner oder Soldaten, die offenbar in eine alte Tempelanlage vorstoßen. Die Ästhetik spricht irgendein Zielpublikum zwischen „Jäger des verlorenen Schatzes“ und „Black Hawk Down“ an, durch die grüne Farbe und das Nachtsichtgerät des (vom Betrachter aus) Vordersten noch mal um „Splinter Cell“ erweitert. Der Titelschriftzug des Buches ist dagegen hässlich.
Beim Innenlayout gibt es keine Überraschungen, ebensowenig eigentlich bei den Illustrationen, die allerdings – anders eigentlich als sonst – keinen einzigen Ausreißer nach oben beinhalten.

Gegliedert ist das alles in allem optisch also wohl passabel zu nennende Buch dann in Prolog, Einleitung, vier Kapitel und Epilog. Die Einleitung fällt dabei erschreckend kurz aus und bietet bereits einige erste Warnungen für den Aufmerksamen, was die kommenden Seiten betrifft. Da findet man einen „Ja, es gibt echte Soldaten, aber das hier ist Fiktion. Wirklich.“-Disclaimer, einen extrem uninspirierten „Theme and Mood“-Eintrag und die vielleicht kläglichste Literaturliste seit Beginn der nWoD. Zwei Bücher, drei Filme, eine Webseite. Die Bücher klingen gar nicht mal ganz uninteressant, die Filme sind keine schlechten Tipps, aber alleine schon die Webseite – www.military.com – zeigt durch ihren extremen Fokus auf die US Army, wohin der Esel trabt.

Kapitel 1 heißt „The Conventional Military“. Eine ausführliche Behandlung der US Armed Forces von der Ausbildung bis zum Einsatz, eine Obergruppe zur leichten Anbindung an das Übernatürliche, beispielhafte Szenarien von wankelmütiger Kreativität und neue Merits und NSCs. Nichts, was einen irgendwie wirklich begeistern könnte.

Im zweiten Kapitel geht es zumindest ähnlich weiter. „Irregular Units“ sind Guerilla-Truppen, Terroristen, Dritte-Welt-Armeen und dergleichen mehr und werden dann hier beschrieben. Viel Text, wenig Crunch und vor allem viel zu wenig „of Darkness“.

Kapitel 3 ist besser. „Sites of Conflict beschreibt Krisenherde weltweit und bietet zu diesen Regionen der Erde entsprechende Hintergrundinformationen. Ist ganz nett, vor allem stimmt hier das Maß zwischen Fakt und Plot einmal. Abenteuerideen, schöne Randszenarien und kurze, kompakte Überblicke helfen einem hier gut dabei, eine Geschichte in den Regionen anzusiedeln.
Wobei man andererseits auch festhalten muss, dass das Kapitel wiederum für einen effektiven Gebrauch sehr, sehr kurz ist. Nehmen wir als Beispiel Palästina. Da ist schon lange Krieg, da gibt es Mythologie und Geschichte, woraus man sicher etwas machen kann. Die Beschreibung von Palästina beginnt dann ungefähr auf Mitte der linken Spalte von Seite 97. Noch in der selben Spalte beginnt „The Gaza Strip and the West Bank“. Im oberen Drittel der rechten Spalte beginnt dann der Abschnitt „The Palestinian Civil War“ und noch auf der selben Seite beginnt das Subkapitel über Asien.
Wer jetzt echt einen leicht zu lesenden Überblick über alles Länder haben wollte, in denen es kracht, der ist hier nicht falsch. Irgendwie muss man dann aber, hat man was spannendes gefunden, vermutlich doch wieder an anderer Stelle weiterlesen, damit man daraus etwas gebaut bekommt. Das ist auch nicht gerade toll.

Verbleibt Kapitel vier - „Storytelling“. Hier findet der geneigte Leser dann neue Moralregeln für Soldaten, ein paar Absätze zum Maßstab eines Kriegskonfliktes, ein auf das Storytelling-System ziemlich aufgezwungen wirkendes „Wargame“-System zur Simulation größerer Konflikte, ein Regelwerk für leicht tödlichere Effekte, wenn auf einen gefeuert wird und ein Stapel NSCs. Normale Widersacher, übernatürliche Widersacher und finstere Organisationen.
Hier erreicht das Buch dann endgültig seinen inhaltlichen Tiefpunkt. Die Organisation „Das Verdammte“ ist ein Bündel Prometheans, die im späteren Verlauf des zweiten Weltkriegs von Ancel Eisenbach, einem Assistent von Dr. Josef Mengele (den der Autor nicht mal buchstabiert bekommen und als Dr. Josef Mangele bezeichnet hat), geschaffen wurden und in den französischen Alpen Zuflucht fanden. Nun suchen sie nach Vergebung für Sünden, die sie niemals begangen haben – denn vermutlich wusste Eisenbach nicht mal selber, dass ein Großteil der Leichenteile von einem SS-Regiment stammte, das mit der Endlösung betraut gewesen war.
Boah! Was ein Schrott!! Du liebe Güte!

Nun denn. Die eine Seite Epilog stellt dann auch das redaktionelle Ende des damit gerade mal 126 Seiten starken Buches dar, was ein Urteil in diesem Fall schnell und zerstörerisch macht.
Die ersten Teile des Buches sind ein wenig vom „Armory“-Problem gezeichnet, einen Teil des Spiels in großen Details auszuwalzen, der nur in wenigen Kampagnen wirklich greifen kann. Anders als die „Armory“ ist „Dogs of War“ aber noch nicht mal mehr in alltäglichen Situationen zu verwenden, was die ersten beiden Kapitel als „okay“ aber „extrem speziell“ macht. Kapitel drei ist in Ordnung, aber eben viel zu oberflächlich, um einen großen Nutzen zu haben und der vierte Abschnitt ist ... desolat. Die neuen Tödlichkeitsregeln für Schusswaffen sind dabei sogar noch ein Lichtblickt ... aber auch der einzige.
Das Buch ist dünn, eines der dünnsten Bücher der ganzen Reihe und will das dennoch mit dreisten 24,99 US-Dollar vergolten wissen. Mein Fazit ist daher so klar wie selten: Nicht kaufen!


Name: Dogs of War {jcomments on}
Verlag: White Wolf 
Sprache: Englisch
Autoren: Richard Clayton, Alex Greene, John Newman, Rob Vaux, Chuck Wendig
Empf. VK.: 24,99 US-Dollar 
Seiten: 126