Terminator - Die Erlösung
Videospiele die auf Filmen basieren! Eine gute Möglichkeit Praktikanten in den Redaktionen der Videospielmagazine zu quälen und unbedarften Eltern das Geld aus der Tasche zu ziehen („Du mochtest doch den Film, oder? Hier ist das Spiel! Herzlichen Glückwunsch!“). Diese Gattung von Spiel kassiert nur selten hohe Wertungen oder gar Empfehlungen, begonnen bei der Umsetzung von E.T. für den Atari 2600 im Jahre 1982 und hört mit Terminator – Die Erlösung nicht auf.
Terminator – Die Erlösung will die Lücke zwischen der alten Trilogie und dem neuen, gleichnamigen Film mit Christian Bale schließen. Allerdings sieht John Connor im Videospiel nicht aus wie irgendeiner der drei Darsteller, die John Connor bislang in den vier Filmen gespielt haben. Und er erklärt auch nur bedingt, wieso John Connor zur Stimme des Widerstands werden konnte, denn im Spiel ist er ein ziemliches Würstchen, dessen Hauptaufgabe es ist, Leute in seinem Umfeld in den Tod zu führen. Wenn John Connor der letzte Bierbaron wäre, hätte ich es ja noch verstanden, ihm zu folgen. Aber der Typ gibt nicht mal die Infos, die er von seiner Mutter erhalten hat weiter. Wenn die ersten Terminatoren mit Gummihaut auftauchen erklärt er der überraschten Mannschaft, dass das frühe Infiltrator-Modelle der Reihe soundso seien. Ich denke, das wäre eine durchaus relevante Information gewesen, die zum Beispiel den Tod von Menschen hätte verhindern können. Aber vielleicht bin ich da auch kleinlich.
Aber immerhin ist John Connor nicht alleine auf seiner Selbstmordmission durch Los Angeles unterwegs, ein paar eingeschlossene Soldaten zu retten. Er hat eine sexy Frau namens Blair Williams dabei (die sieht fast so aus wie im Film und wird auch von der gleichen Schauspielerin Moon Bloodgood (!) gesprochen), die ihm immer zur Seite steht und vom zweiten Spieler im Koop übernommen werden kann. Während man von Mission zu Mission durch graue und braune Ruinen latscht, sammelt man immer wieder neue Begleiter ein, die aber meist nicht lange überleben, da John Connor einen Selbstmordplan nach dem anderen ausheckt, um irgendwelche anderen Leute zu retten. Irgendwann fasst er dann doch Zuversicht in seine Fähigkeiten als Anführer, denn als genug Freunde von ihm gestorben sind, hat er einige neue gerettet. Das gelingt bisweilen aber nur durch die konstante Zufuhr an Zwischensequenzen, in denen schon mal spontan Panzer oder EMP-Bomben aus dem nichts herbeigezaubert werden. Andererseits startet man bei einem Speicherpunkt oder direkt nach einer Zwischensequenz auch gerne mal im Feindfeuer. Bis man dann gelernt hat, wie man dem entkommen kann, vergehen schon mal ein paar Bier.
John Connors epische Reise durch das braun-graue L.A. ist selbst für das schlauchige Genre der 3rd-Person-Shooter besonders geradlinig ausgefallen. Es gibt eine Röhre von Level, an der an bestimmten Stellen Gegner auftauchen. Die Helden verschanzen sich hinter Deckung und feuern auf sie, bis die Wellen aufhören und dann geht es weiter. Nur ab und zu gibt es mal eine weitere Höhenebene links oder rechts, die aber auch taktisch sinnvoll eingesetzt werden können. Besonders weit kommt man allerdings meist nicht in den Levels, denn oftmals wird man an sehr willkürlichen Stellen von unmotivierten Zwischensequenzen unterbrochen. Diese sind wirklich so bemerkenswert schlecht gesetzt, dass man bisweilen nur ein paar Schritte geht und dann von der nächsten überrascht wird. Wieso setzt die nächste dann nicht direkt ein? Weitere Highlights sind Zwischensequenzen nach Gefechten, nach denen man nur noch um eine Ecke gehen muss, um das Level abzuschließen, obwohl augenscheinlich keine Gefahr mehr besteht. Für spontane Heiterkeit sorgte die Sekunde Handlungsfreiheit nach dem Abschuss eines Bossgegners, bevor die Schwarzblende kam, welche den Ladebildschirm vorausschritt.
