Illuminati
Schon vor einigen Jahren habe ich das ursprüngliche Trading-Card-Game „Illuminati“ gespielt und war von Anfang an sehr begeistert davon. Leider fehlte eine Spielanleitung, was das Spiel umso schwieriger gestaltete.
Aus diesem Grund war ich besonders gespannt auf die neue Auflage aus dem Hause Pegasus, die als Deluxe-Edition in unser Haus flatterte. Dann fehlte nur noch ein Abend, an dem sich ein paar Leute zusammentrommeln ließen, und los ging’s.
Der Packungsinhalt
Laut Regelwerk befinden sich in dem Spiel:
10 Illuminati-Karten
178 Gruppenkarten
41 Sonderkarten
11 Blankokarten
234 Geldstücke (irre praktisch, wir haben früher mit den Pfennigstücken gespielt, die für meine Brautschuhe geplant waren)
zwei 6seitige Würfel
etliche Erweiterungskarten (da Deluxe und deutsch)
Sowohl die Geldstücke als auch die Karten sind sehr hübsch gestaltet. Vom Stil her erinnern die Karten sehr an ihre Gegenstück im alten Spiel, selbst der kleine Bonus, den ich damals schon sehr genossen habe, ist wieder vorhanden: Auf jeder Karte ist für das scharfe Auge das Zeichen der Illuminati, die Pyramide, versteckt. Einfach mal suchen, normalerweise ist sogar das allsehende Auge zu finden.
Die Geldstücke sind in verschiedenen Farben gehalten, um ihre Werte leicht voneinander unterscheiden zu können. Leider sind sie nur einseitig mit dem Wert bedruckt, die andere Seite ziert das Spiel-Logo. Sinnvoller wäre es gewesen, beide Seiten mit der Wertigkeit zu bedrucken, damit man leichter sortieren kann.
Die Packung selbst ist sehr schön aufgemacht, man merkt, dass die Designer sehr viel Spaß damit hatten. Leider ist das Prinzip „form follows function“ nicht vollständig bedacht worden, weswegen spezielle, haltende Fächer für die Karten und Counter fehlen. Das Ergebnis ist ein heilloses Durcheinander, sobald man die Packung wieder öffnet, nachdem man damit Freunde besuchen war.
Der Spielablauf
„Illuminati“ ist kein Spiel für zwischendurch. Im Gegenteil die recht beeindruckenden Regeln sorgen eher dafür, dass wohl nur recht versierte Spieler daran Spaß haben werden. Ich werde versuchen, mich hier kurz zu fassen.
Vor Beginn des Spiels zieht jeder Spieler verdeckt eine Illuminati-Karte. Die Gruppen- und Sonderkarten werden gemeinsam gemischt und als großer Stapel in die Mitte des Tisches gelegt. Danach werden davon 4 Karten gezogen und offen in die Mitte des Tisches gelegt. Danach wird gewürfelt, der höchste Wurf fängt an.
Das Spiel gliedert sich in Züge, die wiederum in Phasen unterteilt sind.
1. Phase: Geld einkassieren. Jede Gruppe hat ein bestimmtes Einkommen, dass sie auch zur Unterstützung anderer Gruppen einsetzen kann. Das Geld wird auf der Karte hinterlegt.
2. Phase: Karte ziehen. Eine Karte wird vom verdeckten Stapel gezogen und zu den vier anderen „unkontrollierten“ Gruppen in der Mitte des Tischs gelegt. Sonderkarten darf der Spieler auf die Hand nehmen.
3. Phase: Zwei reguläre Akti,onen durchführen. Als reguläre Aktionen bezeichnet man den 1. Angriff (Angriff zur Kontrolle, Angriff zur Neutralisierung und Angriff zur Zerstörung), welcher durch Geld unterstützt werden kann, 2. die Verschiebung von Geld und 3. die Umlegung einer Gruppe (nein, nicht umlegen im Sinne von töten, sondern verschieben).
4. Phase: Beliebig viele freie Aktionen ausführen (Gruppen ablegen, Unterstützung eines Angriffs, Abgeben von Sonderkarten oder Geld an einen anderen Spieler, Einsetzen einer Sonderkarte).
5. Phase: Geld transferieren. Zwei Gruppen dürfen ihr Vermögen an eine anliegende Gruppe abgeben.
6. Phase: Spezielle Fähigkeiten ausspielen. Manche Illuminati haben bestimmte Sonderfertigkeiten, die jetzt eingesetzt werden können.
