Äpfel zu Äpfeln

„Äpfel zu Äpfeln“ ist ein Kartenspiel aus dem Vertrieb von Pegasus Press, das anders als „Munchkin“ und Konsorten allerdings von dem deutschen Verlag selber entwickelt wurde. Es ist ein Assoziationsspiel, das mit einer großen Gruppe von Leuten gespielt werden kann.

Der Packungsinhalt
In dem länglichen Spielekarton von „Äpfel zu Äpfeln“ finden sich zwei Kartensätze und ein exzellent verarbeiteter, stabiler Aufsteller aus schwarzem Plastik, in dem die Karten während des Spiels auf dem Tisch präsentiert werden können.
Es gibt zwei Arten von Karten – grüne und rote. Beide Kartentypen sind jeweils mit einem Begriff beschriftet sowie mit einem Apfel illustriert. Der wurde von John Kovalic gezeichnet, doch damit zu werben kommt schon einer Frechheit gleich, ist das Bild auf jeder einzelnen Karte doch identisch. Mehr noch, selbst die grünen und roten Äpfel sind identisch, einzig die Füllfarbe des Linearts wurde eben der Kartenfarbe angepasst.
Man kann bei der Gestaltung insofern nicht gerade von liebevoller Arbeit sprechen, zumal sich auch noch Karten mit Rechtschreibfehlern finden lassen. Ich meine, es ist ja okay, dass man versucht, die Herstellungskosten eines Spieles gering zu halten, aber eine etwas größere individualisierung bei den Karten wäre dennoch wünschenswert gewesen.
Die Produktionsqualität dagegen ist okay – der Kartenhalter ist, wie bereits geschrieben, ziemlich unverwüstlich und die Karten sind von der bei Pegasus eben gewohnten Qualität.

Das Spiel
Der Ablauf des Spiels ist sehr simpel. Jeder Spieler zieht zu Beginn verdeckt eine Anzahl roter Karten auf die Hand, die abhängig von der Gesamtzahl der Spieler ist. Jede Runde ist dann einer der Leute am Tisch gewissermaßen Spielleiter und zieht eine grüne Karte.
Diese verliest er laut und legt sie in die Mitte. Darauf steht meist ein Nomen, beispielsweise etwa Dosenpfand. Alle übrigen Spieler schauen nun auf ihre roten Karten, zumeist mit Adjektiven beschriftet, und müssen verdeckt einen Begriff legen, der ihrer Meinung nach den „Dosenpfand“ besonders gut, oder lustig, umschreibt. Dabei gilt, dass der Letzte nicht mehr legen darf, was bei der Auswahl der Begriffe stets für einen gewissen Zeitdruck sorgt.
Der Leiter sammelt die Karten ein und beschaut sie sich, entscheidet dann, welchen der gelegten Begriffe er für besonders passend hält. Naja, vor allem, welcher der gelegten Begriffe sein Favorit ist. Der Spieler, der den gelegt hat, bekommt die rote Karte. Abhängig von der Gesamtspielerzahl gewinnt der Spieler, der so eine bestimmte Menge roter Karten zusammen hat.

Der Ablauf ist sehr simpel, flott und spritzig, erfordert aber natürlich ein gewisses gemeinsames Niveau der Spieler untereinander. Die Auswahl erfolgt streng subjektiv, da aber der Auswählende nie weiß, welche rote Karte von welchem Spieler stammt, bleibt es daher dennoch fair, denn jeder darf ja auch mal den Schiedsrichter geben.
Wie geplant das Spiel dabei abläuft, hängt von der ganzen Gruppe ab. Durch die Regel, dass der Letzte nicht mehr ablegen darf, gewinnt das Spiel eine gewisse Gruppendynamik, denn wenn einer gerne gezielt Karten spielen möchte, alle anderen aber einfach nur „Karten kloppen“, wird er immer Letzter sein. In der Regel führt das nicht zu Unstimmigkeiten, aber ich habe auch schon Runden erlebt, die daher fast ins Absurde abgerutscht sind, weil nachher niemand mehr risktierte, zu gucken, was er da eigentlich legt. Was dem Spielspaß nicht unbedingt zuträglich war.

