Cthulhu 500 – Mythos Motorsports Madness

Das Kartenspiel „Cthulhu 500“ ist ein humoristisches Kartenspiel vor dem Hintergrund H.P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos. Das von Atlas Games, die bereits mit Spielen wir „Lunch Money“ und „Gloom“ recht coole Titel angeboten haben, herausgegebene Spiel simuliert ein Autorennen mit verschiedenen abstrusen Vehikeln, die alleine mit der Kraft schlechter Wortspiele geschaffen zu sein scheinen. Es soll, so heißt es auf der Verpackung, von drei bis acht Spielern ab acht Jahren in 30 bis 60 Minuten flott zu spielen sein. Dem möchte ich in Punkten widersprechen, aber dazu später mehr.

Der Packungsinhalt
„Cthulhu 500“ wird in einer typischen „Tuckbox“ ausgeliefert, also einer Pappschachtel, die in ihrer Größe grob zwei nebeneinander liegenden Kartenspielen gleicht und nach oben hin geöffnet wird, so dass man die Karten hineinstecken kann (to tuck).
Wie dem auch sei, die nicht unbedingt robust zu nennende Box enthält 16 Vehikelkarten, 26 Aktionskarten, 17 Crewkarten, 18 Mod-Karten, acht Reifenkarten, 24 Reaktionskarten und eine Zielflaggen-Karte sowie eine Anleitung zum Auffalten.
Die Karten selbst sind gut verarbeitet und großteilig für Lovecraft-Kenner ziemlich lustig aufgemacht. „The Vehicle Man Was Not Meant to Drive“ etwa, oder der „Wrench Out Of Space And Time“ sind recht kultig und nett mit 3D-gerenderten Bildern illustriert. Allerdings muss man sowohl mit dem Mythos als auch mit englischen Auto-Termini schon recht gut vertraut sein, wenn man alle Anspielungen kappieren will, etwa die „Rats in the Whitewalls“. Das tut dem Spielablauf sonst zwar auch keinen Abbruch, dem Spielspaß aber schon, denn ähnlich wie bei „Munchkin“ und Konsorten profitiert auch hier der Spieler sehr davon, über die Karten lachen zu können.
Anzumerken ist noch, dass man zum Spiel zudem noch einige (beliebige) Marker und einen W6 braucht, was beides nicht in der Box zu finden ist. Das ist aber schon okay – schade dagegen ist, dass die Box nicht zumindest den Platz dafür bietet. Bei „Munchkin“ ist‘s ja auch ganz nett, dass man die nötigen Würfeln einfach mit in die Box stecken kann und man daher danach immer gleich losspielen kann. Bei „Cthulhu 500“ ist das nicht drin.

Das Spiel
Jeder Spieler erwählt sich ein Vehikel, von dem es je zwei Karten gibt. Eines davon, „Schematic“ genannt, dient als „Datenblatt“, das andere alleine, um die Position im Rennverlauf darzustellen.
Danach läuft das Spiel rundenweise ab, wobei jeder Spieler je Runde reihum zwei Aktionen durchführen, Karten ablegen und abschließend seine Hand wieder auffüllen kann. Während der Aktionsphase kann er eine ganze Menge machen – er kann seine Boxencrew mit Karten auf seiner Hand aufstellen und verstärken, meist ganz lustige Zauberkarten auf seine Mitspieler loslassen, einen Überholversuch starten oder in die Box gehen. Letzteres kann er tun, um Schäden zu beheben, aber auch, um sein Auto weiter aufzurüsten. Jedes Auto kann Modifikationen, Reifen und Fahrer haben, so dass man – ganz Pimp my Ride – mit der Zeit seine Karre in ein stachelbewährtes, Flammen ausstoßendes Monstrum verwandeln kann.
Insofern gibt es da eine Menge aufzumotzen, wiederum ganz ähnlich, wie man es von ähnlichen Spielen her schon kennt.
Zum Überholen würfeln dann beide, Überholender wie Überholter, einen W6 und addieren ihre Geschwindigkeit, den Drive-Wert ihres Fahrers, Modifikationen am Auto, Reifen und eventuelle Einflüsse aus Action- und Reaction-Cards zusammen und wer höher liegt, bekommt den forderen Platz.

