Crimson Skies - High Road to Revenge

Das Spiel "Crimson Skies", eine Hexfeld-basierte Flugsimulation aus dem Hause FASA/FanPro, ist ja nun schon lange aus den Läden verschwunden. Doch im Gegensatz zum 1999 erschienenen Original lebt die Lizenz trotz allem weiter.

Ganz kurz für jene, die mit dem Hintergrund nicht vertraut sind: Crimson Skies entführte seine Spieler in eine alternative Vergangenheit, in der über einem fiktiv zu nennenden Amerika wahrlich waghalsige Propellermaschinen und Zeppeline ihre Runden drehten. Die Mischung aus 'alternate history', Steampunk und 1930er-Pulp-Atmosphäre fand schnell viele Fans und schaffte es sowohl in den Romanhandel als auch in die schöne Welt der interaktiven Unterhaltung.

 

Das erste Spiel erschien im Jahr 2000 für Windows-Rechner aller Art und wurde direkt von Microsoft produziert – kein Wunder also, dass der zweite Teil nun direkt auf der X-Box erschienen ist.
Denn "Crimson Skies – High Road to Revenge" ist klar ein Sequel, wenn auch auf den ersten Teil prinzipiell kein Bezug genommen wird und daher keine Vorkenntnisse notwendig sind. Doch wer den ersten Teil kennt, darf sich auf ein Wiedersehen mit vertrauten Gesichtern freuen.

Die präsentierte Story wird dem zuvor definierten Pulp-Anspruch in jedem Fall gerecht. Als ein befreundeter Wissenschaftler ermordet wird, macht sich Luftpirat und Frauenheld Nathan Zachary auf, diesem Rätsel nachzugehen. Dabei werden alle Register der Abenteuer-Unterhaltung gezogen, von charmant-flachen Helden bis hin zur mysteriös-diabolischen Gestalt eines gewissen 'von Essen'.
Einen Preis hat die Handlung sicher nicht verdient, aber sie untermalt die Prämisse des Spiels ganz wunderbar.

Das Spiel selbst gibt sich als überraschend freie Flugzeug-Action-Geschichte. Normalerweise beginnt man in jedem der insgesamt vier verschiedenen Gebiete zunächst, frei umher zu fliegen. Informanten und Auftraggeber sind entsprechend markiert – also fliegt man dorthin, betätigt die 'X'-Taste und schon erhält man einen Auftrag.
In der Regel bestehen diese daraus, Leuten Geleitschutz zu geben, Objekte einzusammeln, Rennen zu fliegen oder Schurken vom Himmel zu holen. Sind allerdings die Geplänkel einmal vorbei, wird das Areal von einer Reihe fester Missionen, die die Handlung dann zügig voran treiben, abgeschlossen.
Am Ende wartet stets ein knackiger und schön inszenierter Endgegner, die meist nicht nur imposant, sondern auch einfach groß sind. Wer auch 'Wild Wild West'-artige Riesenroboter steht, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen.

Die Steuerung ist exzellent gelöst und versetzt einen direkt in die Lage, sich wirklich wie ein legendärer Pilot zu fühlen. Die Primärwaffe (meist ein MG) feuert man mit der linken, die Sekundärwaffe (zumeist Rakteten) mit der rechten Schultertaste ab. 'B' und 'Y' regeln den Schub, 'X' ist wie schon gesagt die generische Aktionstaste, mit dem Steuerkreuz blickt man sich um und mit dem rechten bzw. linken Stick rollt bzw. lenkt man.
Der wirkliche Clou sind allerdings besondere Flugmanöver, die man mittels Kombination der beiden Sticks auslösen kann. Dazu drückt man die beiden in eine bestimmte Richtung und drückt dabei den rechten Ministick ein. Drückt man etwa beide nach links oder rechts und drückt den Knopf, so dreht man Schleifen in die entsprechende Richtung, drückt man nach unten oder oben wird eine schnelle 180°-Drehung vollführt. Es gibt aber noch weitere Manöver, so dass man tatsächlich einmal wilde und waghalsige Flugaktionen aus dem Ärmel schütteln kann.

Für Abwechslung ist dabei ebenfalls gesorgt. Mal muss man Luftabwehrkanonen besetzen und kleine Armeen zurückdrängen, mal fliegt man ein Wettrennen mit snobistischen englischen Gentlemen – ein Großteil der Missionen findet zwar in Form eines Kampfes gegen fremde Flugzeuge statt, aber es wird dank solcher Einschübe niemals langweilig.
Die schon angesprochenen riesigen Endgegner sind ebenfalls ein ganz eigener Typus, wollen zunächst Teil für Teil zerlegt werden und dann haargenau an ihren Schwachstellen beschossen werden. Das ist zwar nicht neu und schon auf 8-Bit-Konsolen so gewesen, dennoch macht es hier schlichtweg viel Spaß. Und insbesondere der Finalkampf dürfte jeden Spieler begeistern.

Die Präsentation ist dabei sehr vorbildlich. Die Grafik ist sehr schön und detailliert geraten und erfreut das Spielerauge mit unzähligen Details. Schlagen Raketen oder andere Geschosse in die Außenseite des eigenen Schiffes oder gar eines Zeppelins ein, so kommen Lecks oder verkohlte Stellen zum Vorschein. Fliegt man dagegen ganz dicht über der ohnehin wunderschönen Wasseroberfläche, so sammeln sich Wassertropfen auf der virtuellen Linse.
Die Weitsicht ist im Prinzip grenzenlos, dennoch sind stets zahlreiche detaillierte Objekte im Bild. Ein besonderes Highlight ist dabei sicherlich Chicago, in der etwa ein Viertel der Handlung spielt und die mit zahllosen Wolkenkratzern, schönen Texturen und mächtig viel Luftverkehr zeigt, was in dem Titel steckt.

Auch die Vertonung ist rundum gut gelungen. Neben passenden Soundeffekten begeistert vor allem die Musik, die direkt aus einem guten Abenteuerfilm entnommen zu sein scheint. Da macht es gleich doppelt Spaß, durch die Lüfte zu kreisen...

Spaß dürfte das Spiel übrigens auch Spielern aller Erfahrungsgrade machen. Mehrere Schwierigkeitsgrade stehen zur Auswahl, ein extra schwerer Modus kann erspielt werden. Zwar sind die letzten Abschnitte selbst auf 'leicht' vermutlich nicht ganz ohne, da es hier vor allem auf die Kontrolle über das eigene Flugzeug ankommt, doch ich denke, die Endgrafik des Spiels ist generell für jeden zu erreichen.

"Crimson Skies" ist ein vorzügliches Spiel. Gerade wenn man artverwandte Titel beschaut, etwa "Rebel Stike" auf dem GameCube, so muss man einfach anerkennen, dass der Microsoft-Titel besser ist.
Er steuert sich perfekt, sieht bombastisch aus, ist durchweg fair und hat eine nette Geschichte mit viel Pulp-Flair und einem sympathischen Helden. Wer gerne Abenteuer in Cockpits erlebt, darf diesen Titel nicht versäumen.


Action
X-Box
Microsoft, FASA Studio{jcomments on}
Nur für die X-Box erhältlich