Betrayal at House on the Hill

Ein offensichtliches Spukhaus, welches es zu erkunden gilt, ist doch immer ein Garant für trashigen Spaß. So auch im vorliegenden Spiel mit dem sehr B-Movie-artigen Titel Betrayal at House on the Hill.
Erstmals erschien das Spiel 2004 bei Avalon Hill, war dann aber einige Zeit vergriffen und wurde 2010 mit überarbeiteten und klareren Regeln erneut aufgelegt.

Nun liegt also die zweite Edition von Betrayal at the House on the Hill vor mir. Eine quadratische Schachtel mit ansprechend düsterem und gruseligem Artwork. Aber kann der der Inhalt auch halten, was die Verpackung verspricht?
Um es kurz vorweg zu nehmen: Ja, das kann er durchaus.

Ein Blick in die Box offenbart sechs bemalte Spielfiguren mit ihren entsprechenden Wertekarten, acht sechsseitige Würfel, drei unterschiedliche Kartensätze, jede Menge Plättchen aus denen man das Haus zusammensetzt, sowie viele, viele Marker und drei Regelbücher. Aber dazu später mehr. Was zunächst sehr unübersichtlich und nach einer Menge Aufwand klingt, entpuppt sich sehr schnell als einfaches und relativ unkompliziertes System.

Denn der Reiz des Spiels liegt vor allem darin, dass es sich immer anders entwickelt.
Also, was muss man denn nun genau getan werden? Kurz gesagt erkundet man ein altes, verlassenes Haus. Irgendwann im Laufe des Spieles wird dann ein Szenario (hier „Haunt“ genannt) getriggert und die wirkliche Handlung beginnt, um mal weiter im Filmmetier zu bleiben.

Zunächst sucht man sich einen Helden aus, von denen zwölf verschiedene zur Auswahl stehen.
Jeder dieser Helden hat vier Eigenschaften: Speed, Might, Sanity und Knowledge. Diese haben einen Startwert, der sich aber im Lauf des Spiels verändern kann – zum Guten oder Schlechten. Alle Charaktere starten in der Eingangshalle und erkunden von dort aus das Haus, indem sie sich entsprechend ihrer Geschwindigkeit bewegen und neue Räume entdecken. Viele davon haben einen aufgedruckten Text den es zu befolgen gilt und zusätzlich meist noch ein Symbol (Ereignis, Omen oder Gegenstand) für das man sich vom entsprechenden Stapel eine Karte zieht und auch hier den Text befolgt, der immer selbst erklärend ist.

Mit jedem neu entdeckten Raum vergrößert sich auch der Spielplan, da man verdeckt ein Plättchen zieht und es entsprechend an die bereits bestehenden Räume anlegt. So erkundet man nach und nach Erdgeschoß, Speicher und Keller des Anwesens. So hat man nie zweimal den gleichen Spielplan; ein Aspekt, der natürlich dazu ermutigt, das Spiel auch ein zweites oder drittes Mal zu spielen. Sicher, immer wieder aufs Neue ein altes Haus zu erkunden ist auf Dauer auch nicht so das Wahre, hier kommt dann der „Haunt“ ins Spiel. Aber was genau hat es damit auf sich?

Nun, in der ersten Hälfte erkundet jeder Spieler auf eigene Faust das Haus. Man kann zwar mit den anderen Charakteren interagieren, indem man Gegenstände tauscht oder ähnliches, aber ihnen noch keinen Schaden zufügen oder sie besiegen.
Aber mit jeder gezogenen Omenkarte erhöht sich auch die Chance, dass der „Haunt“ startet und sobald das geschieht, kennt man auch das eigentliche Ziel.
Hat ein Spieler nun solch ein Szenario ausgelöst, schaut man in einer entsprechenden Tabelle nach, welcher „Haunt“ denn nun einsetzt. Die einzelnen Szenarien sind dabei ebenso trashig und B-Movie-mäßig aufgebaut wie der Rest des Spieles: Sei es nun die Mumie, die plötzlich im Haus auftaucht, der Angriff von Zombies, Beschwörung eines großen Alten oder eine Schatzsuche. Mit 50 „Haunts“ sollte sichergestellt werden, dass einem der Spaß so schnell nicht ausgeht. Zumal das immer wieder anders aufgebaute Haus auch hier bei bereits gespielten „Haunts“ immer neue und andere Möglichkeiten bietet.

Aber um dem Titel des Spiels gerecht zu werden, wird nun meist einer der Spieler zum Verräter und die anderen zu den Helden. Ab diesem Punkt arbeitet man gegeneinander, da jede Partei ein eigenes Ziel hat um zu gewinnen. Hier kommen dann auch die beiden dickeren Regelbücher ins Spiel, eines wird an den Verräter ausgehändigt, das andere an die Helden. Jeder liest nun für sich den „Haunt“ samt Siegbedingungen und erweiterten Regeln durch. Die einzelnen Szenarien sind auf einer, maximal zwei Seiten, erläutert so dass man nicht erst stundenlang lesen muss und beinhalten kurze erläuternde Texte und Regelergänzungen für den jeweiligen „Haunt“. Ab diesem Punkt im Spiel können Helden auch sterben, sicherlich ist es immer gefährlich, wenn man Spieler komplett aus dem Geschehen nimmt, aber nachdem das Szenario gestartet wurde, nimmt das Spiel auch erfahrungsgemäß an Fahrt auf, so dass man nicht lange warten muss um eine neue Runde zu spielen.

Etwas schwierig ist dabei die Aussage wie lange denn nun eine Runde dauert. Manchmal startet ein „Haunt“ recht schnell, in anderen Fällen hat man aber auch schon mal fast das gesamte Haus erkundet bis ein solcher „Haunt“ eintritt.

Alles in allem aber macht Betrayal at House on the Hill aufgrund seines veränderlichen Aufbaus immer wieder Spaß. Englischkenntnisse werden dabei vorausgesetzt, da bis jetzt noch keine deutsche Version in Sicht ist, was aber für den wahren B-Movie-Enthusiasten kein Hindernis darstellen sollte.


Name: Betrayal at House on the Hill
Spieler: 3-6
Komplexität: Einfach bis Mittel
Verlag: Avalon Hill
Sprache: Englisch
Autor: Rob Daviau, Bruce Glassco
Empfohlener Verkaufspreis: ca. 45,00 €


Galerie:

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