Der Ablagestapel des Spiels wird dabei gleich zu Beginn eröffnet, indem die Zielflagge dort abgelegt wird. Daher wird diese, sind die Karten das erste Mal alle gespielt worden, mit in den Stapel eingemischt. Wird diese dann im Spielverlauf gezogen, gilt das Rennen als beendet und die aktuelle Position der Spieler gibt den Sieger Preis.
Im Testspiel hat sich gezeigt, dass diese Reihenfolge ziemlich wechselhaft ist und von daher bleibt es spannend, aber auch sehr unberechenbar. Negativer finde ich es, dass es nur eine optionale Regel ist, nach Zug der Zielflagge noch eine Runde lang zu spielen. Das nimmt dem Spiel bei Verwendung der Standardregeln leider die komplette Dynamik einer hart umkämpften Zieleinfahrt und macht jedwedes taktisches Kalkül unmöglich.
Ebenso ist das Balancing des Spiels so eine Sache. Manche Fahrzeuge scheinen anderen doch eindeutig überlegen zu sein, ebenso wie manche Aktionskarten den Spielverlauf ziemlich torpedieren können. Durch verschiedene „Ich bin als Nächstes wieder dran, egal, wer eigentlich dran gewesen wäre“-Karten kann ein Spieler, wenn er Glück hat, sehr oft hintereinander handeln. Das ist nicht nur von der Fairness her fragwürdig, es ist auch doof für die anderen Spieler, die unter Umständen sehr lange nicht mehr aktiv etwas machen können.

Ähnlich wie diverse andere Kartenspiele dieser Art zeichnet sich „Cthulhu 500“ da bisweilen durch sehr schwammige Regelungen aus, was – zusammen mit den Aktionskarten – das Spiel für Leute, die gerne „auf Sieg“ spielen, unattraktiv macht.
Wer sich gerne berieseln lassen will und einfach nur ein System sucht, um mit Freunden Karten auf den Tisch zu kloppen, der ist hier nicht falsch, eventuell bei den Steve Jackson- bzw. Pegasus-Titeln aber besser bedient. Die sind von den Mechanismen auch nicht besser, aber vom Thema her weniger speziell.

Der Support
Auf der Webseite des Herausgebers, www.atlas-games.com, gibt es einige kleinere Gimmicks zu dem Spiel, etwa einige winzige FAQ sowie die fehlenden Marker zum Selber-Drucken, einige Promo-Karten zur Ansicht und ein Webbanner für die eigene Webseite.
Hat mich jetzt alles nicht so richtig vom Hocker gehauen. Die FAQ scheint mir unnötig, gerade ob der ohnehin eher schwimmenden Regeln, wenn man die Marker selber drucken kann, hätte man die auch auf einen Bogen Spielkarten drucken und der Box noch beilegen können und der Rest ist Promo-Material ohne Mehrwert.
Nennenswert ist aber zumindest noch der Forensupport – wer ernsthaft Probleme mit dem Spiel hat, kann in den offiziellen Foren mutmaßlich Hilfe finden. Das ist nett, aber auch nicht so außergewöhnlich im Kartenspiel-Sektor.

Fazit
„Cthulhu 500“ ist für sich genommen ganz nett. Die Karten sind liebevoll produziert und für den Lovecraft-Fan lustig, der Ablauf ist flüssig und in der Regel überschaubar. Einige unelegante Regeln sowie unberechenbare Aktionen und Zauber machen das Spiel für taktisch orientierte Spieler allerdings wiederum uninteressant.
Wer Autos gegenüber keine Abneigung hat, über die Pimp-Idee dahinter zumindest schmunzeln kann und Lovecrafts Werke grob kennt, der wird mit „Cthulhu 500“ mutmaßlich die eine oder andere interessante Partie erleben können. Der Lovecraft-Kenner an sich kann sich zumindest über die Karten köstlich amüsieren, das steht außer Frage.
Allerdings ist das Spiel kein „must have“ und zumindest mit einem UVP von 19,99 US-Dollar auch nicht gerade geschenkt.


Name: Cthulhu 500 {jcomments on}
Hersteller: Atlas Games 
Sprache: Englisch 
Spieler: 3-8 
Spieldauer: 30 bis 60 Minuten
Empf. VK.: 19,99 US-Dollar 
Komplexität: gering, aber mit verkomplizierenden Sonderregeln