Ein zentraler Bestandteil dieses Spiels sind natürlich die Angriffe. Je nachdem, was für ein Angriff es ist, wird er gegen die Macht der anzugreifenden Gruppe gespielt, oder gegen den Widerstand. Zusätzlich ist noch wichtig, was für eine Gesinnung die Gruppen haben, in welcher Position der Machtstruktur sie liegen, wie viel Geld zur Verfügung steht... ihr seht schon, da wird viel gerechnet. Im Anschluss wird gewürfelt, und mit ein bisschen Glück hat man dann eine Gruppe übernommen… oder sie verteidigt. Oder zerstört.
Dazu kommen noch ein paar Sonderregeln, die ich jetzt hier nicht weiter ausführen möchte. Gewonnen hat im Endeffekt der Spieler, der als erster 8-13 Gruppen kontrolliert (die Anzahl ist abhängig von der Anzahl der Spieler). Zusätzlich hat jede Illuminati-Gruppe ein eigenes, spezielles Ziel.
Leider ist das Spiel recht unausgewogen. Hat man das Glück, die UFOs zu spielen, hat man eigentlich schon gewonnen. Man darf nicht nur zwei Angriffe pro Zug spielen, sondern zusätzlich hat man die Möglichkeit, sich frei eine spezielle Siegbedingung der anderen Illuminati-Gruppen auszusuchen, diese versteckt aufzuschreiben und vor den anderen Spielern geheim zu halten, nur um dann irgendwann triumphierend und bisher unerahnbar rufen zu können „So, dann hab ich wohl gewonnen!“
Zusätzlich gibt es noch Regeln für Fortgeschrittene, an die wir uns bisher noch nicht rangetraut haben, zumal das Spiel mit den einfacheren Regeln schon eine beträchtliche Zeit in Beschlag nimmt.
Erweiterungen
Seit einiger Zeit ist auch die Erweiterung „Bayrische Feuerlöschübung“ auf dem Markt, welche das Spiel um 120 weitere Karten bereichert, unter anderem Bielefeld, die Kreationisten, Reality Shows und FEMA. Ausserdem werden nun auch, wie im ursprünglichen Spiel, Artefakte ins Spiel eingebracht.
Support
Auf der Pegasus-Webseite gibt es wie immer ein paar Ergänzungen zum Spiel. Hat man die Rubrik, die etwas verirrt im Bereich „Brettspiele“ zu finden ist, einmal aufgetan, so findet man dort ein eigenes Forum rund um das Spiel, die Anleitungen zum Hauptsspiel und der Ergänzung als PDF-Downloads, eine Liste aller verfügbaren Karten (allerdings nur die des Hauptspiels) sowie, etwas zweckfrei, eine Übersicht über 50 schreckliche Wahrheiten rund um die Illuminati von Steve Jackson persönlich.
Alles in allem eine überzeugende Ausbeute, wenn auch vielleicht herunterladbare Blankokarten noch schön zu haben gewesen wären, bei einem so tagesaktuellen Spiel.
Fazit
Leider ist Illuminati nicht das, was ich mir davon erhofft hatte. Man hat ein altes Spiel genommen, die Regeln ein bisschen gewurschtelt, ein bisschen schönen Schnickschnack hinzugefügt, die Karten ans aktuelle Zeitgeschehen angepasst, eine hübsche Schachtel drum herum gemacht und fertig.
Als einziges wirklich dickes Plus möchte ich die lustigen Kombinationen anführen, die im Spielverlauf möglich sind. Wenn die Rollenspieler auf einmal Greenpeace kontrollieren und damit die aggressiven Autofahrer übernehmen wollen, und das alles nur, weil Shangri-La es so möchte, dann macht das schon Spaß.
Leider ist das Spiel, wie ich oben ja schon sagte, viel zu unausgewogen, um längere Zeit zu begeistern. Die umfangreichen (und umfangreich erklärten) Regeln machen es für ein einzelnes, schnelles Spiel zwischendurch unattraktiv, die unbalancierten Spielwerte hingegen nehmen taktischeren Spielern etwas den Reiz. Mit eigenen Regelmodifikationen wäre es sicher interessanter, aber so, wie es geliefert wird, ist es leider zu umständlich, und dafür nicht überzeugend genug.
Name: Illuminati
Hersteller: Pegasus Spiele
Sprache: Deutsch
Spieler: 2-8
Spieldauer: 1-3 Stunden
Empf. VK.: 24,95 Euro
Komplexität: Sehr hoch{jcomments on}