DER LADEBILDSCHIRM! Wenn ich sage, dass das Spiel kooperativ im höchsten der drei Schwierigkeitsgrade weniger als fünf Stunden kostet (inklusive Puddingpause und Rekapitulation der zahlreichen Kritikpunkte), dann vor allem wegen des Ladebildschirms. Dieser zeigt einen Terminatorkopf mit roten Augen. Die Entwickler haben einem wenigstens die Möglichkeit gegeben, langsam um den Kopf in bestimmte Richtungen zu rotieren, um die nervenzerfetzende Monotonie der schier ewigen Ladezeiten zu überbrücken.
Für die volle Ladung Terminator – Die Erlösung sind bei den Fahrlevels nicht einmal die Zwischensequenzen abzubrechen. Wer hierbei scheitert, der darf sich entspannt zurücklehnen und zu einem Bier oder sonstigen Betäubungsmittel seiner Wahl greifen, um den ganzen Kram mehrmals über sich ergehen zu lassen. Moment mal… Fahrlevels? Ja, denn neben den Passagen, die John Connor und seine lustige Bande von opferungswilligen Menschen zu Fuß zurücklegen, gibt es in dreien der neun Level eine Art Railgun-Passage. Und das ist nicht so abwechslungsreich oder unterhaltsam wie es klingt! Selbst die Idee von einem fahrenden Zug aus bewaffnete Motorräder mit einem Deckungsfeuer aus Panzerfäusten zu beharken, wird hier nicht so gloriös umgesetzt, wie es sich vielleicht zunächst liest.
Das hängt damit zusammen, dass es das Grundkonzept des Spiels ist, den Zocker mit unvertrauten Situationen zu konfrontieren, die man dann nach und nach auswendig lernt und dann problemlos meistern kann. Im harten Schwierigkeitsgrad helfen in den Fahrpassagen nur das sture Auswendiglernen der Gegnerrouten und das simple Draufhalten auf die vermerkten Stellen. Bis man das drin hat, hat man vermutlich auch schon einiges an Bier intus.
Wer Abwechslung sucht, sollte sich besser verschiedene Biersorten suchen, denn Terminator – Die Erlösung kommt nur mit fünf Gegnertypen daher. Die kleinen fliegenden Aerostats, die spinnenartigen T-7-T, die großen Hunter Killer, Terminatoren (mit und ohne Gummihaut, aber immer mit Minigun) sowie die Motorräder, die man auch aus dem Film kennt. Diese tauchen aber nur in den Fahrlevels auf, die Terminatoren kommen erst im letzten Drittel des Spiels und die Zahl der zu erledigenden Hunter Killer liegt im einstelligen Bereich. Die meiste Zeit kämpft man also nur gegen Aerostats und die Spinnen. Während die Funktion der fliegenden Drohnen mir nicht klar geworden ist, bieten die Spinnen durchaus einen interessanten Ansatz. Von vorne sind sie mit normalen Waffen nicht zu knacken, nur auf ihrem Rücken ist ein Bereich, den man durch Angriffe beschädigen kann. Deswegen muss man entweder die Position der KI-gesteuerten Begleiter ausnutzen oder sich mit dem Koop-Mitspieler absprechen. Oder einfach mit Granaten und Raketen draufhalten. Das klappt auch super, aber dafür ist die Munition knapp, die Anzahl der Gegner aber meist nicht. Sie stellen sich aber mit Vorliebe an die Position ihrer zerstörten Gefährten, so dass man eine etablierte Taktik oftmals durchziehen kann, sofern die mitlaufenden Charaktere das nicht bereits aus eigenem Antrieb erledigt haben. Wer auf Terminator trifft, sollte eine Menge explosiven Krempel dabei haben, denn mit Taktik oder normalen Waffen ist ihnen quasi nicht beizukommen. Das heißt, sofern man trifft, denn wenn die Rakete mal wieder einen guten Meter an dem Ziel vorbeizischt, obwohl man den Roboter voll im Visier hatte, muss der Gerstensaft her. Allgemein ist die Steuerung recht schwammig ausgefallen und auch das Deckungssystem ist vor allem gut gemeint. Das Wechseln von einer Deckung in die nächste liefert oft vor allem überraschen Ergebnisse statt taktischen Optionen. Die Lebensenergie regeneriert sich vollständig nach einem Kampf, und bisweilen auch während eines Kampfes. Ein genaueres Prinzip konnten wir leider nicht ausmachen, da es einfach manchmal passierte. Wenn ein Spieler im Koop terminiert wird, dann kann der andere ihn wiederbeleben, falls er neben ihm steht. Das dauert allerdings so lange, dass der andere Spieler dann oftmals selber ins Gras beißt. Erstaunlicherweise könnte man sich so bis in Deckung gegenseitig wiederbeleben, aber das war uns dann doch zu aufwändig und albern.
