Space Hulk – Todesengel

Kurz vor der Spielmesse in Essen 2010 beglückte uns der Heidelberger Spieleverlag mit der deutschen Ausgabe des Warhammer-40.000-Kartenspiels Space Hulk – Todesengel von Fantasy Flight Games. Was neben der zugkräftigen Lizenz auch viele interessierte Spielefans anziehen dürfte, ist der Name des Autors: Corey Konieczka. Er hatte mit Battlestar Galactica eines meiner Lieblingsspiele geschaffen und damit bereits bewiesen, dass er sich sehr gut mit kooperativen Spielen auskennt und auch Lizenzspiele stimmig umzusetzen weiß.

Die kleine und stabile Box macht direkt einen guten Eindruck und zeigt eine dynamische Szene auf dem Cover, bei dem mehrere Space Marines gegen angreifende Symbionten kämpfen. Nach dem Öffnen gibt es direkt eine Überraschung: Eine Spieleschachtel von Fantasy Flight Games, bei dem der Pappeinleger sinnvoll ist und nicht direkt für ewig verbannt wird! Dieser hält die hochwertigen 128 Spielkarten mit durchgängig tollen Illustrationen in zwei Fächern ebenso gut, wie die zwölf Unterstützungsmarker, sechs Marker für die Space-Marine-Teams und ein spezieller, sechsseitiger Würfel. Auch wenn das zunächst nicht nach sehr viel Material klingt, braucht man doch einiges an Platz, um Todesengel spielen zu können. Dabei steigt der Platzbedarf auch mit jedem zusätzlichen Spieler, da eben mehr Space Marines unterwegs sind, die in einer Formation untereinander ausgelegt werden.
Todesengel ist ein Kartenspiel zum bekannten Brettspiel Space Hulk von Games Workshop. Die Spieler steuern jeweils einen 2er-Trupp farblich voneinander getrennter Blood Angels Space Marines, wobei jeweils einer der Soldaten eine Spezialfähigkeit hat und der andere "nur" ein normaler Marine ist. Die genetisch hochzüchteten Superkrieger entern in ihren wuchtigen Terminatorrüstungen ein Raumschiffwrack, um ein zufällig generiertes Missionsziel zu erfüllen, das in der Regel darin besteht, besonders viele Aliens zu eliminieren. Dazu marschieren sie in Formation durch das Schiff und wehren Angriffe der Symbionten ab, die von keinem Spieler gesteuert werden, sondern sich nach besonderen Regeln verhalten.

Jede Spielrunde unterteilt sich in vier Phasen. Zuerst müssen die Spieler eine von drei Aktionen für seinen Trupp wählen: Angreifen, Bewegen und Aktivieren sowie Unterstützung. Jeder Trupp hat ein eigenes Set mit Besonderheiten für jede der drei Aktionen und jede der Aktionen hat eine eigene Initiative, nach der die Reihenfolge bestimmt wird. Je nach Spezialisierung des Trupps ist eine Aktion effektiver als die anderen, allerdings darf man nicht zwei Runden hintereinander dieselbe Aktion ausführen, weswegen eine gute Kommunikation mit den anderen Spielern notwendig ist. Dabei sind Bewegen und Aktivieren sowie Unterstützen auch wichtiger, als dies vielleicht den Anschein hat, denn die Blickrichtung der Marines spielt eine wichtige Rolle und mit Unterstützungsmarkern kann man sowohl die Offensiv-, wie auch Defensivfähigkeiten eines anderen Marines gezielt unterstützen.