Schön ist dagegen, dass man das Spiel fast ins unendliche spielen kann. Der Sieg entscheidet sich durch eine Anzahl n roter Karten, aber wo man n letztlich ansetzt, liegt in letzter Konsequenz bei der Gruppe. Eine spielmechanische Einschränkung gibt es nicht. Das Spiel verträgt sich gut mit großen Gruppen und kann auch problemlos mit acht, neun Mann gespielt werden. Wir haben es schon ermattet an letzten Urlaubstagen oder in Kneipen ausprobiert, die Zugänglichkeit und der Witz, den die oftmals eigentümlichen Kombinationen von Nomen und Adjektiven ganz von selbst ergeben, erfasst eigentlich jede Runde stets sehr schnell.
Gewinnorientiertes Spiel ist eigentlich ebenso ausgeschlossen wie Betrug, was es umso mehr zu einem exzellenten Party-Spiel macht.

Erweiterungen
Mit bisher scheinbar jährlichem Rythmus veröffentlichen Pegasus zudem Erweiterungen. Die erste Erweiterung ist bereits erhältlich, die nächste zur SPIEL 2007 angekündigt. Im Grunde liefern die Erweiterungen nur weitere grüne und rote Karten zu einem etwas höheren Preis pro Karte und in einem etwas minderwertigerem Plastikständer.
Bei dem ersten Addon war die semantische Schwäche des Kartenbeschrifters übrigens deutlicher ausgeprägt als bei dem Hauptspiel und wir haben schon mehrfach darüber philosophiert, ob die Karte „Schlcuckauf“ wohl onomatopoietisch (lautmalerisch) zu verstehen ist.
Was ich eingangs über die Lieblosigkeit schon sagte, gilt hier umso mehr: Eine gute Wörterdatenbank, ein vernünftiges Zufallsprinzip bei der Auswahl und eine Webseite könnte diese Karten hier im Sekundentakt produzieren. Es erscheint mir einfach falsch, jetzt jährlich Neue kaufen zu sollen...

Der Support
„Äpfel zu Äpfeln“ ist kein Spiel, für das man großartigen Support betreiben kann. Die Regeln passen auf einen Bierdeckel, die Karten dagegen ob ihrer Zahl kaum in die Packung. Die Webseite bietet von daher ganz praktische Kartenlisten der roten und grünen Äpfel von Originalspiel und Ergänzungsset im PDF-Format, sowie noch einmal die Spielregeln zum Download. Es gibt auch ein recht stilles, aber vom Verlagschef persönlich betreutes Forum zum Spiel, wo unter anderem Anregungen für die Karten der ersten Ergänzung diskutiert wurden.
Mehr kann man bei einem solchen Spiel kaum verlangen. Sehr schön.

Fazit
„Äpfel zu Äpfeln“ ist für mich eine strikt zweigeteilte Angelegenheit. Einerseits bin ich produktionstechnisch vom Grundspiel voll überzeugt, andererseits ist es kaum zu leugnen, dass in die Karten selber kaum individuelle Mühe gesteckt wurde.
Doch was am Ende zählt ist die Idee – das Spiel ist kinderleicht zu erlernen, kann mit vielen Leuten gespielt werden und war auch beim x-ten Spiel in diversen Runden mit unterschiedlichen Besetzungen immer lustig. Es ist zweifelsohne gut angelegtes Geld, denn das Kartenspiel verspricht einfach zahlreiche Runden in angenehmer Gesellschaft.
„Kinderleicht“ ist dabei übrigens nicht wörtlich gemeint, denn eine gewisse Textrezeption sowie die sprachliche Befähigung, etwas mit Worten spielen zu können, ist vermutlich die eine, einzige Grundbedingung, die man mitbringen muss, wenn man das Spiel spielen möchte. Linguist muss man dagegen dafür sicherlich nicht sein.

Uns hat „Äpfel zu Äpfeln“ immer viel Spaß gemacht und wird sicher noch öfter seinen Weg auf unseren Spieltisch finden. Von daher kriegt es, allem scheinbar mangelnden Herzblut zum Trotz, von mir eine klare Kaufempfehlung.


Name: Äpfel zu Äpfeln 
Hersteller: Pegasus Press 
Sprache: Deutsch 
Spieler: 4-10 {jcomments on}
Spieldauer: komplett variabel, ab 20+ Minuten
Empf. VK.: 14,95 Euro 
Komplexität: Gering