Das Arsenal zur Gegnerzerbröselung reicht vom Sturmgewehr, über die Schrotflinte, bis zum Maschinengewehr, Granatwerfer und Raketenwerfer. Und dann hat man, abgesehen von Rohrbomben und Granaten auch alles gesehen. Dabei ist das Sturmgewehr wertlos und ersatzlos durch das Maschinengewehr zu ersetzen, Granatwerfer und Raketenwerfer sind quasi gleich, ebenso Rohrbombe und Granate. Die Schrotflinte erleichtert nicht nur das Treffen, sondern verursacht auch sehr ordentlichen Schaden bei nahen oder fliegenden Zielen und ist ein treuer Begleiter. Minigun der Terminatoren? Finger weg. Irgendwelchen coolen Kram wie EMP-Gewehre, Haftminen oder sonstigen interessanten Kram sucht man vergeblich. Nicht mal Bier gibt es im zerstörten L.A.!
Die Musik ist wunderlich. Es gibt zwar hier und da nette Stücke, von denen sich die meisten aber wiederholen und eine Endlosschleife besitzen. Und diese Stück gehen nur ein paar Sekunden, was einen flott in den Wahnsinn treibt! Die Kommentare der Begleiter sind meist sinnfrei und wenn mal wieder ein „Follow me!“ von irgendjemanden von irgendwoher ertönt, wird das irgendwann nur noch mit Bier lustig. Unterboten wird das nur vom dem lustlosen Geratter der eigenen Schusswaffen. Außerdem hätte ich es nie für möglich gehalten, dass mich der Terminator-Jingle irgendwann mal nerven könnte.
Die Grafik wirkt manchmal okay, aber meist wie eine Portierung von der alten Xbox. Außer grau und braun braucht man nicht nach vielen Farben zu schauen. Die Animationen sind zwar okay, aber die Weitsicht ist ein Witz. Objekte plöppen oft in relativer Nähe auf und Kantenflimmern ist allgegenwärtig.
Für Gamerscore-Jäger ist Terminator – Die Erlösung allerdings ein Fest! Es gibt elf Erfolge, wobei neun jeweils für den Abschluss eines der Levels stehen und bei beiden anderen für den Abschluss des Spiels auf normal und hart. Der Erfolg für den mittleren Schwierigkeitsgrad wird beim schweren auch direkt mit freigeschaltet, wie es sich gehört. Somit kann man alleine in weniger als fünf Stunden die vollen 1000 Gamerscore einstreichen. Freischaltbare Extras wie Konzeptzeichnungen, Trailer, Videos oder Infos gibt es nicht. Wer rechnet auch mit so etwas bei dem Videospiel zu einem Film?
Hat man Terminator – Die Erlösung einmal durch, fühlt man sich tatsächlich erlöst! Da es links und rechts nichts zu entdecken oder zu erreichen gibt (da links und rechts des Levelschlauches nichts existiert), dann kann man das Spiel direkt weglegen. Zugegeben, im Koop macht es durchaus Laune, aber welches Spiel gewinnt nicht dadurch? Terminator – Die Erlösung ist vor allem etwas für Trashfans, die sich an jeder Schwäche, jeder ungeschickten Zwischensequenz und jedem unfair aufgebauten Kampf erfreuen können. Der Rest, der vermutlich den Großteil der spielenden Masse stellt, wird weniger Freude mit dieser faden Gurke haben und sollte das Spiel entweder ignorieren oder zumindest den deutschen Brauern mit dem Kauf ihrer Produkte das Leben erleichtern. Immerhin erleichtern ihre Güter das Daddeln des Spiels. Prost!
Name: Terminator - Die Erlösung
Genre: Action
Publisher: Warner Bros. Interactive
Systeme: Xbox 360 und PS3
USK: ab 16{jcomments on}
Solo-Spielzeit: 3 - 5 Stunden
Galerie: