Ja, Herr und Meister!

Obwohl der Karton generell an den von „Munchkin“ und die zahlreichen anderen Kartenspiele aus dem Hause Pegasus erinnert, ist „Ja, Herr und Meister!“ tatsächlich ein Produkt aus dem Mario Truant Verlag. Ursprünglich in Italien als Teil der dort wohl sehr beliebten Spieleserie „Rigor Mortis“ erschienen, stellte es den ersten Auftritt des großen, bösen Rigor Mortis und seiner kleinen Diener in Deutschland dar.
„Ja, Herr und Meister!“ bezeichnet sich selbst als Partyspiel und trifft damit den Nagel ziemlich auf den Kopf.

Der Packungsinhalt
Öffnet man die kleine, flache Schachtel, so lachen einen neben der auffaltbaren Anleitung dort drei separat verschweißte Stapel mit insgesamt 120 Karten an. Diese untergliedern sich in 80 Hinweiskarten, 37 Aktionskarten und drei „Vernichtende Blicke“ des Dunklen Meisters. Die Karten sind alle von Riccardo Crosa und Paolo „Spot“ Valzania wunderschön und mit sehr hohem Wiedererkennungswert illustriert und gestaltet worden.
Die Truant-Webseite behauptet, es sei zudem ein Würfel in der Box, aber das ist weder wahr noch nötig, denn „Ja, Herr und Meister“ kommt alleine mit den Karten aus.

Das Spiel
Der Ablauf des Spiels ist sehr einfach und zugänglich. Einer der anwesenden Spieler verkörpert den Dunklen Meister, der seinen Dienern eine Aufgabe gestellt hatte. Diese haben sie aber offenbar nicht zu seiner Zufriedenheit erfüllt und die eigentliche Zielsetzung ist es nun in „Ja, Herr und Meister“, dem Chef zu erklären, was schief gegangen ist. Denn es gibt hier keinen Sieger; nur einen Verlierer, und natürlich möchte das keiner der Spieler sein. Der Weg zum Ziel ist naheliegend: Man muss den anderen die Schuld zuweisen.
Hier kommen nun zwei der drei Kartenarten ins Spiel. Wird ein Spieler drangenommen, so legt er zunächst eine der s.g. Hinweiskarten ab. Darauf stehen Stichworte wie z.B. „Das Meer“, „Der dämliche Krieger“, „Der hinterlistige Händler“ oder auch „Das stöhnende Buch“, die der Diener in seine Erklärung einbauen muss. Am Ende seiner Erklärung legt er dann im Optimalfall eine seiner Aktionskarten mit dem Symbol für „Schuld weiterschieben“ und eine weitere Hinweiskarte, mit der nun ein von ihm bestimmter, anderer Diener versuchen muss, nicht in die Ungnade seines Herrn zu fallen.
Um genau die weiter zu forcieren gibt es noch eine andere Art von Aktionskarten, „Einspruch“ genannt, mit denen man jederzeit einem anderen Spieler eine eigene Hinweiskarte quer in den Weg werfen kann.
Man stelle sich das so vor: Da hat der Diener es gerade geschafft, die ihm zugschobene Hinweiskarte „das Mega-monströse Monster“ zu erklären und beginnt gerade, mit seiner eigenen Hinweiskarte „Die Verschlagene Elfe“ weiterzumachen, da erhebt sein Nebenmann „Einspruch“ und fragt ganz unschuldig „Hattest du nicht gesagt, du wolltest vor allem zu der Elfe, weil sie „Zwei Verblüffende Dinger“ hat?“ – natürlich begleitet von der entsprechenden Hinweiskarte.
Viel Spaß beim erklären.

Bleibt die Frage, was eigentlich der Dunkle Meister dabei macht. Der hört sich das Gezeter seiner Diener an und entscheidet für sich, ob ihm das, was da erklärt wird, gefällt oder nicht. Tut es das nicht, kommt die dritte Kartenart ins Spiel: die Vernichtenden Blicke.
Die spielt er im Grunde wie Karten beim Fußball aus, nur dass es hier nicht zwei – gelb und rot – sondern eben drei Karten gibt. Der Spieler, der als erster seine dritte Karte erhält, ist der Verlierer des Spiels. Es sei denn, er kann den Dunklen Meister durch überzeugendes Gewinsel zu seinen Füßen noch einmal umstimmen.

Wer jetzt „Willkür“ denkt, der hat nicht ganz Unrecht. Jede Runde „Ja, Herr und Meister!“ steigt und fällt natürlich mit dem Einfallsreichtum der Mitspieler und dem richtigen Fingerspitzengefühl des Meisters. In der Praxis aber hat sich das tatsächlich noch niemals als Problemfall erwiesen.
Im Gegenteil: Spielt man das Spiel nur oft genug, beginnen die Dunklen Meister irgendwie alle gerne, mit dem Setting selbst zu spielen und so waren wir ebenso schon die Diener des Paten, der offenbar ebenso mit uns unzufrieden war wie Darth Vader mit seinen Sturmtruppen.

Erweiterungen
In Deutschland ist gerade die erste Erweiterung, „Gnade, Herr und Meister!“ erschienen, die das Spiel mit weiteren Hinweis- und Aktionskarten aufstockt. Auch in Italien ist bisher noch keine weitere Erweiterung erschienen, soweit ich das mit meinen gebrochenen Sprachkenntnissen herausfinden konnte.

Der Support
Es gibt so gut wie keinen Support für das Spiel auf der Truant-Webseite. Man kann sich eine aktualisierte Version der Spielregeln als PDF-Datei herunterladen (die allerdings auf dem gleichen Stand ist wie die aus meiner vor etwa zwei Monaten gekauften Box), ebenso die Anleitung der Erweiterung. Damit hat es sich dann.
Nicht, dass das Spiel unbedingt mehr brauchen würde, aber insgesamt wirkt die Truant-Seite im Vergleich zu manchem Konkurrenten etwas lieb- und detaillos.

Fazit
„Ja, Herr und Meister!“, das im Original übrigens „Sì, Oscuro Signore!“ (ergibt SoS als Akronym) und in der englischen Ausgabe „Aye, Dark Overlord!“ heißt, ist ein tolles Spiel für große Gruppen. Es ist kinderleicht zu erlernen, lässt einen kreativ an etwas teilhaben und geht flott und unberechenbar, manchmal auch etwas chaotisch hin und her. Niemand scheidet vorzeitig aus und obwohl große Spielermengen geeignet sind, braucht man nur recht wenige Personen, um es generell spielen zu können – zwei große Pluspunkte gegenüber anderer phantastischer Partyspiele wie beispielsweise „Die Werwölfe aus dem Düsterwald“.
Die Karten sind toll illustriert und machen schon beim Sichten der Stapel eine Menge Spaß, die Aufmachung ist charmant und zuletzt der Preis ist extrem fair.

Wer ein Spiel sucht, dass jetzt nicht vor taktischer Tiefe strotzt aber verlässlich auch bei wiederholtem Spiele nicht an Reiz verliert, der sollte hier definitiv zugreifen.
Ein tolles Spiel!


Name: Ja, Herr und Meister! 
Hersteller: Mario Truant Verlag {jcomments on}
Sprache: Deutsch 
Spieler: 4-12 
Spieldauer: komplett variabel, laut Packung 20-30 Minuten
Empf. VK.: 14,95 Euro 
Komplexität: Gering