Fallout - Brotherhood of Steel
Damals, ja damals Ende des letzten Jahrtausends, da war die Welt der PC-Rollenspiele noch in Ordnung. Baldurs Gate und Fallout konnten durch Witz, taktischen Anspruch und sehr lange, sehr motivierende Spielverläufe den Rollenspieler erfreuen. Inzwischen sind solche Rollenspiele selten geworden und wurden durch actionorientiertes Monstermetzeln für die Konsolen ersetzt. Was bei Baldurs Gate mit der Dark Alliance-Reihe noch ganz manierlich umgesetzt wurde, versagt bei Fallout: Brotherhood of Steel völlig.Es spielt zwar in der gleichen, postapokalyptischen Welt wie Fallout und es gibt aus den Spielen bekannte Personen... doch da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Nachdem man sich einen von drei Charakteren ausgesucht hat (den hühnenhaften Cyrus, die flinke Nadia und den Ghul Cain), kann es auch schon los gehen. Auf der Suche nach einigen Paladinen der Bruderschaft kommt die Spielfigur in das Nest Carbon. Dort kümmert man sich um die Probleme der Bevölkerung, damit diese einem helfen. Dazu bringt man absurd viele, ziemlich unspektakuläre und einfach zu besiegende Viecher und Menschen um. So säubert man eine Lagerhalle von Skorpionen und Ratten, nur um danach die Stadt von Banditen zu räumen. Und da die Stimpacks, das Äquivalent zu Heiltränken, auch Geld kosten, stellt man sich nach einem Kampf einfach in eine bereits von Gegnern befreite Ecke und wartet bis sich sein Charakter langsam wieder auf volle Lebensenergie geheilt hat. In diesem Schema geht es das ganze Spiel über, selten unterbrochen durch einen Bosskampf. Diese sind allerdings wahrlich unspektakulär. Draufhalten und ballern reicht eigentlich immer. Das totale Desaster ist allerdings der finale Endkampf, bei dem man sich mehrmals praktisch gleichen Monstrositäten stellen muss und diese so lange kloppt, bis man den Abspann genießen darf. Knapp zehn Stunden dauerte diese Farce, die sich mit Titeln wie Rollenspiel und Fallout schmückt.
Das Spiel ist streng linear. Welche Mission man wann erledigt ist vorgegeben und auch bei den Gesprächen mit den wenigen NSCs kann man eigentlich nichts falsch machen. Diese geben entweder Aufträge oder kaufen / verkaufen Ausrüstung. Diese wird an unserer Spielfigur dargestellt und ist auch zahlreich, doch leider ist das Balancing beim Finden von Ausrüstung nicht gegeben. So kann es passieren, dass man von seiner aktuellen Rüstung im Level vier Hosen findet, aber sonst keine Teile. Die werden dann eben vertickt um sich die sündhaft teuren Ausrüstungsgegenstände leisten zu können.
Optisch präsentiert sich das ganze eher mau. Die Modelle sind nicht gerade hübsch und die Texturen langweilig. Gerade in den Gesprächen, wo man den NSC frontal sieht, wird deutlich wie lieblos die Charaktere gestaltet sind. Okay, Fallout spielt in einer atomaren Wüste, doch etwas interessanter hätte man die Welt trotzdem gestalten können. Es gibt einen Höhlenlevel, der so dunkel ist, dass man die Abgründe leider kaum vom Boden unterscheiden kann und so regelmässig zähneknirschend den letzten Spielstand laden muss. Gezeigt wird das ganze Geschehen aus der Vogelperspektive, die man zwar drehen kann, aber Kippen und Zoomen sind nicht drin. Der gewählte Bildausschnitt ist ziemlich klein, so dass man bisweilen schon mal von Gegnern ausserhalb des Sichtfeldes beschossen wird, ohne etwas sehen zu können.
Man hat in den Echtzeitgefechten grundsätzlich die Wahl zwischen Fern- und Nahkampf. Fernkampfwaffen verbrauchen allerdings teure Munition und die Zielhilfe funktioniert auch nicht wirklich einwandfrei, so dass der Nahkampf sich am ehesten rentiert. Taktisches Vorgehen kann man hier vergessen, reinstürzen und um sich schlagen genügt.
Zu hören bekommt man fast nichts. Es gibt einige unspektakuläre Waffensounds, sowie Musikstücke im Startmenü, bei Bosskämpfen und im Abspann. Während im Startmenü noch ein Song im 50er-Jahre-Stil dudelt, gehen die restlichen Musikstücke einen ganz anderen Weg. Fans der... ähem... lauten Musik bekommen mit Slipknot, Skinlab, Messhugha und Chimaira deftige Kost.
Nachdem man das Spiel einmal durchgespielt hat, stehen drei neue Charaktere zur Verfügung, die auf den Werten der bisherigen beruhen und nur ein anderes Spielmodel haben, sich aber inhaltlich nicht auswirken. Zusätzlich gibt es einen weiteren Schwierigkeitsgrad für Hartgesottene und ein Musikvideo von Skinlab, das sehr... ähem... laut ist.
Das Spiel wird durch unnötig große Levels und wahre Gegenerhorden in die Länge gezogen um die dünne Handlung zu tragen. Diese ist sehr einseitig und klischeehaft und kann bei weitem nicht mit der vielschichtigen und wandlungsreichen Erzählweise der Fallout-Reihe mithalten.
Was bleibt ist ein nicht gerade spannender Hack'n-Shoot-Prügeln im Stil von Dark Alliance und Konsorten, der im 2-Spieler-Koop etwas an Reiz gewinnt, aber im Allgemeinen ignoriert werden kann. Gerade Fans von Fallout dürfte dieses Spiel Salz in die Wunden streuen und sollte links liegen gelassen werden.
Action-Rollenspiel
Xbox - Interplay {jcomments on}