In der zweiten Phase werden die Aktionen dann anhand der Initiative der Karten ausgeführt, bevor in der dritten Phase die noch verbliebenen Symbionten attackieren. Diese erscheinen durch die zufällig bestimmte Mission und durch abschließende Phase der Ereigniskarten. Die Aliens wandern nach bestimmten Symbolen an der Formation der ausliegenden Marines entlang, springen in ihren Rücken und attackieren. Dazu würfeln die Spieler mit dem speziellen, sechsseitigen Würfel, der die Zahlen 0 bis 5 trägt und zudem drei Totenschädelsymbole. Die Symbionten attackieren immer als Gruppe und ihre Gefährlichkeit nimmt mit steigender Zahl entsprechend zu, denn sobald der Würfel eine Zahl kleiner als die Zahl der anwesenden Symbionten in der Rotte zeigt, so stirbt der Space Marine auf dieser Position, wenn er keine Spezialfähigkeit hat oder noch einen Unterstützungsmarker zur Wurfwiederholung ausgeben kann. Ein Space Marine kann normalerweise einen Symbionten nur dann ausschalten, wenn er die Aktion Angriff erhalten hat, er einen Gegner in Sichtweite hat und über ausreichend Reichweite verfügt. Sollten all diese Faktoren zusammenkommen, so kann er ebenfalls einen Würfel werfen und bei einem Totenschädel einen Symbionten aus der Rotte entfernen. Einige Marines haben noch Spezialfähigkeiten, um mehrere Xenos zu töten, doch kommen diese oftmals mit der Gefahr einher, den eigenen Space Marine durch diesen Einsatz auch zu verlieren, so dass es keine übermächtigen Marines gibt. Die Ereigniskarten am Ende der Phase reiten die Soldaten dann meist noch tiefer in die Probleme, lassen weitere Aliens auftauchen, attackieren oder entfernen Unterstützungsmarker. Nur selten ist mal ein positives Erlebnis für die Spieler mit dabei.

Todesengel ist ein hartes Spiel, keine Frage. Die Zahl der Aliens wächst normalerweise schneller, als man sie ausdünnen kann, was schnell gefährlich wird. Neue Symbionten werden von zwei Stapeln gezogen, deren Umfang von der aktuellen Mission vorgegeben wird, die sich in mehrere Abschnitte gliedert. Sobald ein Abschnitt abgeschlossen ist, in der Regel durch das Leeren eines der Alien-Stapel, geht es in den nächsten, bis man irgendwann in der finalen Kammer steht, die dann extra hart wird.

Die Spielerzahl wird mit 1 bis 6 angegeben und ja, es funktioniert auch als Solospiel! Als ich es alleine versuchte, ging es zuerst recht zäh, zum Ende hin wurde es aber dann doch spannend und ich verlor das Finale knapp, als eine riesige Gruppe von Aliens nach und nach die Space Marines zerfetzte. Todesengel ist wahrlich nicht einfach und jeder verlorene Space Marine wird schmerzlich vermisst, da sehr schnell eine Abwärtsspirale einsetzt. Mit jedem fehlenden Marine gehen auch Möglichkeiten verloren Xenos auszuschalten, wodurch diese noch bessere Chancen bekommen, weitere Diener des Imperators zu töten. Was man dem Spiel dabei aber vorwerfen muss, ist das Spielereleminationselement, was gerade bei einem kooperativen Spiel ärgerlich sein kann. Mit etwas Pech ist der 2-Mann-Trupp eines Spielers schnell ausgeschaltet und man kann nur noch zusehen, wie das Spiel zu Ende geht. Problematisch ist auch das nicht gerade ideal geschriebene Regelheft mit 32 Seiten, in dem man öfters Dinge nachschlagen muss, das aber nicht gut genug gegliedert ist, als das man es direkt finden könnte. Dabei sind die Regeln aber nicht so schwierig, wie es vielleicht bei der Aufzählung hier den Anschein hatte. Während des ersten Spiels wird sich die angegebene Spielzeit von 30 bis 60 Minuten aber sicher nicht einhalten lassen, beim zweiten oder dritten geht es jedoch wesentlich flüssiger und kann tatsächlich eine Partie in relativ geringer Zeit spielen.

Das Thema des Spiels und die Brettspielvorlage wurden sehr gut in das Kartenformat umgesetzt, allerdings können das Eliminationselement für Spieler, die suboptimale Anleitung und der hohe Schwierigkeitsgrad gerade zu Beginn für Frust sorgen. Space Hulk – Todesengel erfordert eine gesunde Mischung aus Taktik und Würfelglück. Wer also Spiele mit Risikomanagment mag und gerne mit anderen gemeinsam gegen das Spiel zockt, sollte sich das Kartenspiel unbedingt einmal ansehen.



Name: Space Hulk – Todesengel
OT: Space Hulk – Death Angel{jcomments on}
Verlag: Heidelberger Spieleverlag
Sprache: deutsch
Autor: Corey Konieczka
Ausstattung: gut
Empf. VK.: 19,95 Euro
EAN: 4015566011236