Universal Studios Theme Parks Adventure
Es ist kein Geheimwissen, dass Videospiele zu Filme sehr oft mies sind. Es gibt Ausnahmen, ja, Batman Begins oder Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay etwa. Aber das sind eben genau das: Ausnahmen.
Angenommen jetzt käme jemand zu euch und sagt, er habe einen Titel, der auf sieben verschiedenen Filmen, teils Reihen, basiere. Was würde bei euch siegen? Die Vernunft, oder eine obskure, multimediale Version von Schmerzlust?
Ich jedenfalls musste diesen Titel ausprobieren und so lieh ich mir von einem Kumpel sein Universal Studios Theme Parks Adventure aus. Ich hätte gewarnt sein sollen, als er mir sagte, ich könne es dann ruhig auch behalten.
Fangen wir vorne an: Das Spiel ermöglicht einem, virtuell den Universal-Studio-Vergnügungspark zu besuchen. Dieser dient quasi als Meta-Ebene, um Mini-Spiele auszulösen, die auf den Filmen Zurück in die Zukunft, Backdraft, Jurassic Park, Waterworld, Der weiße Hai, Wild Wild Wild West (ja, drei „wild“, keine Roboterspinnen hier) und E.T. basieren. Yay?
Zu Beginn des Spiels darf man sich einen von sechs Jungs aussuchen, mit denen man den Park besuchen wird - denn Mädchen machen so etwas sicherlich nicht. Oder sind klug genug, dieses Spiel hier nie zu spielen.
Nachdem man sich sein Alter Ego mit dem Charme eines leeren Fruchtzwerg-Bechers ausgesucht hat und man der Versuchung widerstehen konnte, die Konsole während der nervenaufreibenden Einführung durch Woody Woodpecker, eine der nervigsten Kreaturen ihres Gleichen, einfach auszuschalten, beginnt man die Erkundung des Parks.
Dieser Park ist riesig. Die Karte des Geländes muss man erst im Spiel selber finden, also beginnt man selber, das riesige Areal voller unsichtbarer Wände, Durchgänge wo der Grafik nach keine sein sollten und bemerkenswert hoher Ladezeiten zu erkunden. Man trifft einige interessante Personen, etwa den Mann, bei dem man das Rumble-Feature des Controllers an- und ausmachen kann (denn über Menüs ist so etwas langweilig!) und letztlich führte zumindest mich mein Weg zu meinem ersten Spiel E.T.
Ah, E.T. als Videospiel. Ich glaube, das letzte Mal, als das passiert ist, hat das mehr oder weniger den Industriecrash von 1983 ausgelöst und beinahe das ganze, entstehende Hobby ausgelöscht. Hier ist bestimmt alles besser!
Denkste. Das Spiel besteht darin, mit einem Fahrrad eine Stecke lang zu fahren, an deren Ende das Raumschiff des Außerirdischen parkt. Die Grafik ist eine Katastrophe, die Steuerung ist ein Desaster und ungefähr alle drei Meter bin ich umgefallen, weil ich mal wieder irgendwas nicht als Hindernis erkannt, oder aber erkannt und nicht umfahren bekommen habe. Jedes Mal fällt der kleine Außerirdische in den Dreck, aber das macht ihm nichts. Und mir auch nicht, denn ich hab's dennoch geschafft.
Weil ich Spiele mit Anspruch mag, wollte ich direkt noch mal in die Bahn eintreten, doch oh nein! Woody Woodpecker ist aufgetaucht und berichtet mir, dass zu viele Gäste da wären und für mich erst mal kein Platz mehr dort wäre. What the fuck?!
Nun, ich beschließe, den Park weiter zu erkunden und finde die Jurassic Park-Attraktion, aber da steht auch der olle Woody und auch dort lässt man mich nicht rein.
Mit der Zeit begreife ich: Es gibt bestimmte Kappen, die man bei Woody Woodpecker für die Punkte, die man im Spiel schon gesammelt hat, kaufen kann und mit denen man dann vor die anderen, wartenden Leute vorgelassen wird. Das muss die ganz schön nerven...
Allerdings kann man die nicht bei Woody Woodpecker vor der Bahn kaufen, sondern nur bei Woody Woodpecker am Eingangsbereich, wo er mich anfangs gebrieft hat. Viele unsichtbare Wände und Ladezeiten später bin ich wieder dort, realisiere aber, dass ich mir die Kappen nicht leisten kann. Aber wie kriege ich dann Punkte?
Richtig. Überall im Universal Park liegt Müll herum. Ja, Müll. Wenn ich den aufhebe, kriege ich minimale Punkte. Wenn ihn in einen der im Grafikmatsch versteckten Eimer werfe, sogar noch mal mehr. Und damit komme ich dann auf genug, um mir eine Kappe kaufen zu können!
Ich fasse das noch mal zusammen: Der Universal Park ist eine miserabler Vergnügungspark, wo man offenbar an jeder Attraktion von den Aufpassern verjagt wird, es sei denn man hat die Kappen der „in crowd“. Die verdient man sich durch Kinderarbeit, indem man den vollkommen verdreckten Park für das Personal reinigt, dass stattdessen nur an den Eimern steht.
Geil.
Ich fasse weitere Erlebnisse kurz zusammen. Beim weißen Hai werfe ich dann Sprengfässe auf den Hai, der mir den Orca unter den Füßen wegfressen will, bei Jurassic Park schieße ich von hinten auf mein Fahrzeug verfolgende Dinosaurier und bei Zurück in die Zukunft muss ich einen anderen Delorean von der Straße rammen.
Was?! Wer?! Hat da irgendjemand auch nur eine Minute lang in die Filme geschaut? Oder dann in dieses Spiel?
Der Teil zu Waterworld ist nicht mal interaktiv! Ein nicht interaktives Spiel?!
Wer programmiert so was?!
Ich kann neben der Müll-Mafia noch Punkte hamstern, indem ich Buchstaben einsammle, die im Park verteilt liegen - das passierte mir aber eh, weil ich die zuerst immer für Müll gehalten habe - oder an einem Filmquiz teilnehme, dass ich zumindest aber nicht geknackt bekommen habe.
Im Endeffekt verblieb ich aber mit zwei Wünschen. Innerhalb des Spiels hätte ich gerne Woody Woodpecker mit einem der Sprengfässer des weißen Hais beworfen, außerhalb dagegen würde ich die Disc gerne in einem Universal-Park auslegen.
Vielleicht kommt ja ein Kinderarbeit-Müllmann vorbei und wirft sie für mich in eine Tonne.
Dann kriegt er ja dadurch vielleicht sogar eine weitere Kappe.
Katastrophal.
Schrottspiel, Nintendo Game Cube - Kemco
Exklusiv für den Game Cube{jcomments on}