Memoir '44

"Memoir '44" ist ein leicht zu erlernendes strategisches Brettspiel, dass es zwei Spielern erlaubt, berühmte Schlachten zwischen alliierten und deutschen Einheiten im zweiten Weltkrieg mit Plastikminiaturen auf einem in Hexfelder unterteiltem Spielbrett nachzuspielen.
Der Sieg ist dabei gleichermaßen vom klugen Einsatz der strategischen Möglichkeiten als auch vom Würfelglück abhängig, was das Spiel auch sehr attraktiv für Leute macht, die sich nicht allzusehr damit beschäftigen wollen, wobei das Spiel aber auch über lange Zeit hinweg Spaß macht.

Der Packungsinhalt
Die Quadratische Box mit einem Bild von stranderstürmenden GIs darauf enthält alles, was zum Spielen notwendig ist: Der stabile Spielplan, der auf einer schön Seite mit einem offenen Feld und auf der anderen mit einem Strand bedruckt ist, die beide in Hexfelder unteteilt sind, Hexplättchen für verschiedene Gelände, acht Kampfwürfel, ein Stapel von stimmungsvoll gestalteten Kommandokarten und ein Set von Referenzkarten zu Regeln und Gelände, verschiedene stabile Kartonmarker und natürlich die Plastikminiaturen für die Achsenmächte (in Wehrmachtsgrau) und die Allierten (in GI-Grün).
Wie man all das benutzt, erklärt einem die umfangreiche Spielanleitung, die reich bebildert und mit aussagekräftigen Diagrammen versehen die Regeln leicht und Schritt für Schritt erlernbar macht und auch die Szenarien für die verschiedenen Schlachten enthält. Das Material ist durchweg von guter Qualität und man hat nicht das Gefühl, dass irgendwo gespart wurde (nur die Karten sind etwas flimschiger als ich es gewohnt bin), gerade die Miniaturen haben mir gut gefallen, da sich die Plastiksoldaten beider Armeen nicht nur in der Farbe, sondern auch in den Modellen unterscheiden und auch manche Geländeteile wie Sandsäcke oder Panzersperren als Plastikteile anstatt von Pappkärtchen realisiert wurden. Auch an Kartenhalter wurde gedacht, um bei der Bewegung seiner Truppen beide Hände frei zu haben.

Das Spiel
Jedes Spiel "Memoir '44" besteht aus einem vorgegebenen Szenario, von denen sechzehn in der Spielanleitung beschrieben sind. Jedes Szenario basiert auf einer historischen Schlacht, wie etwa die Landung alliierter Truppen in der Normandie, die Befreiung von Paris oder die Brücke von Arnheim.
Je nach Vorgabe wird dann die Feld- oder die Strandseite des Spielbretts auf den Tisch gelegt, Geländehexe ausgelegt und die Truppen aufgestellt, die Infanterie-, Panzer- und Artillerieeinheiten umfassen. Eventuelle besondere Einheiten wie etwa US Ranger, französischer Widerstand oder deutsche Panzergrenadiere werden mit kleinen Kartoncountern markiert. Nach der Vorgabe des Szenarios werden dann noch die Kommandokarten verteilt und festgelegt, wer anfängt.
Und schon geht es los: Ein Spielzug beginnt damit, dass ein Spieler eine Kommandokarte ausspielt. Je nach Karte dürfen dann Einheiten in einem oder mehreren der drei Bereiche, in die das Schlachtfeld aufgeteilt ist, Befehle erhalten.
Jede derart aktivierte Einheit darf sich dann bewegen, wobei die Panzer am schnellsten und die Artillerie am langsamsten ist. Ist jede aktivierte Einheit positioniert, darf sie noch versuchen, eine feindliche Einheit zu beschießen, wenn sie in Reichweite ist und freies Sichtfeld hat.
Zur Abwicklung der Kämpfe werden Würfel verwendet, deren Anzahl von der Art der Einheit und der Entfernung zum Gegner abhängt. Jeder Würfel zeigt zweimal ein Infanteriesymbol, ein Panzersymbol, eine Handgranate, eine Flagge und einen Stern. Für jeden Würfel, der das Symbol einer beschossenen Einheit oder eine Handgranate zeigt, wird eine Miniatur der Einheit entfernt, für jede Flagge muss sie sich ein Hex in Richtung ihres Spielfeldrandes zurückziehen, Sterne sind ohne Auswirkung.
Sind alle Miniaturen einer Einheit entfernt, ist die Einheit besiegt und der Angreifer kann sich einen Siegpunkt gutschreiben.
Wenn alle Kämpfe abgewickelt sind, zieht der Spieler eine Kommandokarte vom Stapel nach und sein Gegner ist an der Reihe. Sieger ist, wer zuerst die vom Szenario vorgegebene Zahl von Siegpunkten erreicht hat.
Interessant wird das Ganze durch die zahlreichen Geländearten, verschiedenen Kommandokarten und Aufstellungen und nicht zuletzt dadurch, dass zu jedem Szenario eine Beschreibung der historischen Vorlage vorliegt und damit der Reiz, die Geschichte wiederaufleben zu lassen - oder zu ändern.

Partien sind schnell und hart, teilweise auch etwas unfair, vor allem, wenn die historische Vorgabe einer Seite klare taktische Vorteile gibt. Aber gerade diese Ungleichheit und die Herausforderung, auch unter schwierigen Bedingungen die Partie für sich zu entscheiden, machen einen großen Reiz aus.
Und es besteht ja immer die Möglichkeit, die Partie mit vertauschten Seiten zu wiederholen.

Support
Für "Memoir '44" sind inzwischen drei Erweiterungen erschienen, die das Spiel um weitere Geländeteile, Regeln, russische und japanische Truppen und natürlich passende Szenarien bereichern.
Dem Spiel (wie jedem Spiel von Days of Wonder) liegt außerdem ein Code bei, mit dem man sich einen Account auf der Days of Wonder-Homepage freischalten kann. Dadurch erlangt man Zugang zu den Foren, wo inzwischen eine ansehnliche Community zum Spiel existiert, die einen gern mit Ideen oder Regelfragen unterstützt, auch die Spielentwickler ist dort präsent. Außerdem steht für angemeldete Spieler eine Spielersuche zur Verfügung sowie ein browserbasierter Editor, mit dem sich eigene Szenarien für das Grundspiel und alle Erweiterungen erstellen und auch veröffentlichen lassen. Neben offiziellen Szenarien der Entwickler finden sich inzwischen zahlreiche Fanszenarien, so dass der Spielspaß auch über die Grundbox hinaus lange gesichert sein dürfte.
Zu guter Letzt stellen die Entwickler auf ihrer Seite "Overlord"-Regeln zur Verfügung, die Spielpläne und Material von zwei Grundboxen erfordern und es dann erlauben, dass bis zu zweimal vier Spieler mit "Memoir '44" in Großschlachten gegeneinander antreten, natürlich komplett mit eigenen Szenarien zu dieser Spielvariante.
Insgesamt konnte mich das Supportangebot von Days of Wonder überzeugen, auch wenn der Support (der allerdings für alle Spiele gilt)nur sechs Monate pro eingegebenen Code (und damit pro gekauftem Spiel des Produzenten) vorhält und es damit erforderlich macht, halbjährlich ein Days of Wonders-Produkt zu erwerben, um ihn aufrechtzuerhalten.

Darüber hinaus sollte erwähnt werden, dass ein Mod für die Freeware "Vassal Engine" (für Windows, Linux und Mac OS X) existiert, die zwar etwas fummlig zu bedienen ist, dafür aber erlaubt, "Memoir '44" auch online mit Freunden zu spielen.

Fazit
"Memoir '44" ist ein schnelles, leicht zu erlernendes Spiel, dass sowohl hartgesottene Strategiefans als auch Gelegenheitsspieler und durchaus auch jüngere Spieler ansprechen kann. Trotz der abstrakten Regeln sind die historischen Schlachten gut umgesetzt worden und der große Zufallseinfluss von Karten und Würfeln lässt jedes Spiel zu einem neuen Erlebnis werden.
Ausstattung, Design und ausführliches Regelmaterial garantieren einen schnellen Einstieg, Stimmung und eine lange Lebensdauer.

Als Manko könnte man betrachten, dass das Spiel nur zwei Spieler vorsieht, wodurch es voraussetzt, dass zwei Interessierte sich wie bei Schach oder Dame zu einer Partie treffen, während es bei etwas geselligerem Beisammensein im Schrank bleiben muss.
Ebenso ist das Spiel nur in Englisch und Französisch erschienen. Sprachkenntnisse auf dem Stand der zehnten Klasse sind zwar völlig ausreichend, um die Regeln zu verstehen, wer nun aber die Sprachen nun gar nicht versteht, müsste sich das Spiel von einem sprachbegabteren Bekannten erklären lassen und wird beim Text mancher Kommandokarten wohl Probleme haben.

Wer bei den letzten beiden Punkten aber keine Schwierigkeiten sieht, der sollte einmal einen näheren Blick riskieren.


Name: Memoir '44 {jcomments on}
Hersteller: Days of Wonder 
Sprache: Englisch und Französisch 
Spieler: 2 Spieldauer: ca. 1/2 bis 1 Stunden
Empf. VK.: ca. 50 Euro 
Komplexität: leicht zu erlernen