Heidelbär

Seit ich es vor vielen Jahren gesehen habe, mochte ich das Maskottchen des Heidelberger Spieleverlags: Der dicke, etwas proletenhaft-legere Bär im Matrosenanzug, der mit Optimismus im Blick einen W6 in die Höhe schnippt. Ein Held ist er nicht, aber vielleicht so etwas wie ein Hans im Glück, der auf sein Schicksal vertraut, komme, was da wolle. Dass ich das urige Vieh hier so schön interpretiere, liegt daran, dass es mit "Der Heidelbär" nun sein eigenes Spiel bekommen hat.

Das ganze kommt in einer kleinen Box aus Pappe daher, auf der der Heidelbär das Cover zieren darf, zusammen mit ein paar bärigen Comickollegen, die alle anderen Kanten der Schachtel zieren. Neben den Bären gibt es noch die üblichen Spieldaten samt Piktogrammen: 3-6 Spieler, ab 8 Jahren, 15 Minuten Spielzeit.
Die Schachtel enthält die Spielanleitung und 60 quadratische Spielkarten, eine davon eine leere Karte, die man wahrscheinlich selbst gestalten können soll. Auf jeder Karte sind vier Worte abgedruckt und dazu das Bild eines Bären in Kostümierung, der eins der Worte illustriert. Vom Stil her passt das Ganze zum "Heidelbär"-Logo und generell machen die Karten einen sehr hübschen Eindruck.
Die Karten sind in ihrer Kantenlänge etwa halb so lang wie eine Seite der Schachtel, der ganze Kartenstapel etwa halb so hoch - dass Spiele gern etwas großzügiger verpackt werden hat man ja oft, wahrscheinlich soll das Produkt im Warenregal nicht untergehen. Dass die Verpackung aber fasst achtmal soviel Inhalt fasst wie tatsächlich drin ist, fand ich sehr seltsam. Es ist kein direkter Mangel, aber bei so einem schnellen kleinen Kartenspiel für unterwegs wird wohl der sperrige gern mal zuhause bleiben. Wie gesagt, seltsam. Ansonsten ist die komplette Ausstattung aber ordentlich und deutsche Standardverarbeitungsqualität, sprich: Am "Heidelbär" werden sich auch noch die Enkel des Käufers erfreuen können.

Nun aber zum eigentlichen Spiel, das auf einer schrägen Idee basiert: Es geht um Wörter, die "Bären" enthalten - so etwa der "AraBär", "Silvio Bärlusconi", "SuBärman" oder das "Bärchen" (kein kleiner Bär, sondern zwei Dinge oder Personen, die zusammengehören). Ich denke, mehr muss ich zu dem Konzept gar nicht erklären, wer es jetzt immer noch nicht verstanden hat, der leihe sich in der Videothek "Werner - Beinhart!". Wie zu erwarten, sind viele der Begriffe ziemliche Kalauer, aber die Auswahl ist nur selten wirklich bemüht und macht schon beim lesen Spaß. Diese "Bärenworte" gilt es dann zu erraten. Reihum darf jeder Spieler versuchen, in nur sechs Worten einen der Bären auf seiner Karte zu beschreiben. Natürlich ohne dass er dabei das Wort selbst irgendwie nennt - "Mein Bär zappt." ist keine gültige Umschreibung für den "ZapBär".
Sowohl der Errater des Bären, als auch der Erklärer bekommt einen Punkt (in Form einer Karte, die sie an sich nehmen), neben dem Raten besteht also auch eine hohe Motivation, seine Bären an den Mann zu bringen.
Das Ganze endet, wenn der komplette Kartenstapel durchgezockt ist, wobei manche Karten gar nicht zum Einsatz kommen, da sie als Punktemarker verwendet wurden. Am Ende zählt jeder seine Karten durch und der mit den meisten gewinnt.

Das Spiel ist eigentlich sehr lustig, es ist schnell erklärt, schnell gespielt und ist genau die Art von Zeitvertreib, bei der jeder Spaß hat und das Gewinnen eher Nebensache ist. Ohne die Verpackung lässt sich das Ganze auch super in die Tasche stecken, so dass man sich immer und überall die Zeit vertreiben kann, etwa beim Warten auf den Bus oder beim Beschatten von Mafiaverstecken.
Allerdings hat das Spiel auch ein paar winzige Makel: Zuerst einmal kennt man sehr schnell die Worte, die auf den Karten stehen, was das ganze Raten natürlich sehr einfach macht - das kennt man von vielen Ratespielen, allerdings trat der Effekt beim Testspielen schon im zweiten Spiel auf. Weiterhin ist das Punktesystem nicht so ganz ausgereift, was dazu führt, dass die Spiele in kleiner Runde gern mal in einem Unentschieden enden. Auch dass kann es geben, aber beim Testen war es bei etwa der Hälfte der Spiele der Fall. Das ist kein Beinbruch, aber auf jeden Fall unschön.

Zu guter Letzt aber ein Punkt, der mich definitiv stört: "Der Heidelbär" ist auf gar keinen Fall ein Spiel ab acht Jahren! Nicht nur, dass ich mir nicht denken kann, dass es Eltern gut behagt, wenn ihre Zweitklässler Begriffe wie "StripBär", "TripBär" oder "Bärverser" erklären müssen, generell sind viele der Bärenworte von Kindern wahrscheinlich nicht zu erklären - selbst Erwachsene Mitspieler wussten oft gar nicht, wer oder was "Bärikles", "Leonard Bärnstein" oder "VorstopBär" sein sollten. Man kann das Spiel bestimmt mit Kindern spielen, aber es ist kein Kinderspiel und ich kann mir nicht vorstellen, dass jüngere Spieler besonders Spaß daran haben.

"Der Heidelbär" ist ein nettes kleines Spiel für zwischendurch, das unglaublich lustig sein kann, wenn man die Bärengags zu schätzen weiß. Auf Parties im Freundeskreis kann man damit auf jeden Fall punkten. Auch wenn es bei Weitem nicht das beste ist, dass es gibt, ist die Idee doch ziemlich einzigartig und für den kleinen Verkaufspreis bekommt man ein Spiel, dass einem vielleicht nicht stundenlangen Spielspaß am Meter bietet, dass man aber in vielen Jahren immer einmal wieder hervorkramen wird, um sich eine oder zwei Runden Bärenraten zu geben.


Name: Heidelbär - Das Tier im Wort 
Hersteller: Heidelberger Spieleverlag {jcomments on}
Sprache: Deutsch 
Spieler: 3-6 
Spieldauer: 10-30 Minuten
Empf. VK.: 8,95 Euro