Mercenaries 2 - World in Flames

Ach ja, Videospiele. Lange habe ich keine mehr rezensiert und generell haben wir auf der DORP glaube ich lange keine mehr besprochen. Eigentlich seltsam, denn für viele von uns stellen sie doch einen mehr oder minder großen Tagesinhalt dar, und umso mehr ein Grund, dieses Eis wieder zu brechen.

Wenn es irgendein Spiel gibt, was Eis brechen kann, dann vermutlich der vorliegende Titel. Mercenaries 2 ist, man ahnt es, eine Fortsetzung zu dem Spiel Mercenaries – Playground of Destruction, das dereinst für X-Box und PS2 erschienen ist. Aber weder von der Komplexität der Story noch von der Verzahnung zum ersten Teil ist eine Kenntnis dessen notwendig.

Der Spieler übernimmt die Steuerung eines von drei Söldnern und befreit mit diesem in einer ersten Mission im Auftrag des Millionärs Ramon Solano den General Carmona aus einer paramilitärisch befestigten Anlage. Dann aber wird man von seinem Auftraggeber gelinkt, kassiert einen Schuss ins Gesäß und schwört Rache.
Damit ist die Story soweit abgedeckt.

Das Spiel ist auf Venezuela angesiedelt und stellt die gesamte Insel in einem Open-World- bzw. Sandbox-artigen Prinzip als Spielwiese zur Verfügung. Die gesamt Insel ist nicht von Anfang an zugänglich, zugleich aber so groß und vollgestopft mit Spielementen, dass mir das allenfalls auf der Übersichtskarte ab und zu anhand der ausgegrauten Gebiete aufgefallen wäre.
Wie aus Genre-Titeln bekannt, baut man sich nach und nach einen besseren Ausrüstungsstand und ein Netz von Verbündeten auf, schaltet mit jeder Mission neue Missionen frei und rüstet mit der Zeit zum finalen Schlag gegen Solano.
Der Titel hebt sich gerade vom Genre-Champion GTA vor allem durch sein militärischeres Setting ab. Unter Schnellfeuergewehren und Panzerfäusten muss man sich gar nicht bewaffnen und es dauert auch nicht lange, bis man in seinem ersten Panzer sitzt. Dann entfaltet das Spiel auch direkt einen seiner großen Trümpfe, denn (nahezu) alle Gebäude im Spiel sind zerstörbar und gerade die späteren Auseinandersetzungen verwandeln gerne mal ganze Stadtteile in brennende Ruinen. Das alles, zumindest in der von mir gespielten X-Box 360-Version, auch angenehm ruckelfrei.

Eine weitere Stärke des Spiels sind die Fraktionen. Man stößt im Laufe der Handlung auf immer mehr sehr extrem und pointierte Fraktionen, die um die Vorherrschaft auf der Insel kämpfen. Ob man nun lieber Missionen für den bösen Konzern „United Petroleum“ oder aber die Guerillas in den Bergen macht, bleibt einem so selber überlassen.
In der Theorie. In der Praxis läuft man letztlich doch fast alle Missionen aller Fraktionen nacheinander ab und auch der Fakt, dass Schläge gegen eine Gruppe bei dieser mit der Zeit zu Missstimmung führen, hat eigentlich nie wirklich Einfluss auf den Spielverlauf. Später im Spiel tauchen dann noch zwei weitere Fraktionen auf bei denen man sich ein einziges Mal wirklich für eine Seite entscheiden muss, was aber nur bedingt, auf welcher Seite man letztlich die quasi gleiche Mission spielt. Eine andere Fraktion, die von Anfang an im Spiel ist – Rastafari-Piraten im Norden der Insel – werden an keinem Punkt der Geschichte plotrelevant.

Leider ist auch sonst nicht alles Gold was glänzt in dem Spiel. So cool das zerstörbare Gelände und die Physikengine an sich sind, manchmal hustet es auch ganz schön in der Technik. Da steht dann mal ein Schiffscontainer in zehn Metern Höhe scheinbar in der Luft, oder ein Auto fliegt aus der Bahn, ohne dass man sieht, was man gerammt haben könnte. Einmal sprengte ich einen Jeep und sicherlich eine halbe Minute später – ich trank in dem Moment einen Schluck, deshalb stand ich still – fiel der Fahrer vor mir auf den Boden. Weiß der Geier, wo der in der Zeit war.

Der Protagonist hat eine ganze Reihe extrem cooler und unterhaltsamer Sprüche auf Lager, die aber eine Redundanz an den Tag legen wie ich sie seit den Kommentaren früherer FIFA-Spiele nicht mehr erlebt habe. Das Erobern von Panzern und Hubschraubern wird durch Quicktime-Events gelöst, was anfangs Spaß macht, am Ende aber so verflucht eng getimed ist, dass es de facto fast nicht mehr machbar ist.
Was dem Spiel aber wirklich das Genick bricht, tritt erst im letzten Viertel in Kraft – von jetzt auf gleich explodiert der Schwierigkeitsgrad geradezu in die Höhe. Man hat sicherlich 10, 12 Stunden ohne Probleme gespielt und fühlte sich angenehm gefordert, aber nicht frustriert. Was dann aber in den letzten paar Missionen passiert hat mit Spieldesign nichts mehr zu tun, sondern illustriert einzig und alleine, wie viele feindliche Panzer und nahezu unzerstörbare Helikopter die Engine gleichzeitig darstellen kann. Was nicht nötig gewesen wäre.

Ein endgültiges Fazit fällt mir daher etwas schwer. Ich kann ganz klar sagen, dass ich, solange ich an dem Spiel generell Spaß hatte, sogar richtig viel Spaß daran hatte. Es spielt sich flott, ist lustig, der Zerstörungs- und Anarchieaspekt ist unterhaltsam, die Insel groß und die Technik gut. Die Charaktere sind interessant und zugleich so überzeichnet, dass auch kein fader Beigeschmack ob der militaristischen Handlung aufkommt.
Dann aber macht das Spiel eine so harte Wende und zieht derart unnötig an der Schwierigkeit, dass droht, einem die ganze Erfahrung zu verleiden. Das macht es so schwer.

Alles in allem ist Mercenaries 2 – World in Flames aber durchaus ein gutes Spiel. Kein Spitzentitel, aber ein gutes Spiel. Wer auf Sandkästen voller Zerstörungspotential steht, der sollte dem Titel mal eine Chance geben. Denkt nur von Anfang an daran – es hört nicht so stark auf, wie es anfängt.


Name: Mercenaries 2 – World in Flames
Genre: Action
Publisher: EA, Pandemic
Systeme: X-Box 360, PS2, PS3 und Windows
USK: ab 18{jcomments on}


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