Jäger - Rächer

"Wunderschönen guten Morgen, Herr Nachzehrer. Die Sonne scheint, wir sind hellwach... und Sie sind geliefert!"
Rächer: Die Blutrünstigen, Zornigen, Selbstgerechten unter den Jägern. Was lässt einen normalen Menschen sich den Monstern stellen - und gewinnen? Wahnsinn? Gottes Segen? Willenskraft? Fragen Sie ruhig. Vielleicht kriegen Sie sogar eine Antwort. Doch die meisten Rächer lassen lieber Taten sprechen.
vom Backcover von Rächer

Sonstwienochbücher sind bei den Spielen ja seit längerem bekannt: Clanbücher, Stammesbücher, Traditions- und Konventsbücher, Kithbücher, Gildenbücher und nun kibt es eben auch Jägerbücher. Die müssten zwar eigentlich Bekenntnisbücher heißen, aber White Wolf haben sich zu dem grauslichem "Hunterbook" entschieden... Und noch bevor ich das Buch überhaupt aufschlage, weiß ich schon, dass es das allerbeste von all den gerade genannten Büchern sein muss. Warum das so sein soll? Ganz einfach, wenn dieses Wunderwerk deutscher Marktwirtschaft fast € 18 kostet, also soviel wie ein dickes Sourcebook anderswo, dann muss das ja wohl ein sicheres Anzeichen für Qualität sein...
Das Cover und die Innenillustrationen, die sämtlich auf kustlose Art bewaffnete Irre im Zustand des exzessiven Gewaltausbruchs gegen grausliche Monstren zeigen, lassen zwar noch nicht auf viel hoffen, aber man soll ein Buch ja nicht nach seiner durchschnittlichen, platzraubenden Bebilderung verurteilen. Und schon das Intro gefällt mir: Komplett intime in dem netten Jäger-Onlinedesign (mit Netscape-Menüleiste oben und allem) wird eine neue Sektion des Hunter-Nets eröffnet, die für Rächer. Ein paar Fallberichte, bebilderte Anleitungen zum Waffenbau, alles sehr schön und atmosphärisch, gefällt mir richtig gut. Weniger gilt das allerdings für die folgende redundante und stereotype Kurzgeschichte, in der ein Rächer eine junge Drogensüchtige als Köder für zwei Werwölfe benutzt, die er dann mit einer Schnellfeuerwaffe niedermäht, wobei er leider auch das Mädchen erwischt. Gut jede Seite kostet mich etwa 17 €-Cents und 68 Cents hätte ich für vier Seiten getippten Unsinn bestimmt nicht bezahlt...
Gut, Intro abgehakt, es folgt der Rest des Buchs. Nach der Einleitung schildern vier Kapitel Theorien über die Herkunft der Jäger, Jagdmethoden, das Verhältnis zu anderen Bekenntnissen und Zukunftspläne der Rächer. Der Abschnitt ist samt und sonders intime geschrieben, hauütsächlich von drei grundverschiedenen berühmten Jägern, einem christlichen Eiferer, einer Fanatikerin, die über Leichen geht, um Monster zu killen und einem kooperativen Praktiker, dazu kommen noch einige wenige Kommentare von anderen Huntern. Insgesamt sehr stimmungsvoll, vor allem kommt die Zewrstrittenheit der Rächer unter sich und die Unsicherheit der Jäger allgemein gut heraus und die Texte (jeder der drei Redner hat eine andere Schrifttype) lesen sich extrem unterhaltsam und vermitteln den Eindruck, wie ein Rächer sein könnte. Das Regelkapitel danach finde ich persönlich Müll, die neuen Archetypen braucht kein Mensch, ebensowenig Skills wie "Kraft" oder "Schnellziehen" oder verbesserte Regeln zum Sptrengstoffeinsatz gegen Gebäude. Auch ein Großteil der neuen Kräfte reißt mich nicht gerade vom Hocker... Das abschließende Charakterkapitel enthält fünf nette Charakterideen und ein paar Infos über berühmte Rächer, rettet das Buch aber eigentlich auch nicht mehr...
Dazu kommen die recht häufigen Typos im Text und einige englische Wortspiele, die im Deutschen nicht funktionieren (etwa wo man sich Farben als Tarnnamen wählt und keiner "gelb" sein will).
Das Buch ist wundervoll geschrieben und kann sehr bereichernd sein, bietet aber auf der anderen Seite keine wirklichen Informationen und kostet schlicht zuviel. Wer sich sicher ist, dass er das Werk braucht, sollte sich vielleicht die Anschaffung des englischen Originals überlegen, ansonsten ist man ohne das Buch zufriedener...


Name: Rächer {jcomments on}
OT: Hunterbook: Avengers 
Verlag: Feder & Schwert 
Sprache: Deutsch
Autoren: Michael Lee, Greg Stolze
Empf. VK.: 17,90 Euro 
Seiten: 104