Star Wars - Republic Commando

Egoshooter im Star Wars-Universum waren schon öfter recht gut. „Dark Forces“ hat ebenso Laune bereitet wie die einzelnen Teile der „Jedi Knight“-Reihe, Ausrutscher in dem Sektor gab es allenfalls einmal durch eine schlechte Portierung von einem Medium auf das andere.
Insofern war es gar keine Frage für mich, dass „Repub

lic Commando“ den Weg auf meine Konsole finden würde.
Doch kaum hat man das Spiel eingeschaltet, wird einem klar, dass dieser Titel irgendwie anders ist. Anstelle der lustigen LucasArts-Logo-Parodien anderer Titel erscheint das Firmenzeichen nur verzerrt, wie durch einen schlechten Funkkanal geschickt. Und wo man die klassische Star Wars-Fanfare erwartet, ertönen düstere Chorgesänge, die Assoziationen an die pathosschwangeren Hymnen und Lieder der einstigen Sowjetunion aufkommen lassen.
Startet man das Spiel, so folgt kein Scrolltext, der in gelblicher Schrift in bestimmtem Neigungswinkel im Nichts des Weltalls verschwindet, sondern zum Theme des Imperators erklären blaue Einblendungen, wohin der Weg unsere Helden führen wird. Bevor aber die erste Mission beginnt, kann man aus der Ich-Perspektive noch das Aufwachsen des eigenen Charakters, einer Klontruppe, miterleben. Unter den Gehirnwaschenden Anweisungen der Kaminoar, die einen gezüchtet haben, wächst man heran, lernt seine „Brüder“ kennen und startet abschließend in Sturm und ströhmendem Regen auf Kamino mittels Landungsschiffen zu weiterer pathosreicher Chormusik hinauf in den ersten Einsatz. Eine letzte Einblendung verkündet, was folgen soll: „Stunde Null – Klonkriege – Geonosis“.

 

„Republic Commando“ erzeugt ein ganz anderes Feeling, als irgendein Titel aus dem Star Wars-Universum, den ich je gespielt habe. Es ist düster, zynisch, hart, militärisch und von der Optik her sehr an moderne Kriegsfilme à la „Saving Private Ryan“ oder „Black Hawk Down“ angelehnt. Interessanterweise verliert es dennoch nicht seinen klassischen Flair, was den Charakteren zu verdanken ist. Einerseits kämpft man eben gegen die klassischen Battledroids, Superbattledroids, Droidekas, Geonosianer und andere bekannte Gestalten, trifft Wookies und andere Klontruppen. Die interagieren zudem sehr schön mit euch, jubeln wenn die anerkannt guten „Kommandoeinheiten“ zu ihnen vorrücken, um sie zu retten und die Feinde zurückzuschlagen.
Allerdings hat man sich auch etwas Augenzwinkern erlaubt, etwa wenn die eigene Truppe die Geonosianer beständig als „Bugs“ bezeichnet (inklusive dem klassischen „Bugs!“-Warnruf) oder diese etwa in fremden Schiffen komische Brutstätten mitsamt seltsamer Eier errichten. Und als mitten in so einem Aliennest ein Bactaspender stand, meinte einer meiner Begleiter nur lakonisch „Wer auch immer den hier aufgestellt hat – er hat einen Orden verdient.“

Anders als in den meisten Shootern ist man nicht alleine unterwegs, sondern eben mit seinen drei „Brüdern“. Diese sind prinzipiell Spezialisten für bestimmte Aufgaben, können aber in der Praxis alle jeden Job erledigen. Dennoch wurden sie als sehr unterschiedliche Charaktere inszeniert, allesamt mit sehr eigenen Macken. Schnell wachsen einem Scorch, Fixxer und Sieben ans Herz und man tut, was man kann, um die Jungs echt heil durch die Level zu führen.
Das funktioniert dabei sehr einfach. Hält man die A-Taste gedrückt, so kann man seinen Mannen simple Befehle geben, etwa „Sichert diesen Bereich“, „Formation einnehmen“ oder etwa „Suchen und zerstören“.
Dazu gibt es kontextsensitive Bereiche. Erscheint etwa ein Granatensymbol per HUD über einer Kiste, so kann man diese ins Fadenkreuz nehmen und die A-Taste drücken und schon rückt einer der Mannen aus, dahinter Platz zu nehmen und Granaten zu werfen. Auf die gleiche Art schickt man seine Leute an Scharfschützenpositionen, lässt sie Türen wahlweise hacken oder aufsprengen, Bomben oder Annäherungsminen auslegen, Computerterminals bedienen oder die besagten Bactaspender aufsuchen, um sich zu heilen.
Gelingt dies trotzdem mal nicht und einer der Leute geht zu Boden, so ist er aber nicht tot. Marschiert man dort hin, nimmt ihn ins Visier und hält die A-Taste gedrückt, so zückt der eigene Kommando eine Art Super-Defibrilator und pumpt den Kerl zumindest wieder auf die Beine. Als besonderes Feature gilt das auch für einen selber. Frisst man mal zu viel Schaden, so geht man schreiend zu Boden, die Sicht wird verschwommen und wahlweise wartet man dann, bis einer der eigenen Mannen kommt, um einen auf die Beine zu bringen oder aber man ruft ihn gar zu sich. Dumm nur, wenn die anderen auch alle da liegen oder man getrennt wurde, was auch zuweilen vorkommt.
Ansonsten ist es halt die typische Shootersteuerung. Schießen auf R, Granaten auf L, Waffenwahl mit dem Digikreuz, Nachladen auf X, Springen auf Y, Ducken durch Druck auf den linken, Zoomen durch Druck auf den rechten Analogstick, Weiß für Sichtmodi und Schwarz zum Durchschalten der Granatentypen.

Präsentiert wird einem das ganze in einem audiovisuellem Overkill. Die Grafik ist bombastisch zu nennen, sehr detailiert, mit wunderschönen Texturen, coolen Effekten und teilweise beeindruckend großen Gegnern in eindrucksvoller Anzahl. Gerade größere Explosionen wirbeln massig Staub auf, Battledroids kann man dank Trefferzonen geziehlt zerschießen, auf Geonosis wanken riesige Schlachtenläufer um einen herum, auf Kashyyyk dagegen fällt fahles Mondlicht durch die Blätterdecke herab. Zerlegt man einen Gegner aus der Nähe, spritzen Körperflüssigkeiten an den Helm, die ein kleiner Laser dann nach kurzer Zeit entfernt. Auch etwa Regentropfen perlen daran herab.
Das Spiel gerät dabei nur ausgesprochen selten ins Stocken. Einzig an einer Stelle hat es mal einen leichten Einbruch der Framerate über mehrere Sekunden gegeben, ansonsten kommt es nur bei massiven SFX-Einsatz zu nahezu unmerklichen Slowdowns.
Dazu die schon erwähnt, zumeist düstere und wuchtige Musik, sowie wummerte Soundeffekt, brachiale Explosionen, Schreie in Dolby Surround und eine gute Synchro, die auch die Ohren verwöhnt. Alle Stimmen sind gut, die Texte ausgesprochen motiviert vorgetragen und die Übersetzung an sich kann sich auch sehen lassen. Ein seltenes Urteil von mir: „Republic Commando“ ist auch in Deutsch sehr gut spielbar; gerade bei Star Wars keine Selbstverständlichkeit, von den Erinnerungen an die deutsche „Clone Wars“-Fassung kriege ich ja heute noch Alpträume.
Doch anders bei „Republic Commando“. ‚Mittendrin statt nur dabei‘ ist die Devise und deine dergestalt intensive Atmosphäre ist sehr, sehr selten bei Computerspielen. Beide Daumen hoch dafür!
Leider kann die Präsentation neben dem eigentlich Spiel nicht ganz mithalten, da die einzelnen Level nicht durch Cutscenes, sondern nur durch Texttfafeln verbunden werden. Da wäre etwas mehr Fluff einfach wünschenswert gewesen.

Die Spieldauer ist okay. Es gibt längere Spiele, aber obschon ich das Spiel sozusagen am Stück durchgespielt habe und bei jedem Start augenblick wieder ein gewisser Suchtfaktor eintritt, war ich länger unterwegs. Gerade im Shooter-Genre sind lange Spiele ja auch keine Selbstverständlichkeit, insofern geht die Spieldauer schon in Ordnung.
Ist man durch, winkt da theoretisch auch noch ein Multiplayermodus, der auf so ziemlich jedem technischen Wege, den die X-Box beherrscht, realisierbar ist. Das heißt, System-Link-Fans, X-Box-Live-Spieler und Splitscreen-Anhänger kommen gleichermaßen auf ihre kosten. Allerdings ist bei letzterem Modus der Ausschnitt gewohnt klein und dennoch mit viel Text in großer Schrift überlagert, was als sehr, sehr störend empfunden wurde. Gerade wenn man jetzt viel gleichzeitig macht – sagen wir Munition aufsammeln,Granaten aufsammeln und danach direkt einen anderen Spieler über den Jordan schicken, dann sieht man sozusagen nichts mehr, außer eben seiner Schrift.
Auch sonst sind da einige Defizite zu vermelden. Warum ausgerechnet ein solcher Team-Spiel ohne Koop-Modus daherkommt ist fragwürdig, angeboten werden nur die typischen Deathmatch-, Team-Deathmatch- und Capture the Flag-Runden. Rechnet man da noch eine sehr geringe Levelauswahl und einige einfach zu dunkle Level mit ein kommt man leider zu einem ernüchternden Ergebnis. Wer gerne mit Freunden spielt greift also mutmaßlich auch weiterhin zu „Halo 2“, Leute die gegeneinander antreten wollen dagegen bevorzugt zu einem der „Timesplitters“-Teile.

Aber „Republic Commando“ ist nunmal eher ein Solotitel und als solcher ein ganz grandioser. Für Star Wars-Fans ist sehr ohnehin Pflicht, doch auch alle anderen sollten mal ob des düstereren Szenarios einen Blick riskieren.
Dank bombatischer Inszenierung, schnieker Grafik und andauernder Spannung für zehn bis fünfzehn Stunden hat sich die Spezialeinheit der Republik klar einen Rang in der absoluten Topliste der Shooter der aktuellen Konsolengeneration verdient.


Taktischer Ego-Shooter
X-Box (auch für PC erhältlich){jcomments on}
Lucas Arts